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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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herumzulungern und zwei Stunden lang in die Dunkelheit zu stieren. Aber in dieser Nacht stand er oben auf dem Hügel und sah zu, wie der Schnee fiel. Und er genoss die schlichte Tatsache, dass er noch am Leben und klar bei Verstand war.
     
    Marcel brachte die Wendy zurück nach Deepsix. Er fühlte sich besser, wenn er den Menschen auf der Oberfläche etwas näher war. Gegen Ende der ersten Umkreisung des Planeten betrat Beekman die Brücke. »Marcel«, sagte er. »Wir haben die Analyse der Materialproben von dem Artefakt abgeschlossen.«
    »Und …«
    »Ummantelte Kohlenstoff-Nanoröhrchen.«
    »Und das ist was?«
    »Das ist präzise das Material, zu dem Sie greifen würden, wollten Sie einen geostationären Weltraumfahrstuhl bauen. Die Rohre sind extrem leicht und verfügen über eine unglaubliche Zugfestigkeit.« Beekman setzte sich und nahm dankbar einen Kaffee entgegen. »Wir werden eine ganz neue Technologie mit nach Hause bringen, die vermutlich die gesamte Bauindustrie revolutionieren wird.« Forschend musterte er den Captain. »Was ist los?«
    »Mir gefällt der Plan zur Rettung unserer Leute nicht.«
    »Warum?«
    »Es gibt einfach zu viel, was schief gehen kann. Vielleicht wird die Tess nicht fliegen. Vielleicht kommen sie nicht früh genug bei der Fähre an. Vielleicht passen die Kondensatoren nicht zu dem Spike-Antrieb der Fähre. Vielleicht gehen die Dinger bei einem weiteren Erdbeben unwiederbringlich verloren.«
    »Wir können so oder so nichts daran ändern.«
    »Mir wäre wohler, wenn wir eine Alternative zu bieten hätten.«
    Beekman lächelte nachsichtig. »Natürlich. Ginge es uns nicht allen so? Woran denken Sie dabei?«
    »An das Schiff, das unterwegs nach Quraqua ist. Die Boardman. Ein großes Schiff, beladen mit Ausrüstungsgegenständen. Überwiegend Teile, die dazu dienen, eine Bodenstation zu errichten. Ich habe mir die Ladeliste angesehen. Sie haben mehrere Hundert Kilometer Kabel an Bord.« Das Wort ›Kabel‹ betonte Marcel in der Erwartung, Beekman würde sogleich begreifen, worauf er hinauswollte.
    »Nur weiter«, sagte der, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Okay. Wenn wir von diesem Kabel an Bord der Boardman etwa vierhundert Kilometer verknüpfen, könnten wir ein Ende an einem Shuttle festmachen.«
    »Und das Shuttle zerstören.«
    »Richtig. Wir würden es so weit hinunterbringen wie möglich, sodass es nur noch wenige Kilometer von der Oberfläche entfernt ist, wenn wir es verlieren. Es stürzt ab, aber das Kabel ist unten. Auf der Oberfläche.«
    »Und wir ziehen die Leute einfach hoch.«
    Das klang zu simpel, wie Marcel in Gedanken feststellte. »Wird nicht funktionieren?«
    »Nein.«
    »Warum nicht, Gunther?«
    »Wie viel wiegt das Kabel?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Nun gut, nehmen wir an, es wiegt etwa drei Kilogramm pro Meter, das wäre nicht sonderlich schwer.«
    »Okay.«
    »Das würde bedeuten, dass ein Kilometer davon etwa drei metrische Tonnen wiegt.«
    Marcel seufzte.
    »Ein Kilometer. Und es soll aus dem Orbit bis zur Oberfläche reichen. Was haben Sie gesagt, dreihundert Kilometer?«
    Marcel rechnete im Kopf nach. Das Kabel würde ein Gesamtgewicht von ungefähr neunhundert metrischen Tonnen haben.
    »Sehen Sie das Problem, Marcel?«
    »Wie wäre es mit einem leichteren Material? Vielleicht Hanfseile? Sie haben Hanf an Bord.«
    Beekman gab ein kehliges Geräusch von sich. »Ich bezweifle, dass Hanfseile eine besonders hohe Zugfestigkeit aufweisen. Wie viel, denken Sie, wird ein Meter Seil wiegen?«
    Also saßen sie beisammen, tranken Kaffee und starrten einander schweigend an. Einmal öffneten sie einen Kanal und sprachen mit Nightingale, der, wie Marcel wusste, gerade Wache hielt. Irgendwelche Probleme? Um welche Zeit beabsichtigen sie aufzubrechen? Wie halten sich die Leute?
    Die letzte Frage diente auch dazu, Nightingale einen Kommentar zu seiner eigenen Verfassung zu entlocken, aber er sagte nur, sie kämen alle gut zurecht.
    Marcel stellte fest, dass er sich allmählich irgendwie losgelöst von den Menschen auf der Oberfläche fühlte. Beinahe, als wären sie bereits verloren.

 
Kapitel XIV
     
     
    »Der Weg durch diesen Wald, der angefüllt ist mit Kreaturen eines fremden Biosystems, stellt eine außergewöhnliche emotionelle Erfahrung dar. Sie alle sind untergegangen oder werden das in wenigen Tagen sein. Das Ergebnis von sechs Milliarden Jahren lebendiger Evolution wird ausgelöscht werden und rein gar nichts zurücklassen. Nicht einmal eine

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