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Hutch 01 - Gottes Maschinen

Hutch 01 - Gottes Maschinen

Titel: Hutch 01 - Gottes Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Wimmern, und jemand fluchte ehrfürchtig. Dann erreichte eine zweite Woge Seapoint und krachte schwer und mit der gewaltigen Wucht eines gigantischen Hammers auf die Station.
    Richard wurde an seiner Sicherheitsleine durchgeschüttelt und knallte mit den Rippen heftig gegen das Geländer. Neben ihm schrie Linda auf. Tris Leine war gerissen, und sie ruderte haltlos im Wasser.
    Die Erschütterungen hielten noch einige Minuten an, aber ihre Intensität ging ständig zurück. Das Licht ging wieder an. Die Besatzungsmitglieder waren verblüfft, daß der Tsunami doch so stark gewesen war – aber niemand war ernsthaft verletzt worden, und bald machte sich allgemeine Erleichterung breit. Gelächter wurde laut, nervös, angespannt, aber es löste den ersten Schock. Henry lockerte seinen in Todesangst verkrampften Griff um das Geländer und winkte den anderen mit erhobenem Daumen. Dann sagte er: »Ladies und Gentlemen, wir haben’s überstanden. Herzlichen Glückwunsch.«
     
    Bibliothekseintrag
     
    Sie kamen im Frühjahr zu mir und sagten
    Du wärest tot.
    Sie sprachen von Stolz und Krieg
    Und wie du die Furcht verspottet hättest
    Und meinen Namen gerufen.
    Und die ganze Zeit lag das Meer
    Schwarz und still.
    Und nun liegst du in einem fernen Land.
    Weit weg von jenem Tag im Sommer,
    An dem wir unsere Spuren im schaumigen Sand
    und in den Tiefen der Nacht gelassen.
    Du rufst meinen Namen und ich höre
    Deine Stimme – im Rauschen der Flut.
     
    Fragment aus: Knothische Stunden
    Übersetzt von Margaret Tufu
    Cambridge University Press 2202

 
10.
     
     
    An Bord der Fähre Alpha. Mittwoch, 0610 Uhr.
     
    Innerhalb einer Stunde war die Grabungsstätte beim Tempel von drei schweren Flutwellen überspült worden. Die erste hatte die Rückwand des Tempels mit sich gerissen und die Reste des Dachs und die Kolonnade vor dem Eingangsbereich zerstört. Die zweite und größte der drei hatte mit zerstörerischer Wucht zwei der Knothischen Türme zum Einsturz gebracht, und sie hatte den Unteren Tempel wieder verschüttet. Die dritte Welle schließlich hatte eine der Kuppeln von Seapoint aus ihrer Verankerung gerissen und sie zwei Kilometer weit auf das Festland getragen. Einige Wohnquartiere und eine holografische Bildbearbeitungsanlage waren zusammen mit der Kuppel verschwunden.
    Aber am schlimmsten von allem (die Tage der Türme und des Tempels waren so oder so gezählt gewesen) war die Lawine von Sand und Schlick und lockerem Gestein, die die gesamte Grabungsgegend überrollt und unter sich verschüttet hatte. Die Kapelle des Militärstützpunkts war unter den Trümmern verschwunden.
    Wenigstens hatten die Archäologen keine Verluste untereinander zu beklagen. Sicher, fast jeder hatte Prellungen und blaue Flecken davongetragen, und die Stimmung war allgemein mutlos. Aber sie hatten überlebt. Karl Pickens faßte den Standpunkt einiger Mitglieder der Expedition in Worte, als er sagte, man solle diesen Hinweis ernst nehmen und die ganze Operation auf der Stelle abbrechen.
    Hutch verfolgte die Diskussion in ihrer Fähre. Pickens hatte ihr aus der Seele gesprochen. Sie und Carson hatten das Gebiet noch einmal abgeflogen und waren sogar bis zur Einschlagsstelle vorgedrungen, aber sie hatten unterwegs keine weiteren Tsunamis mehr entdeckt. Das Meer war voller Eisberge. Carsons Stimmung schwankte zwischen Niedergeschlagenheit und rasender Wut. Henrys Stimme klang über den Commlink müde und ausgelaugt, als sei ihm nun alles egal.
    Vom Schwimmpier war keine Spur mehr zu finden. Und von den Knothischen Türmen stand nur noch ein einziger, den Hutch eben mit der Fähre umkreiste.
    Melanie Truscotts Botschaft war angekommen.
     
    Art Gibbs und George Hackett stießen mit dem U-Boot zu ihnen, und die nächsten Stunden verbrachten alle vier damit, Fracht umzuladen. Ohne den Pier war die Aufgabe um ein Beträchtliches schwieriger geworden. Versehentlich ließen sie einen Container fallen und mußten hilflos mit ansehen, wie er langsam unterging und außer Sicht verschwand. Sicher hätten sie ihn bergen können, aber dafür war nicht genügend Zeit. Alles in allem war das Umladen kompliziert, und sie machten nur langsame Fortschritte.
    George warf Hutch verstohlene Blicke zu. Sie genoß seine leichte Unsicherheit, wenn sie mit ihm sprach. Er war der einzige von Henrys Mannschaft, der sich nicht von der allgemeinen Untergangsstimmung hatte anstecken lassen. »Ich tue, was ich kann«, gestand er Hutch, »und kümmere mich nicht um den

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