Hurra wir kapitulieren!
diskutierte, freilich ohne dass der Gegenstand der Debatte gezeigt wurde.
Als der Lehrer von seiner Erfahrung berichtete, wurde auch die Mohammed-Zeichnung gezeigt, allerdings so »verpixelt«, dass man nichts erkennen konnte. Seitdem steht das senderinterne Kürzel »haf« nicht für »hart aber fair« sondern für »hart aber feige«.
Wie man es richtig machen muss, so dass alle etwas davon haben und niemand sich beleidigt fühlt, das führte ausgerechnet RTL 2 mit einer Dokumentation aus der Reihe »Das Experiment - 30 Tage Moslem« vor. Eine 26 -jährige Studentin, Stefanie, die vom Islam kaum mehr weiß, als dass die »Männer mehrere Frauen haben dürfen, aber Frauen nur einen Mann«, zieht für 30 Tage bei den Osmans ein, einer kinderreichen moslemischen Familie aus Ägypten, die seit vielen Jahren in Berlin lebt. Vater Mahmud arbeitet als Taxifahrer, seine Frau macht den Haushalt, die Kinder gehen auf die Schule oder arbeiten. Es sind herzliche Menschen, die ihren deutschen Gast mit orientalischer Gastfreundlichkeit empfangen. »Diese Berliner Familie lebt in der besten aller Parallelwelten«, schreibt die »Welt«, die Söhne sind zwar Machos, die der Mütter im Haushalt nicht mithelfen, und die Töchter dürfen nicht allein in die Disko, aber davon abgesehen ist alles in Ordnung.
Stefanie hat sich für ihr »Experiment« eine besondere Zeit ausgesucht, Ramadan, den Fastenmonat. Sie steht im Morgengrauen auf, um mit den Osmans zu frühstücken, und fastet dann bis zum Sonnenuntergang, sie legt den Minirock ab und zieht ein Kopftuch zum langen Kleid an, kurzum: Sie lebt 30 Tage lang wie eine Muslima und findet alles aufregend, cool und spannend. Am Ende fällt ihr der Abschied von den Osmans schwer, sie gehören »zu den friedlichsten und liebevollsten Menschen«, die sie je getroffen hat.
Der Film ist nicht so kitschig, wie es die Inhalts-angabe vermuten lässt, was vor allem daran liegt, dass die Osmans sympathische Menschen sind, die mit einer erstaunlichen Selbstsicherheit vor der Kamera agieren. Sie fühlen sich wohl in ihrem »Kairoer Barock« mitten in Berlin, und Stefanie fühlt sich wohl bei ihnen.
Leider beruht der Film auf einem Gedankenfehler: Wenn man eine moslemische Familie nicht als Exoten vorführen, sondern einen Beitrag zur Integration von Ausländern leisten wollte, hätte man eine junge Muslima in eine deutsche Familie schicken müssen. Damit sie das Kopftuch ablegen, das lange Kleid gegen einen Minirock tauschen und ausprobieren kann, wie es sich in einer deutschen Familie lebt.
Weil das aber nicht möglich ist, weil keine moslemische Familie sich auf so ein Experiment einlassen würde, das den Marktwert der Tochter ruinieren könnte, wurde es andersherum inszeniert. Das war zwar sinnlos, zeigte aber, wie Integration nach den Regeln des Appeasements funktioniert: Eine junge deutsche Frau zieht sich ein Kopftuch an und verwandelt sich in eine Muslima. Eine junge Muslima, die ihr Elternhaus verlässt, um »wie eine Deutsche« zu leben, riskiert es dagegen, vom Familienrat zum Tode verurteilt zu werden.
Die RTL 2 -Dokumentation »Das Experiment - 30 Tage Moslem« wurde im Mai 2006 mit dem Civis Fernsehpreis ausgezeichnet - für TV-Beiträge, »die das friedliche Zusammenleben in Europa fördern«.
»Ein persönliches, inoffizielles und vertrauliches Gespräch«
Zu den Übungen, an die wir uns inzwischen so gewöhnt haben, dass wir sie kaum noch wahrnehmen, gehört die ständige Unterscheidung zwischen »Islam« und »Islamismus«. Der Islam ist gut, eine Religion des Friedens, der Islamismus ist böse, eine militante Bewegung, die den friedlichen Islam missbraucht. Aber irgendwie hängen beide natürlich doch zusammen, der Islam und der Islamismus. Man könnte vermuten, wenn das nicht schon wieder eine Provokation wäre, dass es sich um eine Paarung wie »Alkohol« und »Alkoholismus« handelt: In kleinen Portionen sehr gut verträglich und anregend, in größeren Mengen gefährlich und schädlich, weil das Bewusstsein benebelt wird. Deswegen spricht man ja auch von »Alkoholmissbrauch«. Es scheint, als würde es sich in beiden Fällen vor allem um eine Frage der Dosierung handeln.
Wohl aus dieser Überlegung heraus hat das Bundesamt für Verfassungsschutz in Zusammenarbeit mit dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung eine Ausstellung in Berlin organisiert, die sich um eine saubere Trennung der beiden Termini bemühte: »Die missbrauchte Religion - Islamisten in
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