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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
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bestimmten Abständen in ein Klatschen
überging. Ich war in der Nacht schon einmal wach geworden und hatte mich über
dieses undefinierbare Geräusch gewundert. Es hatte mich gestört, aber vor
lauter .Übermüdung war ich schließlich doch wieder eingeschlafen. Ich hätte zu
gerne gewußt, wodurch es entstand. Aber ich war ganz sicher, daß ich es noch
erfahren würde.
    Von wem die vielen verschiedenen
Gerüche allerdings stammten, die an allen Gegenständen in diesem Zimmer
hafteten, würde mir dagegen für alle Zeiten verborgen bleiben. Dies war ein
Hotel, und in einem Hotel wohnen viele Leute, immer wieder andere, und jeder
hinterläßt einen Hauch von sich. Jetzt würden sich unsere Gerüche mit den
bereits vorhandenen vermischen und die beste Hundenase der Welt würde sie
später nicht mehr auseinanderhalten können.
    Ein Bett, ein Schrank, ein
Nachtschränkchen, ein Tisch, ein Stuhl — das war die ganze Einrichtung. Nicht
gerade luxuriös mußte ich sagen, aber wahrscheinlich dem Zweck angepaßt.
Ungefähr gleichzeitig hatte Anja ihre Erledigungen und ich meine Beobachtungen
beendet. Ich wurde noch ein bißdien gestriegelt, sicher damit ich auch einen
guten Eindruck machte, und dann an die Leine genommen. •
    Und dann stellten wir uns den vielen
Blicken der versammelten Gästeschar. Ein freundlicher Mann begrüßte uns:
    »Buon giorno, signorina«, sagte er
höflich und wies auf einen der mit weißen Tüchern bedeckten Tische. »Prego,
signorina.«
    Alle Leute starrten uns an, als
kämen wir vom Mond. Gab es denn an uns etwas Besonderes zu sehen, oder hatten
sie bloß nichts anderes zu tun? Anja lächelte zufrieden vor sich hin, setzte
sich auf das Griffende meiner Leine, während ich mir meine neue Umgebung
zurückhaltend durch die krummen Eisenbeine ihres Stuhls hindurch betrachtete.
Viel war es nicht, was es von hier aus zu entdecken gab, außer einer Unmenge
nackter Füße, zum Teil auch solcher mit rotbemalten Zehennägeln. Alle diese
Füße steckten in ausgetretenen Latschen oder in Sandalen aller Ausführungen.
    Hier unten war das geheimnisvolle
Rauschen noch viel stärker zu hören als oben in unserem Zimmer. Lauschend hob
ich immer wieder den Kopf, aber es gelang mir nicht, seine Herkunft zu
ergründen. Zwischendurch streichelte Anja liebevoll meinen Kopf und versprach
mir erneut von oben herunter:
    »Gleich gehen wir beide schwimmen.
Kannst du überhaupt schwimmen?«
    Hatte sie eine Ahnung! Ein
kleingeschnittenes Wurstbrot schaffte die Voraussetzung, ihr dies schlagkräftig
zu beweisen. Nach beendeter Mahlzeit hatten wir es beide eilig, endlich ins
Wasser zu kommen. Zu diesem Zweck vertauschte Anja ihr Kleidchen und den
übrigen Krimskrams mit einem winzigen rosa Höschen und einem an den richtigen
Stellen tüchtig ausgebeulten Oberteil, hängte sich einen krullig weißen Mantel
über die Schultern, verstaute noch ein paar Sachen in einer bunten Tasche und
lief dann mit mir die Treppen hinunter.
    Von der Terrasse, auf der wir
gefrühstückt hatten, führten ein paar Stufen direkt hinunter in den Sand. Meine
kurzen Beinchen versanken tief darin, als ich hinuntersprang. Soviel Sand hatte
ich mein Lebtag noch nie auf einem Haufen gesehen. Anja stapfte zielstrebig
hindurch und ich hoppelte ziemlich skeptisch hinterher. Dann schien sie ein
geeignetes Plätzchen gefunden zu haben, an dem sie sich niederlassen wollte.
Sie legte ihre Sachen auf diese Stelle und ging mit mir weiter, bis wir
plötzlich nasse Füße bekamen.
    Hier unten war das Rauschen am
allerstärksten, meine Ohren waren voll davon und meine Augen sahen nichts als
Wasser, überall bewegtes, grünes Wasser, und das Wasser machte auch das
Rauschen. Anja hockte sich neben mich und drückte mich an sich.
    »Das ist das Meer, Schuftel, schau,
wie herrlich das Meer ist!« Es war wirklich überwältigend schön, das Meer, und
so groß! Wer mochte dieses riesige Bassin gebaut haben? Anja sagte es mir
nicht, sie hüpfte vielmehr in das uns ständig entgegenströmende Naß und
spritzte mich, der ich immer noch am Rande verharrte, mit beiden Händen naß.
Lachend bückte sie sich, schaufelte immer wieder eine neue Ladung gegen mich
und rief:
    »Komm Schuftel, komm her zu Anja,
oder bist du ein Angsthase?«
    Ich ein Angsthase? Zwar war es
reichlich viel Wasser, was sich mir da bot, aber wenn es Anja darin soviel Spaß
machte, dann würde auch ich meine Freude haben, darin herumzupaddeln. Also
stürzte ich mich hinein in die Flut und strampelte mit

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