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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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anzuwenden. Zumindest nicht, bis er auf der Bildfläche erschienen war.
    Er war zufrieden damit, seine Abende mit seinen erhabenen Vorgängern Harcourt und DiAlva zu verbringen, statt dem endlosen Geplapper zu lauschen, das im Aufenthaltsraum als Konversation zu gelten hatte.
    Seine Mitreisenden waren eben keine Leuchten, und Zeit war ein kostbares Gut. Während die Jahre vorüberzogen, war ihm diese traurige Tatsache immer deutlicher bewusst geworden. Niemand lebt ewig.
    An diesem Abend war er jedoch viel zu aufgewühlt, um an etwas anderes als Deepsix zu denken. Haben Sie schon einmal daran gedacht, ihre Memoiren zu schreiben? Scolaris Absichten waren schwer zu durchschauen. Hatte er sich über Nightingale lustig machen wollen? Diese Art Frage bekam er immer und immer wieder zu hören, und zwar umso häufiger, je näher das große Ereignis rückte, je mehr Menschen sich erinnerten. Sind Sie nicht dieser Nightingale, der sechs Leute verloren hat?
    Nun hätte er sich gern etwas Rum gegönnt, aber er wusste aus Erfahrung, dass er in einer Stimmung wie dieser unweigerlich zu viel trinken würde.
    Bald würde das alles zu Ende sein. Sobald er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, würde er sich in die Villa zurückziehen, die sein Makler ihm vermittelt hatte. Das Gebäude lag im Vorgebirge, weit abseits an einer Privatstraße. Keine Besucher, keine Nachbarn. Niemand, der ihm dumme Fragen stellen konnte.
    Wäre er schlau gewesen, hätte er Pinnacle schon vor Jahren verlassen, lange bevor das alles wieder ins Zentrum des Interesses rücken konnte. Aber er hatte die Gelegenheit verstreichen lassen, in der Annahme, nichts mehr damit zu tun zu haben und daher allmählich in der Öffentlichkeit in Vergessenheit zu geraten. Niemand würde sich mehr erinnern, dass er je dort gewesen war.
    Sind Sie nicht dieser Nightingale, der die erste Mission derart verpfuscht hat, dass nie eine zweite losgeschickt wurde?
    Er hatte keine engen Freunde, wenn er auch keinen genauen Grund dafür anzugeben vermochte. Folglich gab es auch niemanden, der an seinen beachtlichen beruflichen Erfolgen hätte teilhaben können. Und jetzt, in dieser zunehmend sterilen Welt, in der er lebte, stellte er fest, dass er immer intensiver über das Leben nachdachte und ahnte, dass, falls das Leben eine Reise war, er nirgends angekommen war.
    Nun, da Maleiva III wieder die Nachrichten beherrschte und sich das öffentliche Interesse immer stärker all den Dingen zuwandte, die in irgendeiner Weise mit der zum Untergang verdammten Welt zu tun hatten, verschlechterte sich seine Lage zusehends. Er hatte sogar schon darüber nachgedacht, seinen Namen zu ändern, wenn er zurück auf der Erde wäre. Aber da gab es einige Schwierigkeiten. Der notwendige Papierkram stellte ihn vor eine beängstigende Aufgabe. Nein, es sollte reichen, auf einen Eintrag in den Telefon- und Adressbüchern zu verzichten. Allerdings hatte er bereits einen Fehler begangen, als er diesen Leuten erzählt hatte, dass er nach Schottland wollte.
    Er hatte sich ein Erfassungssystem eingerichtet. Jede Zahlung, jede offizielle Transaktion, jeder Versuch, ihn aus irgendeinem Grund zu erreichen würde im System gespeichert werden. Dann konnte er antworten oder auch nicht, ganz wie es ihm gefiel. Niemand würde erfahren, wo er war. Und wenn er vorsichtig war, würde auch niemand in der Umgebung von Banff, wo er in Zukunft zu leben gedachte, wissen, wer er war.
    Sind Sie nicht dieser Nightingale, der in Ohnmacht gefallen ist?
    An jenem schrecklichen Tag hatten die Kreaturen ihn aufgeschlitzt. Das Flickingerfeld hatte ihm nur begrenzt Schutz geboten: Es hatte den Angriff nicht vollständig abblocken können, aber zumindest konnten diese kleinen Mistviecher ihr Gift nicht voll freisetzen. Wie auch immer, sie hatten die Schnäbel in sein Fleisch gebohrt. Die kaum noch sichtbare Halswunde war eigentlich nie verheilt: Sie war noch da, eine psychische Narbe, die niemals verschwinden würde, und die Ärzte konnten sie nicht behandeln.
    Jeder hätte so gehandelt wie er.
    Nun gut, vielleicht nicht jeder. Aber er hatte keine Furcht gezeigt, nicht mehr, als alle anderen auch. Und er war nicht weggelaufen, hatte niemanden im Stich gelassen. Er hatte alles versucht.
     
    Das Luxusschiff Evening Star hatte fünfzehnhundert Passagiere an Bord, die alle darauf warteten, die Kollision zu feiern. Einer von ihnen war der international berühmte Gregory MacAllister, Herausgeber, Redakteur, Kommentator und Beobachter

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