Hutch 01 - Gottes Maschinen
Sie war breit genug, um acht nebeneinander marschierenden Leuten Platz zu bieten, und so erinnerte sie die Gruppe eher an eine Straße. An der Stelle, wo die Mauer begann, reichte sie Hutch bis an die Schulter, aber mitten im Tal war sie zusammengebrochen, und der gesamte linke Teil war versunken oder entfernt worden. Oder hatte nie existiert. Es war schwer zu sagen.
Die Mauer mündete in einem vertikalen Absatz auf der Höhe von Hutchs Knie und verschwand dann waagerecht im Hügel.
Sie untersuchten das Bauwerk. Es bestand aus Beton, der mit Stahl armiert war. Hutch kletterte auf den Absatz und durchbrach das Dickicht. Sie marschierte voran, und der Waldboden blieb rasch unter ihr zurück. Nachdem sie zwei Drittel des Weges zurückgelegt hatte, erreichte sie die Treppe.
»Sie geht gerade hinunter bis auf den Boden«, sagte sie, was nicht ganz korrekt war, denn einer der unteren Absätze fehlte einfach. Dahinter führte die Treppe weiter, und sie schien nicht am Boden aufzuhören, sondern hineinzuführen.
Wieviel mochte noch unter dem Wald verborgen sein?
Sie benutzte den Scanner. »Es geht noch mindestens acht Stockwerke tief in die Erde«, sagte sie nachdenklich. »Aber es können auch viel mehr sein.« Sie würden eine Untersuchung aus der Luft vornehmen müssen, um genauere Ergebnisse zu bekommen.
Sie ging zurück zum Anfang der Mauer.
»Später«, sagte Carson und warf einen Blick auf seine Uhr. »Später werden wir das alles genauer unter die Lupe nehmen.«
Die schweren Äste über ihnen, die den Himmel aussperrten, sahen beinahe so aus, als wären sie schon immer dort gewesen.
Gemächlich durchquerten sie das Tal und kamen zu einer Kuppel. Janet benutzte ihren Scanner und verkündete, daß es sich um eine Kugel handelte, vielleicht einen alten Tank oder etwas Ähnliches. »Es war früher bemalt«, fügte sie hinzu.
Carson warf einen Blick auf die Sonne, die zwischen den Bäumen hervor schimmerte. »Zeit, um zurückzugehen«, sagte er.
George stellte eine Verbindung zur Fähre her. Nach einigen Sekunden warf er einen stirnrunzelnden Blick auf seinen Commlink. »Ich erhalte keine Antwort«, sagte er.
Carson schaltete sein eigenes Gerät ein. »Jake, melden Sie sich bitte!«
Sie blickten sich an.
»Jake?«
George schaltete auf Statuskontrolle. Die Lampe blinkte gelb. »Wir kriegen kein Signal. Sein Gerät ist ausgeschaltet.«
Hutch versuchte, die Fähre direkt zu rufen. »Auch nichts«, sagte sie.
»Verdammt«, murmelte Carson. Er war verärgert, daß der Pilot seine Befehle einfach mißachtet hatte. Er vermißte die Tage beim Militär, wo man sich noch darauf hatte verlassen können, daß die Leute taten, was man ihnen sagte.
»Na gut. Wir versuchen’s in einigen Minuten noch mal.« Das Tageslicht verfärbte sich langsam rötlich.
Sie schossen ein Gruppenfoto vor der Kuppel, bevor sie sich aufmachten und ihren Spuren zurück folgten.
»Vielleicht ist das Gerät defekt«, sagte George. Aber sie waren trotzdem beunruhigt.
Nur Janet bewegte sich mit ihren üblichen ausgreifenden Schritten voran. Sie war als einzige davon überzeugt, daß bei der Fähre alles in Ordnung war. Ihre Gedanken waren zu sehr von dem Triumph des Augenblicks erfüllt, um sich die Stimmung wegen einer vorübergehenden Unsicherheit verderben zu lassen. Sie war zwar daran gewöhnt, bei größeren Entdeckungen dabei zu sein (größere Entdeckungen waren beinahe etwas Alltägliches geworden), aber sie wußte trotzdem, daß diese hier im Rückblick auf ihre Laufbahn der entscheidende Höhepunkt bleiben würde. Die ersten in der Hafenstadt. Es war ein überwältigendes Gefühl.
Fünfzehn Minuten später waren sie wieder in dem Tal angekommen, das die Mauer überspannte, und sie marschierten hintereinander auf der anderen Seite den Abhang hinauf. Janet hatte sich ein wenig zurückfallen lassen. Sie dachte gerade darüber nach, daß sie wahrscheinlich nicht lange genug leben würde, um alle Geheimnisse dieses Ortes zu erfahren, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Kurz hinter dem niedergetrampelten Gras. Sie blickte hin und sah nichts.
Und vergaß es wieder.
Ihre Gedanken wanderten zurück zu den Ruinen unter ihren Füßen …
Beinahe im gleichen Augenblick rief Hutch laut: »Paß auf!« Eine heiße, scharfe Nadel bohrte sich in ihren Knöchel. Janet schrie schmerzerfüllt auf und fiel zu Boden. Irgend etwas hatte sich an ihren Stiefel geklammert und bearbeitete ihn. Sie dachte, sie hätte eine Spinne
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