Hurra, die Lage wird ernst
Jo, von Anja liebevoll umsorgt und dazu noch dieser herrliche
Sonnenschein, der die Gräser aufrichtete und die Blumen in allen Farben erblühen
ließ.
Wie herrlich hätte dieser Tag noch
sein können, auch wenn uns Frau Lucas so plötzlich überrascht hatte, ja auch
dann noch, als unsere verzweifelte Sucherei ohne greifbare Erfolge blieb. Das
waren kleine Pannen, wie sie jeder Tag für Mensch und Tier bereithält, und die
einem nicht die Laune verderben sollten. Um diesen schönen Tag in einen zu
verwandeln, an den man später nur mit Schaudern zurückdenken würde, dazu
bedurfte es ganz anderer, viel schlimmerer Erlebnisse.
Sie
kamen, aber sie ließen noch auf sich warten. Sonderbarerweise hatte ich mir die
ganze Zeit, seit Anja diese fieberhafte Aktivität entwickelte, eingebildet,
eine ihrer Handlungen könnte schlimme Folgen für uns haben, aber weit gefehlt.
Daß dieser Tag in Anjas und meinem Gedächtnis als ein rabenschwarzer Donnerstag
verzeichnet bleiben wird, geht allein auf Bullys Konto. Es ist weise
eingerichtet, daß man sich vertrauensvoll und ohne Arg durch die Stunden
tummelt, ohne zu ahnen, was ihre Nachfolger einem bringen. Auch ich hoppelte, schon
bald nach Anjas Stabversteckung, fröhlich und nichtsahnend durch den Garten.
Anja kochte Gulasch, und es duftete verführerisch bis zu mir heraus. Friedlich
ruhte unser ausgelegter Fallstrick:, denn daß es einer sein mußte, war mir
klar, unterm Schränkchen. Jetzt galt es nur noch zu warten, wenn ich auch nicht
wußte, worauf. Was sollte mich also daran hindern, mich unter dem ständig
wiederkehrenden Rieselstrahl des Gartensprengers zu ergötzen, oder mich eine
halbe Stunde lang damit zu vergnügen, eine Fliege zu fangen? Nichts.
Das Mittagessen verlief ohne
besondere Vorkommnisse. Bully nahm nicht daran teil, er war noch nicht zurück,
was Eddie veranlaßte, wütend zu verkünden, daß ihn der Kerl auf die Palme
bringe. Wahrscheinlich war er so ärgerlich, weil Bully immer noch nicht mit dem
Schneidbrenner aufgekreuzt war. Jo machte sich mit einem solchen Appetit über
den Gulasch her, daß ich fürchtete, er würde mir nichts mehr übriglassen. Es
schmeckte ihm offensichtlich so ausgezeichnet, daß er sich auch von Eddies
Schimpferei nicht die Mahlzeit verderben ließ.
Ab und zu huschte ich zu Anja in die
Küche. Ich wußte gar nicht recht, wo ich mich aufhalten sollte, wo genau der
Platz war, an dem ich das meiste erfahren würde. Bei Anja, die im Besitz des
Kästchens war, oder im Eßzimmer, wo die ungleichen Gesellen sich über Anjas
Gekochtem hermachten. So war ich einmal hier und einmal dort, wobei ich aber
zugeben muß, daß es in der Küche wesentlich langweiliger war, weil sich trotz
Kästchen nicht das geringste ereignete. Deshalb blieb ich später lieber gleich
im Eßzimmer. Anja putzte wieder einmal an Töpfen und Tellern herum, da hatte
sie sowieso keine Zeit für mich. Eddie lümmelte sich, als er mit Essen fertig
war, über den Tisch und stocherte wieder einmal ungeniert in seinen Zähnen
herum, und Jo rülpste zufrieden vor sich hin.
Von diesen kleinen Vergehen
abgesehen, herrschte heiligster Friede ringsum, bis dieses Riesenbaby
hereingetrampelt kam. Keuchend knallte er ein enormes Ding neben die Tür auf
den Boden, an dem zwei Behälter befestigt waren, die genauso aussahen wie die,
die James Bond bei seiner Unterwassertaucherei auf dem Rücken trug. Bully riß
gerade den Mund auf und wollte etwas sagen, als ihn Eddie anfuhr:
»Den hast du dir wohl erst noch
selber bauen müssen, was?«
Bully blieb ihm die Antwort nicht
schuldig. Er fauchte:
»Nächstens kann sich darum kümmern,
wer will. Ich bin doch nicht blöde. Wißt ihr überhaupt, wie schwer es ist, so
ein Ding zu beschaffen ohne aufzufallen? Den ganzen Tag nichts im Bauch und
dann auch noch von Pontius bis Pilatus rennen. Ich könnte mir auch was
Schöneres denken. Ne, nächstens ohne mich.«
Eddie tat so, als gäbe es für ihn
nichts Wichtigeres auf der Welt, als die Krümel, die er zwischen seinen Zähnen
suchte, obwohl er doch vorher so gespannt gewesen war, ob Bully es schaffen
würde, das Ding zu besorgen. Jetzt lag es da, und er sah es nicht einmal an.
»Ach ne, was du nicht sagst«,
bemerkte er gleichgültig, »du konntest dich ja früher darum kümmern. Du weißt ja
nicht erst seit heute, was wir Vorhaben.«
»Aber daß du darauf bestehst, daß
ein Schneidbrenner mit muß, das weiß ich erst seit Dienstag.«
»Und was hast du gedacht, wozu wir
dich
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