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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Ihre Eier und die Fertigbauhäuser …«
    »Was, was, was? Meine Eier muß ich abliefern! Und meine Fertigbauhäuser kann ich nicht bauen!«
    »Wieso nicht?«
    Jakob gab bekannt, wieso nicht.
    »Die Verbindungsstücke liegen in Niesky! Das ist weit hinten in der Sowjetischen Besatzungszone. Bei der Firma Christoph und Unmack! Ihr könnt
mit
ihnen allein keine Häuser bauen, und ich kann
ohne
sie keine Häuser bauen, und die armen Teufel in West und Ost hungern weiter und haben weiter kein Dach überm Kopf. In so einer Situation müssen wir Deutschen doch zusammenhalten – oder nicht?«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, Herr Formann!«
    »Auf folgendes: Ich will ein Geschäft mit denen drüben machen. Mit dem Osten. Solche Geschäfte sind schon haufenweise gemacht worden, das wissen Sie selber!«
    »Sie meinen Tauschgeschäfte?«
    »Ja. Tauschgeschäfte. Hilf dir selbst, dann hilft dir … Verzeihung, das ist so ein dummes Sprichwort. Helfen wir einer dem anderen, Herr Klahr!«
    »Ich bin nur ein Beauftragter meiner Partei, Herr Formann. Und Sie sind nur ein Büttel der Amerikaner.«
    Büttel?
    Was ist ein Büttel? dachte Jakob und nickte trübe.
    »Sie brauchen erst die Erlaubnis der Amerikaner für so ein Geschäft, und ich muß mich erst mit der SED und der Sowjetischen Militäradministration in Berlin-Karlshorst ins Benehmen setzen.«
    »Die Erlaubnis der Amerikaner kriege ich«, verkündete Jakob. (Mein Freund Josef Mader, dieser geniale Fälscher, arbeitet schon an den Papieren.) »Das ist kein Problem. Wir brauchen nur noch die Erlaubnis der Stellen in der SBZ für das Geschäft.«
    »Was ist das überhaupt für ein Geschäft, Herr Formann?«
    Jakob legte eine kleine Pause ein, blickte zu Josef Stalin auf, sah Klahr ins Gesicht und sagte: »Ich liefere Ihnen Eier, und Sie liefern mir dafür die in Niesky liegenden Verbundstücke für die Fertighäuser und die dazugehörigen Prägemaschinen, damit wir weitere Teile herstellen können.«
    »Eier? Wie viele Eier?«
    Steh mir bei, weiser Josef Wissarionowitsch, dachte Jakob und sagte mit fester Stimme: »Eine halbe Million!«

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    »Eine halbe Million Eier«, wiederholte KP -Funktionär Stephan Klahr, heiser vor Erregung.
    »Eine halbe Million Eier«, antwortete Jakob liebenswürdig.
    »Ich werde noch heute einen Kurier nach Berlin schicken«, versprach Klahr, der aufgesprungen war und im Zimmer hin und her lief. »Zu meinem Freund, dem Leiter der Abteilung für Interzonenhandel in der Deutschen Verwaltung für Handel und Versorgung.«
    Jakobs Herz klopfte heftig. So viel Massel gibt’s doch nicht, dachte er und fragte: »Wie heißt denn der Herr?«
    »Genosse Peter Hohlweg.«
    Gütiger Josef Wissarionowitsch, hab Dank, dachte Jakob und gab dem Foto des Vaters aller Werktätigen einen langen Blick.
    »Genosse Hohlweg wird sich schnellstens mit Karlshorst, dem Sitz der Sowjetischen Militäradministration für Deutschland, in Verbindung setzen, und wenn wir von dort die Erlaubnis haben, kann das Geschäft über die Bühne gehen, Herr Formann. Sie sind Kapitalist, aber ein progressiv denkender Kapitalist. Nicht einer von den Finanzhyänen und Revanchisten, die nur an ihre Profite und an den nächsten Krieg denken.«
    »Auch von Ihnen bin ich auf das angenehmste überrascht, Herr Klahr.«
    »Ich bin doch das Schreckgespenst hier! Weil keiner mich wirklich kennt! Aber das wird sich ändern, Herr Formann, seien Sie beruhigt!«
    »Da bin ich beruhigt. Unser Geschäft könnte ein Meilenstein sein!«
    »Da haben Sie recht!« Klahrs Euphorie verschwand plötzlich. »Wenn Sie mich nicht bescheißen!«
    »Entschuldigen Sie, diesen Ausdruck kann ich nicht hinnehmen. Vergessen wir das Ganze, Herr Klahr. Guten Tag.« Jakob ging zur Tür.
    Klahr rannte ihm nach und hielt ihn fest. »Nicht doch, nicht doch, Herr Formann! Ich hab’ doch bloß Spaß gemacht!«
    »Solche Späße mag ich nicht.«
    »Verdammt, aber Sie verstehen doch, daß wir uns absichern müssen! Gut, Sie sind ein anständiger Mensch – aber wer weiß, was für andere Schweine uns da reinlegen wollen? Wie soll denn der Transport überhaupt vor sich gehen?«
    »Per Bahn. Die Eier nach Berlin, Demokratischer Sektor, die Verbindungsstücke von Niesky auf möglichst kurzem Weg in den Westen.«
    »Aber zuerst müssen die Eier geliefert werden!«
    »Selbstverständlich. Erst die Eier und dann die Verbindungsstücke.«
    »Eine halbe Million Eier … Wie viele Waggons brauchen Sie denn da?« Jakob zog

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