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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Nightingale angelastet worden.
    Es war durchaus möglich, dass das, was ihm auf Maleiva III passiert war, auch jedem anderen hätte widerfahren können. Aber angesichts all dessen, was Hutch in der Datei fand, der Angriffe gegen sein Urteilsvermögen und seine Führungsqualitäten und der kaum verschleierten Vorwürfe, die ihn zum Feigling stempeln sollten, fragte sie sich, warum er sich nicht auf irgendeinen Berggipfel zurückgezogen hatte und für alle Zeiten außer Sichtweite geblieben war.
     
    Niemand gewöhnte sich je an die grauen Nebel der Hyperflugrouten, auf denen die interstellaren Schiffe scheinbar gemächlich vorantrieben. Reisende, die das Geschehen an den Sichtschirmen beobachteten, fühlten sich, als würden sie mit nur wenigen Stundenkilometern durch dichten Nebel fliegen.
    Die Wildside glitt geräuschlos durch den Dunst, und Hutch konnte sich problemlos vorstellen, sie befände sich irgendwo nordöstlich von Neufundland auf dem Atlantik und wartete auf das Heulen der Nebelhörner. Sie hatte die Bildschirme, deren Design Fenstern nachempfunden war, so eingestellt, dass sie eine Bergkette, ein Stadtgebiet oder was immer die Passagiere gern sehen wollten, abbildeten. Und so saß sie nun im Gemeinschaftsraum und blickte auf die Dächer von London, als wäre sie in der Kabine eines Luftschiffes. London lag im hellen Tageslicht eines frühen Nachmittags im Winter. Es schneite.
    Es war der sechste Tag ihrer Reise.
    »Was ist wirklich da draußen?«, fragte Scolari, der ihr beim Mittagessen Gesellschaft geleistet hatte.
    »Nichts«, sagte sie.
    Er legte den Kopf schief. »Etwas muss da sein.«
    »Nichts. Außer dem Nebel.«
    »Woher kommt der Nebel?«
    »Wasserstoff und Helium. Ein paar andere Gase. Das ist unser Universum in einem ungeordneten – und kalten – Stadium.«
    »Wie kommt das?«, fragte er.
    Sie zuckte die Schultern. »Es hat sich nichts entwickelt. Das hat etwas mit dem Gravitationsgefälle zu tun. Ein Physiker würde Ihnen sagen, die eigentliche Frage laute, warum wir Planeten und Sterne haben.«
    »Dann ist die Gravitation hier anders?«
    Beide hatten Teller mit Frischobst vor sich. Hutch hatte sich für Ananas und Banane nebst einer Scheibe Roggenbrot mit Käse entschieden. Sie kaute, nahm sich einen Moment Zeit, um den Geschmack auszukosten und nickte. »Die Werte sind viel niedriger als in unserem Universum. Darum entwickelt sich nichts. Wollen Sie sehen, wie das aussieht?«
    »Sicher.«
    Hutch wies Bill an, den Ausblick nach vorn auf das Sichtpaneel zu legen.
    London verschwand, und an seiner Stelle erschien der Nebel.
    Scolari starrte ihn ungefähr eine Minute an und schüttelte den Kopf. »Es sieht beinahe aus, als könnte man hinausgehen und das Schiff zu Fuß überholen.«
    »Wenn es etwas gäbe, auf das man die Füße setzen könnte.«
    »Hutch«, sagte er. »Habe ich richtig verstanden, dass die Sensoren hier auch nicht funktionieren?«
    »Das ist richtig.«
    »Dann wissen Sie eigentlich gar nicht, ob tatsächlich nichts da draußen ist. Ob nichts vor dem Schiff ist.«
    »Da ist nichts«, sagte sie. »Feste Masse kann sich hier nicht entwickeln.«
    »Was ist mit anderen Schiffen?«
    Trotz seiner Fragen konnte sie ihm ansehen, dass er nicht besorgt war. Scolari schien sich so oder so um wenig zu sorgen. Andererseits übte die Hyperroute auf praktisch jeden eine besondere Faszination aus. Besonders durch die wahrgenommene Langsamkeit. Und durch die illusionären Schatten im Nebel. Jene wurden durch das Licht auf dem Schiff selbst hervorgerufen. »Der Theorie zufolge«, lieferte sie ihm eine Antwort, die sie schon viele Male vorgetragen hatte, »steht uns unsere eigene, individuelle Route zur Verfügung. Wir erzeugen eine Falte, wenn wir in den interdimensionalen Raum eindringen, die wieder verschwindet, sobald wir ihn verlassen. Eine Kollision oder auch nur eine Begegnung mit einem anderen Schiff kann damit vollkommen ausgeschlossen werden.«
    Nightingale kam herein, orderte etwas vom automatischen Versorgungssystem und setzte sich zu ihnen. »Interessante Aussicht«, sagte er.
    »Wir können sie wechseln.«
    »Nein, bitte nicht.« Er schien fasziniert. »Mir gefällt es.«
    Sie warf Scolari einen neugierigen Blick zu, als jener gerade in einen Apfel biss. »Ich mag Gothic«, verkündete er.
    Dennoch erstarb die Konversation mehr oder minder an diesem Punkt.
    »Haben Sie vor, nach Pinnacle zurückzukehren, Randy?«, fragte Hutch nach einer Weile. »Oder wollen Sie sich anderen

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