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Hutch 01 - Gottes Maschinen

Hutch 01 - Gottes Maschinen

Titel: Hutch 01 - Gottes Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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fremdartigen Geräuschen zu lauschen, die das Meer an seine Ohren trug. Im Tempel herrschte eine beinahe klaustrophobische Enge, die Atmosphäre wurde immer grimmiger, bedrückender von Tag zu Tag. Er würde es niemals gegenüber jemand anderem zugegeben haben, aber Tatsache war, daß er sich beinahe freute, daß Kosmik sie jetzt zum Aufgeben zwang. Er war erst seit einem Semester hier, und er war für ein weiteres vorgesehen gewesen. Es begann, ihm endlos vorzukommen. Er freute sich darauf, auf die überfüllte Erde zurückzukehren, eine Erde voller Frauen, Lichter, alter Freunde und guter Restaurants. Es wäre für seine Karriere sicher nicht von Vorteil gewesen, wenn er den Vertrag hier gebrochen und vorzeitig nach Hause geflogen wäre. Aber nun würde er nach D.C. zurückkehren und seine »Felderfahrung« dazu ausnutzen, einen Posten als Lehrer zu ergattern. In Zukunft würde er die weiten Reisen gerne anderen überlassen.
    Das U-Boot lag konstruktionsbedingt tief im Wasser, und deshalb hatten die Abtaster nur dann eine befriedigende Reichweite, wenn er gerade auf dem Kamm einer Welle war. Aber bei dem Wetter geschah das häufig genug, um ihn ständig über alles auf dem laufenden zu halten, was in seine Richtung unterwegs war.
    Er trieb vor sich hin, beobachtete das Meer und dachte an bessere Tage. Nach einer Weile hörte er die Fähre zurückkommen, und ein paar Minuten später zeigten die Sensoren einen ungewöhnlichen Reflex auf der Wasseroberfläche.
    Zweiundzwanzig Kilometer voraus. Sehr schnell näher kommend. »Andi?«
    »Was gibt’s, Tommy?«
    »Ich sehe die Welle. Geschätzte Geschwindigkeit Fünfhundert. Sieht genau wie eine stinknormale, lange Welle aus.«
    »Danke, Tommy. Geh mit dem Boot runter.«
    »Ich bin vierzig Kilometer von euch weg. Tauche jetzt.«
    Aber er wartete an der Oberfläche. Es schien ihm nicht gefährlich zu sein. Er hatte bereits wesentlich größere Wellen an der kalifornischen Küste gesehen. Er steuerte die Nase des Bootes direkt in Richtung der heranrasenden Flutwelle und fuhr mit geringer Geschwindigkeit darauf zu.
    Die blaue Linie auf seinem Sensorschirm wuchs.
    Am Himmel flackerten lautlose Blitze.
    Er schaltete die Scheinwerfer ein, aber außer Regen war nichts zu erkennen. Plötzlich richtete sich der Bug steil auf, und er ritt auf den Kamm hinauf. Einen atemlosen Augenblick lang dachte Tommy, das Boot würde aus dem Wasser schnellen. Aber es kippte nur stark zur Seite und richtete sich dann wieder auf. Dann war das Wasser wieder glatt. »Das war’s schon«, sagte er leise vor sich hin.
     
    »Sieh sich einer dieses Scheißding an!« murmelte Carson.
    Die Woge raste in erhabener Lautlosigkeit durch die Nacht. Im Licht der Scheinwerfer wirkte sie schwarz, sauber und unglaublich elegant.
    »Sie wird langsamer«, sagte Hutch. »Jetzt schon unter vierhundert Ka-Emm-Ha.« Aber die Woge wurde nicht nur langsamer, sie begann auch zu wachsen. Immer noch eine ungebrochene Wellenfront, immer noch keine schäumende, überrollende Krone – aber die Front hob sich immer höher, immer steiler. Und sie wuchs weiter.
    »Flaches Wasser, Hutch.« Sie beobachteten zusammen die Datendisplays. »Der Tsunami wird langsamer, während er sich dem Strand nähert.«
    »Wie tief unter Wasser liegt Seapoint, Frank?«
    »Während der Flut, so wie jetzt? Dreizehn Meter. Sollte eigentlich reichen.«
    Carson erstattete Andi Bericht. Sie klang verängstigt.
    Die Fähre flog auf gleicher Höhe vor der Wellenfront her, dicht über dem Wasser, um die Messungen zu vereinfachen. »Mir fällt da gerade etwas ein«, sagte Hutch.
    »Und was?«
    »Die Affen. Sind sie nachts am Strand?«
    »Sie werden selbst auf sich achtgeben müssen, Hutch. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Nein. Jedenfalls normalerweise nicht. Gelegentlich kommen ein paar von ihnen nach Anbruch der Dunkelheit ans Wasser – nur so, um dem Meer zuzusehen. Vor ein paar Jahren, als eine Studie angefertigt wurde, hat diese Tatsache bei den Forschern größtes Aufsehen erregt.«
    Auf dem Monitor kamen die Knothischen Türme in Sicht.
    Das Geräusch der Welle hinter ihnen ging im allgemeinen Rauschen des Meeres fast unter.
    Sie flogen zwischen den Türmen hindurch. Der Strand war fast trocken, so breit wie bei Ebbe, aber dann erinnerte sich Hutch, daß das Wasser unmittelbar vor großen Wellen immer zuerst das Wasser ablief, um anschließend um so heftiger zurückzukommen.
    Die Welle stieg auf und erreichte den flachen Untergrund vor der Küste.

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