Hush Hotel
durch.”
“Das heißt, die beiden müssten heiraten, damit sie ihnen erlaubt, gemeinsam dort zu wohnen?” Auch für einen zynischen Mistkerl klang das ziemlich sinnlos.
“Das habe ich April auch gefragt.”
“Und?”
“Sie hat gesagt, wenn sie heiraten, dann nur deswegen, weil sie ein Leben lang zusammenbleiben wollen und weil sie sich lieben.”
“Und das Gratiswohnen hat natürlich nichts mit ihrer Entscheidung zu tun?”, fragte er.
Shandi schüttelte den Kopf, dass ihre blonden Haare ihr um den Kopf flogen. Sie strich sie nach hinten. “April sagt, sie wollen auf jeden Fall heiraten. Warum also die Wohnung aufs Spiel setzen, wenn sie sie auch behalten können?”
“Es wundert mich nur, dass sie keine ausschweifende, große Hochzeit will.” Vielleicht war er voreingenommen, aber was soll's. “Sie scheint mir der Typ dafür zu sein.”
“Sie ist der Typ dafür, das stimmt. Deswegen war ich auch ganz platt, als sie mir sagte, es wäre ihr nicht wichtig. Und dabei geht es nicht nur um eine tolle Hochzeitsfeier.”
“Sondern?”
“Sie muss ihr schönes, bequemes Leben aufgeben, wenn sie Evan heiratet. Hätte ich ihr gar nicht zugetraut, so viel Stolz, weißt du?” Quentin merkte Shandi an, wie sehr sie sich darüber freute. “In letzter Zeit ist sie richtig erwachsen geworden. Und das ist nicht das Schlechteste, selbst wenn ich am Ende auf der Straße lande.”
“Ich lasse dich nicht auf der Straße landen.”
“Ja, ja.” Sie winkte ab. “Das sagst du die ganze Zeit.”
Er blickte nach unten. “Und was ist mit dir?”
“Wie, was ist mit mir?”, fragte sie und starrte ihn an.
“Bist du auch der Typ für große, aufwendige Hochzeiten?”
“Soll das ein Witz sein?”, schnaubte sie. “Ich bin noch nicht mal der Typ fürs Heiraten!”
“Du meinst, du bist lieber mit deinem Beruf verheiratet?”
Sie sah ihn provozierend an. “Bist du vielleicht anders?”
Er zuckte mit den Schultern. Warum ging es denn jetzt schon wieder um ihn? “Ich sehe meine Arbeit eher als eine Geliebte und nicht als Ehefrau.”
“Ich verstehe. Spaß haben, aber keine Verantwortung.”
“Nein. Es wäre einfach nicht fair, einer Frau meinen Lebensstil zuzumuten.” Und ihm selbst gegenüber wäre es auch nicht allzu fair. Schließlich hätte er oft genug auf die Zweisamkeit verzichten müssen, die zu einer Partnerschaft gehört.
“Und in Zukunft? Wenn du dein Studio hast?”, fragte sie leise, beinahe flüsternd. “Willst du dann heiraten?”
“Ich weiß es nicht. Ich habe ziemlich feste Vorstellungen vom Leben. Keine Ahnung, ob mich da eine haben will.” Oder ob ich eine finde, die ich haben will, dachte er.
Er hätte ihr gerne gesagt, dass er es ohne zu zögern mit ihr versuchen würde, aber solange sie ihm nicht einen kleinen Hinweis darauf gab, dass sie in dieselbe Richtung dachte, hielt er lieber den Mund.
“Vielleicht brauchst du erst mal ein paar Monate in Austin, um deinen Zynismus abzulegen”, sagte sie und tätschelte sein Knie. “Ich wette, du wirst erstaunt sein, was du alles entdeckst, wenn du nach vorne schaust, anstatt immer davonzurennen.”
“Wirst du immer gleich so tiefenpsychologisch?”
“Ich bin eben Barkeeperin. Ich kann nichts dafür.”
12. KAPITEL
“W enn ich meine Dienste weiter so schleifen lasse, fliege ich bald hier raus
und
von der Uni, und das zwei Semester vor dem Abschluss. Dann kann ich mir nicht mal mehr einen Schuhkarton als Wohnung leisten. Ich wäre mittellos, obdachlos, arbeitslos und ohne Abschluss. Und dann?”
Shandi machte sich wirklich Sorgen, obwohl sie ja bis Mitternacht gearbeitet und nur die letzten beiden Stunden ihrer Schicht frei genommen hatte.
Im
Erotique
war es nicht so voll wie an anderen Samstagen. Aber das war auch nicht verwunderlich, denn im Exhibit A hatte eine neue erotische Show Premiere, und dort gab es kostenlos Champagner und die berühmten Horsd'œuvre des Hauses.
Shandi hatte auf dem Anrufbeantworter in der Buchhaltung hinterlassen, dass man ihre offene Rechnung mit ihrem Lohn verrechnen solle. Jetzt musste sie nur noch bei Evan das Geld eintreiben, das man ihr abziehen würde. Oder er musste die Lebensmittel für die kommende Woche bezahlen.
Shandi war mit Armands Segen früher gegangen. Sie hatte ihm im Gegenzug versprochen, am Dienstag für ihn einzuspringen – normalerweise ihrem freien Tag. Immerhin war jetzt Wochenende, und sie musste morgen nicht an die Hochschule.
Nach dieser Analyse fühlte sie sich
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