Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
beisammen und starrten in den ewigen Nebel, während er sagte, ja, er wünsche, sein Leben wäre so interessant, dass Menschen gern darüber lesen würden, und das tat er mit einer solchen Überzeugung kund, dass Hutch sich fragte, ob er tatsächlich glaubte, was er sagte.
Scolari widmete sich wieder der nebelhaften Umgebung. »Weiß eigentlich irgendjemand«, fragte er, »wie dieser Ort beschaffen ist? Wie groß er ist?«
»So wie ich es verstanden habe«, sagte Hutch, »ist diese Frage …«
Bill meldete mit einer blinkenden Leuchte den Eingang einer Nachricht.
»… nicht relevant«, beendete sie den Satz. »Lass hören, Bill.«
»Hutch«, sagte die KI. »Wir haben eine Transmission von der Akademie erhalten.«
»Auf den Schirm, Bill.«
Embry trat ein, als der Nebel vom Bildschirm verschwand und die Botschaft an seiner Stelle erschien.
AN: NCA HAROLD WILDSIDE
VON: EINSATZLEITUNG
BETREFF: KURSÄNDERUNG
HUTCHINS, DIE WENDY HAT AUF DEEPSIX RUINEN ENTDECKT. SETZEN SIE SOFORT KURS NACH DEEPSIX. BESCHAFFEN SIE BILDER, ARTEFAKTE, WAS IMMER SIE FINDEN. HAUPTSACHE, WIR ERHALTEN HINWEISE AUF DIE URSPRÜNGLICHEN BEWOHNER. AUSSER IHNEN IST NIEMAND IN REICHWEITE. DAMIT WERDEN SIE BIS ZUM ENDE DIE ZUSTÄNDIGE ARCHÄOLOGIN SEIN. DIE KOLLISION MIT MORGANS WELT STEHT, WIE SIE WISSEN, UNMITTELBAR BEVOR. GEHEN SIE KEINE RISIKEN EIN.
GOMEZ
Hutch hatte einen Fehler gemacht. Sie hätte die Botschaft allein entgegennehmen sollen. Verstohlen sah sie zu Nightingale hinüber, doch seine Miene verriet rein gar nichts.
»Hm«, machte Scolari. »Wie weit ist das?«
»Etwa fünf Tage, Tom. Einfache Strecke.«
Ein Läuten verkündete, dass Nightingales Mahlzeit fertig war. »Ich glaube nicht, dass ich besonders erpicht darauf bin, dorthin zu fliegen«, bemerkte er.
Zum Teufel. Aber sie hatte im Grunde keine Wahl. Man hatte ihr eine Dienstanweisung erteilt, dagegen konnte sie nichts vorbringen, und sei es nur, weil die Übermittlung mehrere Tage erfordern würde. Außerdem war sie schon lange genug dabei, um zu wissen, dass Ruinen auf einem Planeten, der als unbewohnt gegolten hatte, einen bedeutenden Fund darstellten. Und nun hatte man sie mit der Untersuchung beauftragt. Wäre sie allein gewesen, so hätte sie überaus erfreut reagiert. »Ich werde Folge leisten müssen«, sagte sie nach einer Weile. »Tut mir Leid, sollte ich Ihnen Ungelegenheiten bereiten. Bisher hat die Akademie die Passagiere in einem solchen Fall für den eingetretenen Zeitverlust entschädigt.«
Nightingale schloss die Augen, und sie hörte, wie er ausatmete. »Ich nehme doch an, dass sie ein Schiff schicken, das uns abholt.«
»Ich glaube nicht, dass das sehr sinnvoll wäre, es sei denn, es gäbe irgendein Schiff in der Nähe. Wenn sie ein Schiff von der Erde schicken wollten, wäre es beinahe fünf Wochen unterwegs. Bis dahin wird die Mission längst beendet sein, und wir werden uns auf dem Heimflug befinden.«
»Ein guter Grund für eine offizielle Beschwerde«, erwiderte Nightingale.
Was eine leere Drohung war, denn mögliche Kursänderungen und Unannehmlichkeiten wurden in jedem Vertrag umfassend erwähnt. »Tun Sie, was immer Sie für richtig halten«, sagte sie leise. »Der Umweg wird uns nach meiner Schätzung ungefähr drei Wochen kosten.«
Äußerst bedachtsam legte Nightingale Messer und Gabel ab. »Hervorragend.« Und damit erhob er sich und verließ den Raum.
Auch Embry war nicht gerade erfreut. »Das ist einfach lächerlich.«
»Es tut mir Leid«, sagte Hutch und versuchte sich an einem Lächeln. »Aber solche Dinge passieren.«
Scolari verdrehte die Augen und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Hutch«, sagte er. »Das können Sie mir nicht antun. Ich habe eine Woche mit Freunden in den Schweizer Alpen gebucht.«
»Tom.« Sie gestattete sich eine unbehagliche Miene. »Es tut mir wirklich Leid, aber ich fürchte, Sie werden Ihre Pläne ändern müssen.«
Er starrte geradewegs durch sie hindurch.
Hutch hatte inzwischen Probleme, ihr eigenes Temperament unter Kontrolle zu halten. »Hören Sie«, sagte sie, »Sie beide gehören der Organisation lange genug an. Sie wissen, wie bedeutend diese Entdeckung ist. Und Sie wissen auch, dass man mir keine Wahl gelassen hat. Bitte richten Sie Ihre Beschwerden dorthin, wo sie etwas bewirken können. Schreiben Sie sie nieder, und ich werde sie mit Freuden weiterleiten.«
Als Toni die Neuigkeiten erfuhr, seufzte sie. »Klingt nicht gerade nach einem Vergnügen«, kommentierte
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