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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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gekriegt?«
    »Kein einziges. Wo habt ihr sie hingeschickt?«
    »Na, ins Kulturhaus nach Rostow!«
    »Da liegen sie wohl noch. Was ist los? Geht die Serie wirklich so gut?«
    »Gut? Das ist überhaupt kein Ausdruck!« Kornfeld schrie jetzt. »So was war noch nie da! Zweihunderttausend Exemplare mehr nach den ersten drei Teilen! Und wir steigen und steigen!«
    »Dann muß der Schreiber weiter- und weiterschreiben!«
    »Das ist ja das Kreuz! Er will nur eine kurze Serie, sagt er.«
    »Quatsch! Ich kenne ihn doch, den Lumpen, den versoffenen. Mehr Geld will er! Und jetzt hat er uns in der Ecke und kann uns erpressen. Er muß einfach weiterschreiben! Und wir müssen ihm mehr Geld geben!«
    »Gott sei Dank, daß Sie das bewilligen, Herr Formann. Es kommt hundert- und tausendfach wieder rein! Sie wissen ja, was ich früher immer gesagt habe: ›Text, das ist der Dreck, der zwischen den Inseraten steht!‹ Ich habe mich geirrt. Jetzt, beim HUMMER , da sind die Inserate der Dreck, der zwischen dem Schreiber seiner Serie steht!«
    »›Chivas‹ muß er saufen«, brummte Jakob. »Vor ein paar Jahren hat’s noch ›Johnnie Walker‹ getan. Und ganz am Anfang Weinbrandverschnitt. Mit der Bundesrepublik geht’s bergauf!«
    »Toi, toi, toi, Herr Formann. Nicht verschreien!«
    »Da haben Sie recht, nicht verschreien«, sagte Jakob und klopfte auf Holz. Als er sich verabschiedet und das Gespräch beendet hatte, kam der fette Arnusch Franzl in die Halle. Er strahlte.
    »Du strahlst ja so, Franzl?«
    »Nachricht für dich!«
    »Was für eine Nachricht?«
    Der Arnusch Franzl ließ sich ächzend auf eine ächzende Couch krachen. »Na, du warst doch so außer dir wegen dem Hasen … Wo der ist … Ob der sich was angetan hat … Völlig meschugge warst du, als du angekommen bist … Da habe ich mir gedacht, ich muß mich gleich selbst darum kümmern …«
    »Und? Wo ist der Hase?« flüsterte Jakob.
    »Gleich. Laß mich erzählen, wie ich es angefangen habe. Ich habe alle unsere Piloten verständigt. Die haben die besten Verbindungen zur Polizei auf den Flughäfen.«
    »Wieso Flughäfen?«
    »Mein Bester, was tut eine Frau, die gerade ihre Wohnung und ihr Geschäft verkauft und ihren Geliebten verloren hat, in ihrer Verzweiflung?«
    »Na was? Red schon. Was tut sie?«
    »Sie haut ab von dort, wo es passiert ist, habe ich mir gesagt. So weit wie möglich haut sie ab. Bloß an nichts mehr erinnert werden. So denke ich. So denkt jede Frau.«
    »Du bist ja gar keine.«
    »Aber ich kann mich in eine hineinfühlen«, erklärte der Arnusch Franzl triumphierend. »Und ich hab’ mich richtig hineingefühlt! Die haben auf allen großen Flughäfen nachgeschaut – unseren Piloten zuliebe –, wer um diese Zeit herum – August, September fünfundfünfzig – weit weggeflogen ist …«
    »Sie hätte ja auch ein Schiff nehmen können.«
    »Hätte sie, ja. Aber hat sie nicht. Wie es so geht im menschlichen Leben. Geflogen ist sie!« Der fette Franzl schlug auf einen Zettel, den er in einer Hand hielt. »Und zwar mit der LUFTHANSA ! Erster Klasse! Von Orly aus! Am vierzehnten August 1955 um zwanzig Uhr zehn mit Flug fünfhundertundelf über London nach Los Angeles!«
    » LUFTHANSA ? Nach Los Angeles?«
    »Sage ich doch, mein Guter.«
    »Aber warum? Was macht sie in Kalifornien?«
    »Das habe ich natürlich nicht rauskriegen können, mein Bester.« Jakob krachte gleichfalls auf die Couch.
    »Ich werde verrückt. Nach Kalifornien«, murmelte er …

13
    JUNGE NEGER!
    Seid ihr das Opfer rassisch bedingter Vorurteile? Weigern sich weiße Mädchen, sich von euch nach Hause begleiten zu lassen? Als Soldaten der USA könnt ihr ins Ausland reisen! Die weißen Mädchen in Deutschland, England und Frankreich warten nur darauf, euer gesundes Lachen zu sehen! Meldet euch noch heute zur Armee!
    »Sauerei so was«, sagte Jakob wütend und schlug mit der flachen Hand auf die große Annonce im Inseratenteil der Zeitung. »Den armen Jesus haben sie zuerst ins Ausland geschickt und dann daheim umgebracht, verflucht, verflucht, verflucht!«
    »Hör schon auf«, sagte sein alter Freund George Misaras. »Steht also wieder nichts drin, was?«
    »Nicht die Spur.«
    »Hätte ich dir sagen können. Der Hase will nicht. Oder er ist schon längst woanders.«
    »Fünf Detektive habe ich engagiert hier in Kalifornien!« erregte sich Jakob. »Glaubst du, ein einziger hat auch nur die Spur von einer Spur gefunden?«
    »Das glaube ich dir aufs Wort, daß keiner eine

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