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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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mir doch, das ist zur Zeit nicht gefragt! Dafür sollen die Leute – wieviel ko … kostet das D … Ding?«
    »Achtzig Reichspfennige.«
    »Sollen sie achtzig Reichspfennige au … ausgeben? N … Niemals! L … Lieber d … drei Z … Züge Lucky-Strike als so was. U … und ich bin ein Mann, der es gut mit Ihnen meint.«
    »Ein betrunkener Lümmel sind Sie!« schrie der Textchef Dr. Walter Drissen und schlug wieder auf den Tisch.
    »Doktor Drissen«, sagte Jakob liebenswürdig, »wenn Sie noch ein einziges Mal mit Ihrem Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Ärmchen angeben, sind Sie fristlos gekündigt. Fristlos, habe ich gesagt.« Und mit einem um Entschuldigung bittenden Lächeln zu Schreiber: »Bitte, fahren Sie fort.«
    »Mu … Mut machen müssen Sie den Menschen. Sie zum
Lachen
bringen! Ihnen zeigen, daß es anderen genauso dreckig gegangen ist und dreckig ge … geht wie ihnen! Daß alles mal bergauf und mal bergab läuft auf dieser We … Welt, und da … daß es nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch noch Zwischentöne gibt!« Schreiber trank, er hatte sich heiser geredet. Jakob goß wieder nach. »Ni … Nicht soviel Eis, bi … bitte«, sagte Schreiber.
    »Sie haben ausländische Nachrichtendienste. Sie haben Fotos aus der ga … ganzen Welt. So viele interessante und ergreifende und Mu … Mut machende und ko … komische Geschichten passieren jede Minute! Ich weiß, wovon ich rede, ich le … lebe seit einem Jahr davon! In dieser Illustrierten muß
jetzt
stehen, was die Menschen
jetzt
nachfühlen können und was sie
aufrichtet!
O … Ohne Pathos und ›Literatur‹!« (Man hörte Herrn Schreiber die Anführungszeichen deutlich an!) »Ga … Ganz einfach ge … geschrieben! Nicht so fein und schöngeistig und hochgestochen, daß es keiner versteht und keinen interessiert.«
    »Und wofür interessiert sich jeder im Moment?«
    »Zum Beispiel fürs Fressen«, sagte Schreiber und trank.
    »Bravo!« rief Jakob, der andächtig an Schreibers Lippen hing.
    »Und zwar fürs ga … ganz ordinäre F … Fressen, darum sage ich auch Fr … Fressen und nicht Essen … Sehen Sie, ich kenne viele Leute … auch einen alten Ganoven. Hat sein halbes Leben lang gesessen. Ist gerade zufällig in Freiheit. Der hat sich die tollsten Dinge erlaubt in den letzten dreißig Jahren – und er erlaubt sie sich heute! Wi … Wissen Sie, wann der jedesmal einen blendenden Einfall für eine neue Gaunerei bekommt?!«
    »Wann?« fragte Jakob andächtig.
    »Immer wenn er Kuchen ißt«, sagte Schreiber. »Verstehen Sie, wa … was ich meine? Den Kerl kann ich her … herbeischaffen. S … Soll seine Geschichte auf To … Tonband erzählen. W … Wird der Liebling Ihrer Leser werden – erstens, weil er nie
arme
Leute geschädigt hat, zweitens wegen seiner Kuchenfresserei! Sie haben zwei Fliegen auf einen Schlag: Das Interesse des Lesers – des
ge
 …
ge
 …
gegenwärtigen
Lesers! – an Kuchen, an Süßem, an allem, was er
nicht
hat, und
dazu
noch das Interesse an witzigen Gaunereien, das d … die Leser zu a … allen Zeiten gehabt haben.«
    »Da ist was dran …«, sagte der Schlußredakteur beeindruckt.
    »Und o … ob da was dran ist! Das wäre eins! Das zweite wäre die Langeweile im Blatt. Es ka … kann den Menschen noch so dreckig gehen – immer werden sie sich für Menschen interessieren, denen es
noch
dreckiger geht! Für Verbrechen, Unglücke, Katastrophen.«
    »Wir wollen kein Revolverblatt …«, begann der Textchef, aber Schreiber unterbrach ihn: »Wir wo … wollen eine große Illustrierte – oder? Wir wo … wollen Meinungen und Informationen vermitteln. Aber nicht so, wie es hier geschieht. Nicht
gleich
so! Wir brauchen – im Moment! – was sen … sensationell Kri … Kriminelles. Und was sensationell Me … Medizinisches – wird sich ja noch was finden bei drei Diensten!«
    »Nur so weiter«, sagte der Textchef Dr. Drissen.
    »Weiter … D … Der Roman! Der Ro … Roman, den Sie au … ausgewählt haben, ist literarisch ungeheuer wertvoll. Es wird ihn nur kein Mensch, der so viele Sorgen hat, wie wir alle jetzt, le … lesen. Jetzt brauchen wir etwas, das den Menschen zeigt: A … Andere saßen auch schon mal in der Schei … Verzeihung, Frau Doktor. Und sind herausgekrabbelt. Etwas
Optimistisches!
N … Nicht mä … märchenhaft, unglaubwürdig optimistisch! Sondern so, daß jeder es glaubt, mi … mitgeht und sagt, ja so war das, das hätte so

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