Hurra, wir leben noch
eines Do-Raketenwerfers. Und sah dabei lächelnd zu Jakob herab, wobei sie ihm einen Zettel in die Hand gleiten ließ. Der Senator las stehend, was er diktiert hatte. (Er stand die ganze Zeit.)
Jakob entfaltete vorsichtig den Zettel und las: ›Heute abend um 8 Uhr wieder bei mir?‹
Er nickte.
In Jills Gesicht ging die Sonne auf.
Der Senator strahlte Jill an.
»Ich danke Ihnen, liebe Jill. Das haben Sie wunderbar getippt.«
»Danke, Senator.« Jills Hüfte streifte Jakobs Schulter, als sie hinausging. So ist es schön, dachte Jakob. Er sah gerne glückliche Menschen.
Der Senator nahm stehend einen besonders schönen Plastic-Kugelschreiber zur Hand, um seine Unterschrift auf dem Brief anzubringen. Der Stift lag ihm schräg in der Hand. Jakob blinzelte. In dieser Lage sah man auf dem Schaft ein nacktes Mädchen – in Farben! Der Senator stellte den Stift gerade – das Mädchen war verschwunden.
»Toll«, sagte Jakob.
»Was? Ach so, das kleine Spielzeug hier! Ja, das ist schon komisch, hahaha! Wollen Sie mal …?«
Jakob wollte mal.
Er bekam den Kugelschreiber und kippte ihn immer wieder. Immer wieder tauchte die Nackte auf und verschwand.
»Ach, das bringt mich auf eine Idee, Senator …«
»Ja?« Connelly überschlug sich vor Herzlichkeit. »Was für eine Idee, lieber Mister Formann?«
»Ich … äh … ich bin auch hier, um Lizenzen für die Fabrikation von Plastics zu kaufen. Das ist ja eine Riesenindustrie bei Ihnen, habe ich gehört.«
»Stimmt.«
»In Deutschland gibt’s das überhaupt noch nicht …« (Hier irrte Jakob. Auch in Deutschland gab es Plastics – schon seit langer Zeit. Es war Jakob indessen nie aufgefallen, daß zum Beispiel die Gehäuse der ›Volksempfänger‹-Radios, die der ›geliebte Führer‹ dem deutschen Volke beschert hatte, aus Plastic gewesen waren – nur hieß das in Deutschland ›Kunststoff‹. Und Deutschland hinkte in Sachen ›Kunststoff‹ ganz erheblich hinterher.) »Das ist eine hochinteressante Sache und …«
»Warten Sie!« Der Senator wollte sich setzen, schnellte aber mit einem Wehlaut wieder empor. (Junge, muß Jill den bearbeitet haben, dachte Jakob und drückte herzlich die alte Hasenpfote.) »Da kann ich Ihnen weiterhelfen! Ich bin bestens befreundet mit dem Boß eines der größten Plastic-Konzerne in den Staaten. Rufe ihn gleich mal an …«
»Wirklich, Sie machen sich zuviel Mühe, Senator!«
»Mühe? Es ist mir doch eine Freude!« Connelly stand über die Telefon-Sprechanlage gebeugt und flötete: »Ach, liebe Jill, verbinden Sie mich doch mit Boston. Donald … ja, sehr richtig, Donald Atkinson! Ich danke Ihnen, liebe Jill!«
Drei Minuten später war das Gespräch da. Der Senator führte es im Stehen. Ab und zu massierte er mit seiner freien Hand den Rücken dabei. (Der muß auch hübsch aussehen, dachte Jakob.) Es war ein überaus freundschaftliches Gespräch …
»… Jakob Formann! Österreicher! Großartiger Mann, ganz hervorragend … Werdet euch glänzend verstehen … Hat hier noch so zwei Wochen zu tun … Was? … Geschäfte mit dem Pentagon! … Ich sage dir ja, ein toller Kerl!« Connelly blinzelte Jakob zu. »… Riesenauftrag, ja! … Muß noch verhandeln … Aber dann kann er zu dir nach Boston kommen … Wie? … Weiß ich nicht … Lizenzen für die verschiedensten Arten von Plastics! Du wirst was … wie? … Ach so, sehr gut, du wirst ihm deine Werke zeigen … Auf diese Weise sieht er halb Amerika, hahaha! Zwanzig Staaten und … Ja … Nein … Ja … Das wäre natürlich äußerst nützlich … einen Experten! Einen erstklassigen Experten, der mit meinem Freund Formann zurück nach Europa fliegt und das ganze Know-how mitbringt! Prima, Don, prima … Bitte? … Nein, da kannst du ganz beruhigt sein! Für den Mann bürge ich! Der ist okay! Hat tadellose Bankverbindungen. Und verdient ja mehr als genug, wenn er vom Pentagon den Riesenauftrag bekommt. Großer Mann in Deutschland! Übrigens, das ist doch klar, Don, alter Junge: zwanzig Prozent für mich! … Na,
ich
bringe dir doch diesen Mann! Dieses Geschäft! … Zehn Prozent? Kommt nicht in Frage! Dann schicke ich meinen Freund woanders hin … Wie? Also meinetwegen, fünfzehn Prozent für mich. Okay, Don, okay! Nichts zu danken …«
90
In Amerika gibt es viele vornehme und feine Städte.
Die vornehmste und feinste Stadt Amerikas heißt Boston, sagen die Bewohner von Boston. So was von vornehm und fein gibt es nur einmal!
Am
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