Hurra, die Lage wird ernst
meinen vier Beinchen,
was das Zeug hielt. Anja stand mir zugewendet und klatschte vor Freude in die
Hände.
»Du kannst ja tatsächlich schwimmen,
und wie! Du bist mir schon ein Teufelskerl von Hund« rief sie.
Dieses Lob war zweifellos
schmeichelhaft, aber welche Kämpfe ich mit dem nassen Element zu bestehen
hatte, bis ich Anja endlich erreichte und sie mich aus dem Wasser fischte und
auf die Arme nahm, ist gar nicht zu beschreiben. Kaum war ich glücklich ein
Stück vorgedrungen, wurde ich, wie von einer unsichtbaren Hand gepackt, wieder
zurückgeworfen. Ich konnte kaum meinen Kopf über Wasser halten, weil das Wasser
verrückt spielte und mir weißschaumige Bündel in die Augen spritzte. Vergeblich
biß ich hinein, um es zur Ruhe zu bringen, aber es kamen immer wieder neue
Wellen auf mich zu. Dieses kurze Stück bis zu Anja hatte mich mehr angestrengt,
als alle meine Schwimmstunden zusammengenommen. Darum war ich, ehrlich gesagt,
froh, daß ich auf Anjas Armen erst einmal ausruhen und endlich wieder richtig
Luft schnappen konnte.
»Du bist ein tapferer kleiner Kerl«,
sagte Anja und trüg mich zurück zu dem Platz, an dem sie ihre Sachen gelassen
hatte. Sie rubbelte mich mit einem großen weichen Tuch ab und sagte:
»So, und jetzt kannst du dich
gemütlich in die Sonne legen.« Nachdem auch sie sich Körper und Haare
getrocknet hatte, setzte sich sich neben mich und beschmierte sich von oben bis
unten mit einer starkduftenden öligen Suppe, die sie gleichmäßig auf alle
Körperteile verteilte.
Aber nach dem Baden kann ich mich
unmöglich ruhig verhalten, dann muß ich herumrennen, mich auf dem Boden wälzen,
mich bewegen, weil ein nasses Fell zu haben ein sehr unangenehmes Gefühl ist.
Also tat ich es auch jetzt. Ich raste über verschiedene herumliegende fremde
Körperteile und wälzte mich zappelnd auf dem Boden. Aber das hatte ich nicht
erwartet: Anstatt trocken und sauber, wurde ich nur noch schmutziger. Der Sand
setzte sich in meinem Fell fest, so daß ich über und über damit bedeckt war. Es
juckte entsetzlich, und je mehr es juckte, um so mehr wälzte ich mich herum, in
der Hoffnung, die störende Schicht loszuwerden. Nein, das war vielleicht eine
unangenehme Sache. Das ging so lange, bis mich Anja packte und wieder ins Meer
tauchte. Trotz meiner Not hörte ich, wie die von mir übersprungenen Leute über
Anja und mich schimpften.
Nein, das war nichts für mich.
Dieses sogenannte Strandleben behagte mir überhaupt nicht, und noch heute tun
mir alle Hunde leid, die man für drei oder mehr Wochen zu einer solchen Tortur
zwingt. Die armen Kerle müssen dann mit Herrchen und Frauchen im Salzwasser
baden, das allein schon fürchterlich auf der Haut juckt. Dann müssen sie sich
neben die sonnenhungrigen Herrschaften legen, brav in den Sand. Sie müssen die
Hitze ertragen, als wären sie genauso versessen darauf, braun zu werden wie
ihre Frauchen (oder auch Herrchen). Das ist kein Leben für einen Hund, das
wußte ich bereits nach dieser ersten Kostprobe. Es war wunderschön anzusehen,
dieses Meer, und für einen Menschen auch gewiß ein Quell ergötzlicher
Tätigkeit, aber nichts für mich.
Zum Glück hatte ich in Anja ein
verständnisvolles Frauchen, das von nun an nicht mehr darauf bestand, daß ich
mich an diesem nassen Vergnügen beteiligte. Fortan badete sie allein und ließ
mich gewähren. Ich durfte machen, was ich wollte. Hatte ich gerade Lust, den
Sandplatz mit ihr zu teilen, freute sie sich darüber, zog es mich dagegen mehr
auf die schattige Terrasse, dann hatte sie auch nichts dagegen einzuwenden, daß
ich sie aufsuchte. Es gab ja schließlich nicht nur das Meer, es gab soviel
Neues zu entdecken in diesem fremden Land.
Nach dieser ersten Badepleite, nach
dem Herumtollen und dem nochmaligen Eintunken wurde ich erneut abgerubbelt und
mir wurde ein annehmbares Plätzchen auf Anjas Bademantel angewiesen. Nach
Herumtollen hatte ich jetzt kein Bedürfnis mehr, ich war kuriert. Statt dessen
wendete ich jetzt lieber nach und nach jede meiner Körperseiten der wärmenden
Sonne zu, bis alle meine Haare wieder trocken waren. Anja lag neben mir, wühlte
von Zeit zu Zeit in meinem Fell herum und sagte:
»Damit es schneller geht, du armer
kleiner Schuftel.« Ja, sie war sehr fürsorglich und anscheinend auch müde, denn
nachdem sie eine Zeitlang auf dem Bauch gelegen und in die Gegend geblinzelt
hatte, fielen ihr die Augen zu und die Sonnenbrille von der Nase. Das war für
mich der Startschuß.
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