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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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furchtbares Gewitter, das MacAllister mit dem Hinweis quittierte, dass es bei so niedrigen Temperaturen keine Blitze geben dürfte.
    Das rief Marcel auf den Plan: »Einige unserer Leute glauben, das wäre ein Nebeneffekt der Annäherung von Morgans Welt. Sie verursacht ungewöhnlich starke Hoch- und Tiefdruckgebiete, wodurch wir logischerweise mit einem ziemlich verrückten Wetter gestraft werden.«
    Während es über ihnen blitzte und donnerte, marschierten sie durch steten Regen, der schließlich in Schnee überging und sich als Schneematsch am Boden niederschlug. Die E-Suits hielten sie trocken, und so trotteten sie unbeeindruckt weiter.
    Nightingale machte einen geistesabwesenden Eindruck, so, als wäre er ganz woanders. Unterwegs schienen seine Augen beständig leicht verschleiert zu sein, als blickte er tief in sein Inneres, und wenn Kellie ihn ansprach, bat er sie jedes Mal, ihre Worte zu wiederholen.
    Er kapselte sich beständig von den anderen ab und widersetzte sich jedem Versuch einer Unterhaltung. Zwar ging er auf niemanden los, zeigte keine Anzeichen des Ärgers, aber es war, als würde er allein durch diese winterlichen Wälder marschieren.
    Irgendwann bemerkte Kellie, dass das Lämpchen seines Commlinks ununterbrochen leuchtete. Gleichzeitig konnte sie sehen, dass er nicht mit einem der anderen Gestrandeten sprach. Vielleicht mit jemandem auf der Wendy?
    Plötzlich kam ihr ein anderer Gedanke, und sie schaltete auf den persönlichen Kanal um. »Randy?«
    Er blickte auf, und wieder schien es, als kehrte er von einem weit entfernten Ort zurück. »Ja, Kellie? Haben Sie etwas gesagt?«
    »Darf ich Sie fragen, was Sie sich gerade anhören?«
    »Im Augenblick? Bergdorfs Agronomie auf Quraqua.« Lächelnd sah er sie an. »Besser, als die Sekunden zu zählen.«
    Wie sie vermutet hatte, hatte er sich in eine der Schiffsbibliotheken eingeschaltet. »Ja«, sagte sie. »Ich weiß, was Sie meinen. Trotzdem wäre es gut, wenn Sie das lassen würden. Es ist gefährlich.«
    »Warum?«, fragte er, und schon wurde sein Ton abwehrend.
    »Weil es hier in der Gegend Kreaturen geben mag, die Sie mit einem Hamburger verwechseln könnten. Wir haben fünf Augenpaare, und wir brauchen jedes davon. Oder lassen Sie immer Ihre Gedanken abschweifen, wenn Sie sich in die Höhle des Löwen begeben?«
    »Kellie«, sagte er, »das ist kein Problem. Ich kann zuhören und trotzdem aufpassen …«
    »Randy. Bitte tun Sie, was ich Ihnen sage.«
    »Oder Sie verpfeifen mich?«
    »Oder ich mache mich mit ihrem Stock davon.«
    Er seufzte so tief, dass man es an seiner Haltung sehen konnte. Ein kultivierter Mann, gepeinigt von den Barbaren der Welt. Dennoch ließ sie nicht von ihm ab, bis er ihr seinen Daumen zeigte und ihn auf den Commlink presste. Das Lämpchen erlosch. »Okay?«, fragte er. »Zufrieden?«
    Kellie sah, dass auch Hutch mit jemandem sprach. Sie sah sich unter den anderen um. Wer sich mit wem unterhielt, war üblicherweise leicht feststellbar, da die Menschen dazu neigten, einander während des Gesprächs unwillkürlich anzusehen. Aber Chiang und MacAllister benutzten ihre Links derzeit nicht, was darauf schließen ließ, dass Hutch mit Marcel sprach.
    Sie vermisste Marcel.
    Kellie war nie bewusst gewesen, wie sehr sie die Gesellschaft des großen Franzosen genossen hatte, und als sie ihn gebeten hatte, sie zur Oberfläche fliegen zu lassen, hatte sie geglaubt, einen Hauch von Neid in seinen Zügen zu erkennen.
    In diesem Moment war es an Bord der Wendy Zeit für einen Mitternachtssnack, und sie hätte viel darum gegeben, sich nun zu ihm an den Tisch setzen zu können und ihm zuzuhören, während er über die Brillanz eines Dupre oder eines Proust philosophierte.
    Nach einer Weile ließ der Regen nach, und die Sonne brach durch. Aber das war nur ein Zwischenspiel. Von Westen zogen neue Wolken auf.
     
    Für den Rest des Tages mussten sie gegen Regen und Schnee ankämpfen. Die E-Suits hielten sie warm und trocken, aber der Wind machte jeden Schritt zur Qual, und der Regen raubte ihnen teilweise die Sicht. Zudem, das wusste Hutch aus langjähriger Erfahrung, gab es noch einen psychologischen Faktor: Wenn die Augen eines Menschen bei feuchtkaltem Wetter meldeten, dass er lediglich einen leichten Overall trug und folglich furchtbar frieren und zittern sollte, war es schwer, sich wohl in seiner Haut zu fühlen, wie geschützt diese auch tatsächlich sein mochte. Das nannte man den McMurtrie-Effekt.
    Wieder brachten sie eine

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