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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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sein können, hoffentlich kommen die armen Leute wieder raus aus dem Dreck, ver … verstehen Sie?«
    »So einen Roman gibt’s nicht!«
    »Und o … ob es so einen Roman gibt! Es ist überhaupt
der
Roman, de … der als e … erster in Ihrer Z … Zeitschrift erscheinen muß. Der Mann, der ihn geschrieben hat, der hat immer fürs Volk geschrieben. Er heißt Hans Fallada. Und der Roman, an de … den ich denke, heißt KLEINER MANN, WAS NUN ?«
    »Herrgott,
das
ist ein Titel! Für uns
alle
jetzt«, sagte Jakob begeistert.
    »D … Das war schon da … damals, um 1930, ein Ti … Titel für alle, Herr Formann!«
    »Aber Fallada ist doch vor kurzem gestorben«, sagte der Textchef. Und fügte gehässig hinzu: »In der Ost-Berliner Charité. An den Folgen von lebenslangem Alkoholmißbrauch.«
    »Und die Re … Rechte an seinen B … Büchern liegen beim R … Ro … Rowohlt-Verlag«, sagte Schreiber, die Attacke ignorierend.
    »Der gibt sie uns doch nie …«
    »Der gi … gibt sie uns
ja
, wenn
ich
darum bitte.«
    »Wieso Sie?«
    »Weil mein Verleger und Ro … Rowohlt Freunde sind«, sagte Schreiber.
    »Sie haben Bücher geschrieben?«
    »We … Wenn Sie verzeihen, ja.«
    »Noch nie was davon gehört.«
    »Wenn Sie was da … davon gehört hätten, säße ich ni … nicht hier.«
    »Ja, also wenn Sie glauben …«, begann Frau Dr. Malthus.
    »Ich glaube ni … nicht, ich
weiß
«, sagte Schreiber. Und dann sagte er eine Stunde lang, was er noch zu sagen hatte. Zuletzt war die Whiskyflasche zu drei Vierteln leer, und zu drei Vierteln stimmten die Anwesenden auch Schreibers Ansichten zu.
    »Aber wer soll das alles schreiben und umschreiben?«
    »Ich«, sagte Schreiber schlicht.
    »
Sie?
Mit all dem werden Sie doch
nie
rechtzeitig fertig! Wir müssen ganz, ganz schnell raus mit der ersten Nummer!«
    »Ich we … werde noch mit v … viel mehr fertig«, sagte Schreiber. »Ich stottere so hu … hurtig, wie ich schrei … eibe. Ich wollte, ich hätte was Anständiges gelernt. Aber ich hab’ fünf Jahre lang Leute um … umbringen müssen, die ich nie ge … gesehen hatte, die ich nicht ka … kannte, bloß damit nicht sie mich um … umbringen … Gi … gibt auch noch ein paar sehr gute Romane von Erich Maria Remarque, im E … Ex … na! Exil geschrieben. Und einen H … Ho … Holländer, Jan de Hartog heißt er … Über den Textteil von OKAY ma … machen Sie sich keine Sorgen, Herr Doktor Drissen! We … wenn Sie nur ein bißchen auf mich hören, wird alles ge … gehen wie geschmiert.«
    »Was haben Sie da gesagt?« fragte Frau Dr. Malthus. » ORCHIDEE heißt unsere Illustrierte!«
    »Da … Das ist kein Name für eine Illustrierte! Herr F … Fo … Formann und i … ich haben uns auf OKAY geeinigt«, sagte Schreiber. Zum ersten und letzten Mal in ihrem Leben sagte Frau Dr. Ingeborg Malthus ›du‹ zu ihrem Verleger, Partner und Bettgenossen.
    Sie sagte: »Du verdammtes Schwein.«
    Danach erlitt sie einen Schwächeanfall und glitt vom Stuhl.

79
    Als sie zu sich kam, hatte sie das Gefühl, ersticken zu müssen. Schreiber kniete neben ihr und flößte ihr Whisky ein. Frau Dr. Malthus spie einen Mundvoll aus.
    »Mein Go … Gott, die … diese Verschwendung«, sagte Schreiber erschüttert.
    Anschließend gab es dann eine Abstimmung. Demokratisch, nicht geheim. Jeder sagte offen seine Meinung zu dem neuen Titel.
    Die offene demokratische Abstimmung ergab achtundzwanzig Stimmen dafür und eine dagegen. Die eine Gegenstimme stammte von Frau Dr. Ingeborg Malthus.
    »Bevor ich zustimme, bringe ich mich lieber um!« rief sie.
    »Okay«, sagte Jakob angeregt.
    Der UP -Fernschreiber begann zu rattern.
    Schreiber schlenderte hin.
    »Ah, was Neues von den No … No … Nonnen«, sagte er.
    In der Nähe von Athen hatte die Polizei vor einer Woche ein Nonnenkloster ausgehoben und festgestellt, daß in diesem zahlreiche Kinder unter grausamen Umständen getötet worden waren. Der UP -Fernschreiber tickerte weitere Informationen.
    »Da … Das ist noch etwas, das wir ei … einführen so … sollten«, sagte Schreiber. »Mi … Mit so vielen Nachrichtendiensten … Wir haben mehr Platz als die Tageszeitungen. Wir kö … könnten jede Woche so eine Se … Se … Sensationsgeschichte, egal, wo … wo in der Welt sie sich zutrug, bringen.«
    »Wir brauchen fast drei Wochen zur Produktion einer Nummer! Da sind wir doch längst nicht mehr aktuell!« rief der Layouter.
    »Sind wir

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