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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Elektrodollars, Multidollars, Deutschmark, Rubel, Rin, Pfund und Schekel. Das internationale Währungssystem ist es, das das Leben auf diesem Planeten bestimmt! Bejammere nicht Amerika! Bejammere nicht die Demokratie! Es gibt kein Amerika mehr. Und keine Demokratie! Es gibt nur noch IBM und ITT und AT & T und DuPont, Dow, Union Carbide und Texaco. ›Was glaubst du wohl, worüber die Russen bei ihren Ministerratssitzungen reden?‹ läßt Chayefsky diesen Schauspieler sagen. Über Karl Marx? Daß ich nicht lache! Die ziehen ihre Linearprogramme hervor, ihre Statistiken, ihre Mini- und Maximierungsvorschläge – als die guten kleinen Systemanalytiker, die sie sind! Dann werden die Preis-Kosten-Effekte ihrer Transaktionen und Investitionen per Computer eruiert, ganz genauso, wie das bei uns geschieht! Die Welt ist ein Unternehmenskollegium geworden, Jake, so ähnlich sagt das der Paddy Chayefsky, gnadenlos unterworfen den unverrückbaren Gesetzen des Business.
Business!
Business beherrscht unsere Erde, sonst nichts, Jake, sonst überhaupt nichts!«

14
    George Misaras hatte das Fertighaus-Zentrum also nach South Gate verlagert und erweitert. Es war inzwischen ein riesiges Unternehmen geworden, viele Male größer als Jakobs Werke in der Bundesrepublik, die nach wie vor Karl Jaschke leitete. Der war gerade nach Karania geflogen, um dort für die Obdachlosen der eben in die Freiheit entlassenen Republik Fertighaus-Fabriken zu bauen im ersten Entwicklungshilfe-Projekt unseres Freundes Jakob.
    Jakob hatte Fertighaus-Unternehmen in sieben Ländern der Erde errichtet – das in Los Angeles war das größte. Ununterbrochen unterwegs, kam er auch immer wieder zu George Misaras – diesmal war er auf dessen telefonischen Notruf aus Düsseldorf gekommen mit seiner ›Superconstellation‹. Misaras hatte ihn im Hause des Arnusch Franzl erreicht …
    »Jake, hier brennt’s!«
    »Was soll das heißen?«
    »Wir werden bestreikt. Die Gewerkschaft hat geradezu unverschämte Lohnerhöhungen gefordert.«
    »Was heißt ›unverschämte‹? Alles wird teurer, George! Leben und leben lassen! Die armen Schweine, deine Arbeiter, kommen einfach mit ihrem Geld nicht mehr aus!«
    »Ich habe ihnen ja auch mehr geboten! Ich schwöre dir, Jake – wir waren doch beide einmal arme Hunde –, ich bin doch kein Scheißkapitalist, ich fühle doch mit den Arbeitern! Alle ihre Forderungen habe ich erfüllt!«
    »Na und?«
    »Die Gewerkschaft hat die Forderungen noch höher geschraubt! So hoch, daß sie irrsinnig sind! Darauf kann ich nicht mehr eingehen, sonst machen wir Pleite! Wir stehen seit drei Wochen still! Die ganze Produktion bleibt liegen! Wir haben terminierte Lieferungen! Wenn wir die Termine nicht einhalten, setzt es Konventionalstrafen, die sind nicht von schlechten Eltern! Und wir kommen als unzuverlässiger Betrieb auf die Schwarze Liste und kriegen überhaupt keine Aufträge mehr!«
    Jakob begriff schnell.
    »Corbett!«
    »Klar, Corbett. Nur beweisen kann ich es nicht.«
    Corbett Inc. war gleichfalls ein Werk für Fertighäuser in Los Angeles. Bislang hatte es im Wettbewerb mit Jakobs Unternehmen hoffnungslos zurückstecken müssen – genauso wie Jäger & Hampel in Deutschland! Jakobs Fertighäuser (also eigentlich die von Christoph & Unmack in Niesky) waren eben die besten! Deshalb vergab das Pentagon schon seit geraumer Zeit auch wieder an Jakobs deutsche Werke Riesenaufträge. In Vietnam wurde es heißer und heißer. Dort stand ein großer Krieg unmittelbar bevor. Noch blieb es bei amerikanischer Militärhilfe und amerikanischen Militärberatern da unten. Noch! Bald würde Jakob nicht mehr aus den Augen schauen können, wenn die Amis in Vietnam aktiv eingriffen, und das stand fest zu erwarten. Dann würden seine deutschen Werke (wie schon anläßlich des Korea-Krieges) Tag und Nacht arbeiten müssen.
    Corbett Inc. bekamen keine Pentagon-Aufträge. Und auch sonst konnten sie Jakobs Konkurrenz wenig entgegensetzen. Alle großen zivilen Aufträge erhielt sein Stellvertreter George Misaras.
    Und jetzt streikten bei dem die Arbeiter, obwohl er ihre Forderungen erfüllt hatte? Jetzt schraubte die Gewerkschaft diese Forderungen in unsinnige Höhen? Ausgerechnet jetzt? Jetzt, wo man bei Corbett Inc. rasend sein mußte darüber, daß man keine Pentagon-Aufträge bekam?
    Dieser Streik war von Corbett inszeniert worden, das stand für Jakob sogleich fest. Corbett wollte ihn ruinieren, ein für alle Mal. Inzwischen kannte Jakob sich ein

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