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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sie. »Aber ich kann damit leben.«
    Innerhalb einer Stunde hatte Hutch die neue Route festgelegt, und sie befanden sich auf dem Weg nach Maleiva.
     
    Für den Rest des Tages blieb sie außer Sichtweite. Wenn man auch nicht sagen konnte, dass die gelöste Stimmung der ersten paar Tage wieder die Oberhand gewann, war es doch wahr, dass der Zorn und die Missstimmung sich rasch verflüchtigten. Am Morgen hatte jeder mehr oder minder Frieden mit der neuen Situation geschlossen. Embry gab sogar zu, dass die Möglichkeit, eine Planetenkollision zu beobachten, die Unannehmlichkeiten wert sein mochte. Und was Scolari betraf, so mochte er nun endlich erkannt haben, dass er der einzige junge, einsame Mann in Gesellschaft zweier attraktiver weiblicher Passagiere war.
    Hutch beschloss, dass der Zeitpunkt reif war für den nächsten Schritt.
    Bis auf Nightingale hatten sich am späten Vormittag alle im Aufenthaltsraum versammelt. Toni und Embry spielten Schach, während Scolari und Hutch ethische Fragen diskutierten, die Bill ihnen vortrug. Derzeit beschäftigte sie die Frage, ob es ethisch vertretbar war, eine zweifelhafte Religion mit der Begründung zu verbreiten, dass der Glaube dem Individuum in psychischer Hinsicht zu mehr Sicherheit verhelfen könne. Nebenher wartete Hutch darauf, dass die Schachpartie zu Ende ginge, ehe sie die anderen um ihre Aufmerksamkeit bat.
    »Üblicherweise«, wandte sie sich dann an ihre Passagiere, »haben wir eine ganze Schiffsladung Passagiere an Bord, und die Hälfte von ihnen sind Archäologen. Hat unter Ihnen jemand Erfahrung auf dem Gebiet der Archäologie?«
    Niemand.
    »Wenn wir Deepsix erreicht haben«, erklärte sie, »werde ich auf die Oberfläche gehen. Nur, um mich umzuschauen, zu sehen, was es zu sehen gibt und vielleicht ein paar Artefakte zu sammeln. Falls irgendjemand mich begleiten möchte, könnte ich ein paar Freiwillige gut brauchen, und die Arbeit ist nicht schwer.« Sie richtete sich zu voller Größe auf, während die anderen einige Blicke wechselten, ehe sie anfingen, Decke oder Wände anzustarren.
    Embry schüttelte den Kopf. »Trotzdem danke«, sagte sie. »Ich sehe lieber von hier aus zu. Das ist immerhin der Planet, auf dem um die Jahrhundertwende ein ganzes Landeteam verloren gegangen ist. Aufgefressen, soweit ich mich erinnere.« Sie ergriff ihre Königin und studierte sie. »Tut mir Leid, wirklich. Aber das ist nichts für meiner Mutter Tochter. Wenn es hier etwas gibt, was die haben wollen, dann hatten sie zwanzig Jahre Zeit dafür. Und jetzt wollen sie, dass wir in letzter Minute da runtergehen und ihre Arbeit erledigen. Typisch.«
    »Mir tut es auch Leid, Hutch«, sagte Scolari. »Ich sehe das genauso wie sie. Die Bürokraten haben es vermasselt, und jetzt erwarten sie, dass wir unser Leben für sie riskieren.« Sein Blick ging an ihr vorbei. Offenbar konnte er ihr nicht in die Augen sehen. »Das ist einfach nicht akzeptabel.«
    »Okay«, sagte Hutch. »Ich verstehe. Vermutlich würde ich an Ihrer Stelle ebenso denken.«
    »Sie sollen doch Bilder machen«, sagte Toni. »Haben Sie denn einen Scanner?«
    Hutch hatte einen ganzen Haufen davon, sicher verpackt hinter dem Versorgungsschott. Das zumindest war kein Problem.
    Toni lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Sie beobachtete Hutch aufmerksam, aber mit vollkommen ausdrucksloser Miene. Endlich lächelte sie. »Ich gehe mit«, sagte sie.
    Hutch nahm an, dass sie, hätte sich einer der anderen freiwillig gemeldet, einen Grund gefunden hätte, an Bord zu bleiben. »Kein Zwang, Toni.«
    »Ist schon o.k. Meine Enkel werden mich über diesen einen Tag ausfragen. Ich möchte ihnen nicht erzählen müssen, dass ich hier geblieben bin und von der Kantine aus zugesehen habe.«
    Die Bemerkung brachte ihr einen pikierten Blick von Embry ein.
     
    Wie gewohnt zog sich Nightingale früh am Abend in sein Quartier zurück. Er wusste, dass die anderen sich in seiner Abwesenheit wohler fühlten, und das tat ihm Leid, aber er musste sich auch eingestehen, wie sehr ihn das Geplauder langweilte. Also verbrachte er seine Tage mit der Arbeit an dem Buch, das, wie er hoffte, eines Tages sein Meisterwerk darstellen würde: Quraqua und die Erde: Die Evolution der Intelligenz. Es war eine der ganz großen Ironien des Schicksals, dass die Menschen jenen Quellen auf die Spur gekommen waren, die extraterrestrische Intelligenz hervorgebracht hatten, aber nicht imstande waren, diese Lektionen in zufrieden stellender Weise auf die eigene Spezies

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