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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
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und tranken gemeinsam, sie oben, ich unten (heimlich), dann
ging’s weiter.
    Unser Wägelchen beförderte uns
viele, viele Kilometer weit, mehr wußte ich nicht, denn die Schilder, die die
Orte benannten, an denen wir vorüberbrausten, flogen so blitzschnell an meinen
Augen vorbei, daß es mir nicht ein einziges Mal gelang, die Buchstaben zu. entziffern.
Es war mir auch egal, wenn wir nur bald am Ziel waren. Autofahren ist ja ganz
schön, aber selbst wenn Anja oft genug anhielt, um mir die Möglichkeit zu
geben, meinen dringendsten Bedürfnissen ordnungsgemäß nachzukommen, so wird so
eine Fahrt für einen Hund auf die Dauer doch unbequem und auch langweilig.
    Als die Dämmerung langsam
hereinbrach, trat Anja auf die Bremse und verkündete:
    »Ende der Vorstellung, Schuftel.
Schluß für heute. Jetzt suchen wir uns ein schönes weiches Bettchen, einen
guten Koch und dann nichts wie in die Heija.«
    Wir fanden beides bei furchtbar
netten Leuten, die mir sogar einen eigenen Freßnapf servierten und absolut
nichts gegen meine Anwesenheit in ihrem Hause einzuwenden hatten. Dieses
Gasthaus hätte ich mit drei Sternen ausgezeichnet, wenn es einen Hunde-Baedeker
gäbe.
    Die Nacht war kurz, denn Anja hatte
den Wecker gestellt, der uns schon aus unseren Träumen riß, als es draußen noch
nicht hell war. Ein herrliches Frühstück jedoch weckte wieder all unsere
Lebensgeister, und so dauerte es nicht lange, da schnurrten wir erneut über das
betonierte Band, das die Landschaft: in Schnörkeln und Kurven durchzog.
    Plötzlich aber, es mußte schon gegen
Mittag sein, ging es nicht mehr weiter. Da stand Auto hinter Auto, und unser
kleiner roter Fiat bildete das Schlußlicht. Nur im Schrittempo ging es voran,
und so konnte ich diesmal ein großes Schild entziffern, auf dem stand: Zoll
Douane. Zwar hatte ich keine Ahnung, was das bedeuten sollte und warum wir hier
so lange warten mußten, machte mir aber auch keine weiteren Gedanken darüber.
Anja allerdings nahm die gedruckte Mittteilung nicht so gelassen hin. Immer
wieder sah sie fragend zu mir herüber, als erhoffte sie sich von mir irgend
etwas Bestimmtes. Schon seit einer ganzen Weile nagten ihre Zähne an der
Unterlippe herum. Sollte etwa Gefahr im Anzug sein?
    »Was mach’ ich bloß mit dir?« sagte
sie, fuhr wieder einen Schritt weiter und sah wieder zu mir herüber. Woher
sollte ich denn das wissen, ich wußte ja nicht einmal, warum sie etwas mit mir
machen wollte. Ich war zuerst zu Tode erschrocken, als sie mich völlig
unvermutet am Kragen packte. Sie klappte den Vordersitz, auf dem ich bis dahin
gesessen hatte, nach vorn und legte mich auf die kleine Fläche unter dem Sitz.
    Verflixt, das war eng, dagegen war
ja der Platz unter Bullys Sofa direkt eine Sportarena gewesen. Was sollte bloß
der ganze Zirkus?
    »Halt dich schön ruhig, Männlein,
nicht muksen, kapiert? Wenn der Zöllner dich erwischt, können wir uns
gratulieren, entweder er holt dich dann ’raus oder wir müssen beide zurück. In
jedem Fall gäbe es nur Ärger. Also mein Kleiner, wenn’s auch schwerfällt, schön
brav sein, es dauert ja nicht lange. Wenn wir drüben sind, holt Anja dich
sofort heraus.«
    Das schien die Stelle zu sein, an
der sie eigentlich die Bescheinigung über meine erfolgreich durchgeführte
Schutzimpfung hätte vorzeigen müssen. Sie schmuggelte mich also jetzt ohne
dieses Dokument nach Italien. Wenn es so war, wollte ich mich gerne dünn
machen. Der kleinste Platz, die unangenehmste Stellung, alles war mir lieber,
als ein Gang zu dem weißbekittelten Hundedoktor.
    Bitte glauben Sie mir, ich hatte den
besten Willen, alles tapfer durchzustehen, bis die gefährliche Stelle passiert
und Italien erreicht war. Was ich aber mitmachte in meinem Versteck, das kann
sich nur einer vorstellen, der sich einmal in ähnlicher Lage befunden hat, und
wer hat das schon? Vorsichtshalber hatte Anja auch noch die Decke hinter mich
geklemmt, auf der ich während der Fahrt gesessen hatte. Ich hatte Mühe,
überhaupt soviel Luft zu bekommen, wie ich nun einmal zum Atmen brauchte, und
dann diese Hitze!
    Meine Zunge hing so weit heraus, als
wäre sie als Teppich für diesen staubigen Boden gedacht. Nach wenigen Minuten
tat mir bereits jede Rippe einzeln weh, ich konnte mich weder umdrehen, noch
sonst meine Stellung verändern. So lauerte ich halb ergeben, halb verzweifelt,
auf den Augenblick, in dem endlich jemand kam und Anja aufforderte,
weiterzufahren. Zu allem Überfluß stieg mir auch noch der

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