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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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angenehm, dachte Jakob.
    »Noch ein bißchen weiter«, sagte er.
    »Zum Parc du Cinquantenaire?«
    »Zum Parc du Cin … in Ordnung.«
    Also fuhren sie über den Boulevard de Waterloo nordostwärts.
    Der schwarze Wagen auch.
    Jetzt erreichten sie den nach Norden führenden Boulevard du Régent. Der schwarze Wagen mit den vier Kerlen folgte, als wenn sie ihn mit einem unsichtbaren Seil abschleppten.
    Ekelhaft, dachte Jakob, wirklich ekelhaft.
    Das Taxi bog in die Rue de la Loi ein. Der schwarze Wagen auch. Also, so geht das nicht weiter, entschied Jakob.
    »Halten Sie bitte da vorne bei dem Zeitungsstand!«
    »Sehr wohl, Sir«, sagte der Taxichauffeur in flämischem Englisch.
    Er hielt vor dem Zeitungsstand. Der schwarze Wagen hielt etwa acht Meter hinter ihm.
    Jakob stieg aus, erwarb eine Ausgabe von ›La Dernière Heure‹ und trat dann in die Telefonzelle neben dem Zeitungsstand. In vier Sprachen stand hier über dem Apparat etwas auf einer Tafel. Er las ›Notruf Polizei‹ und eine dreistellige Nummer. Jakob wählte diese Nummer. Eine Männerstimme meldete sich französisch.
    »Do you speak English?«
    »Just a second, Sir.«
    Eine andere Männerstimme fragte englisch: »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Einen schönen guten Abend«, sagte Jakob. »Ich spreche aus der Telefonzelle vor dem Haus Rue de la Loi 48. Hier randaliert ein völlig betrunkener Privatchauffeur mit drei völlig betrunkenen Wageninsassen. Es ist ein Skandal. Die Kerle haben Pistolen. Jeden Moment kann ein Unglück geschehen.«
    »Wie ist die Nummer des Wagens?«
    Jakob verrenkte sich fast den Kopf, um das festzustellen.
    »B 85 674«, sagte er dann.
    »Wir kommen sofort. Bleiben Sie bei der Telefonzelle. Wir brauchen Sie als Zeugen.«
    »Selbstverständlich, Wachtmeister«, sagte Jakob.
    Er ging zu seinem Taxi zurück und setzte sich in den Fond.
    »Wir warten noch einen Moment.«
    »Okay, Sir.«
    Vier Minuten später klang das Heulen einer Sirene auf. Ein Streifenwagen der Polizei kam angeschossen und bremste vor dem schwarzen Auto. Bewaffnete Polizisten sprangen heraus, zerrten vier baß erstaunte Herren mit Totschlägergesichtern ins Freie und begannen auf sie einzubrüllen. Die Herren brüllten zurück. Menschen strömten zusammen. Autos hupten. Der Abendverkehr stockte.
    »Jetzt«, sagte Jakob, »fahren Sie bitte zur Gare du Nord.«
    »Yes, Sir.« Der Chauffeur fuhr los und schüttelte besorgt den Kopf. »Eine Schande«, murmelte er.
    »Was?« forschte Jakob.
    »Diese dreckigen Wallonen. Was müssen Ausländer da für einen Eindruck von Belgien kriegen!«
    »Aber ich bitte Sie«, sagte Jakob. Lieber Fürst Metternich, sei bedankt! An der Gare du Nord ging er auf ein Postamt und füllte ein Telegrammformular aus. So lautete der Text: + rubinstein associates new york stop happy birthday to you dear rubi stop cordially yours cortez +
    Das war ein verabredetes Zeichen: Sobald Rubi diesen Telegrammtext in Händen hatte, löschte er das Konto des Señor Miguel Santiago Cortez. Das bedeutete natürlich, daß der Scheck über zweihunderttausend Dollar, den Jakob dem Schwindler Rouvier gegeben hatte, platzte. Aber das ist ja der Sinn der Veranstaltung, dachte Jakob. Und Rubi hat sogar noch zwanzigtausend Dollar verdient. Fünftausend weniger als ich mit meinen Präservativen.
    »Normales Telegramm?« fragte das Fräulein hinter dem Schalter englisch.
    »Blitz.«
    »Zehnfache Gebühr! Das ist das Teuerste!«
    »Manchmal, liebes Kind«, sprach Jakob Formann freundlich, »ist das Teuerste das Billigste.«

54
    Sie erreichten die kurze Allée du Cloître erst um 20 Uhr 40. Der Bentley parkte bereits. Jakob stieg aus und begrüßte den Handelsattaché. Der war sauer. »Fast eine Dreiviertelstunde zu spät!«
    »Tut mir leid.«
    »Da hätte ich Claire noch Lebewohl sagen können.«
    »Hören Sie bloß mit Ihren Weibern auf«, sagte Jakob. »Raus, helfen Sie!«
    Zu dritt schleppten sie Jakobs schwere Koffer vom Taxi in den Bentley. Der Taxifahrer entschuldigte sich noch einmal für die elenden Wallonen.
    »Glauben Sie, woanders geht’s besser zu?« fragte Jakob milde und stieg in den Bentley. Der Attaché fuhr los. Nach zwei Stunden hatten sie die letzte Bahnstation auf belgischem Gebiet vor der französischen Grenze erreicht. Diese letzte Station hieß Frameries. Juarez hielt.
    »Geben Sie mir meinen Paß«, sagte Jakob.
    Er bekam den gefälschten Paß auf den Namen Fletcher und gab Juarez dafür den echten Paß auf den Namen Miguel Santiago

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