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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Aufgaben widmen?«
    »Ich setze mich zur Ruhe«, erwiderte er, als wäre das vollkommen selbstverständlich.
    Seine Gesprächspartner gratulierten ihm pflichtschuldig.
    »Ich habe mir ein Grundstück an der Küste von Schottland gekauft«, fuhr er fort.
    »Schottland.« Hutch war beeindruckt. »Was werden Sie dort tun?«
    »Es liegt weit abseits an einer ruhigen Küste«, sagte er. »Ich mag es abseits.«
    »Was werden Sie mit Ihrer Zeit anfangen?«, hakte Scolari beharrlich nach.
    Er schenkte sich Kaffee ein. »Ich denke, zumindest im ersten Jahr rein gar nichts.«
    Scolari nickte. »Muss herrlich sein.« Dann berichtete er, dass er sich um einen Posten als Dozent an der Universität von Texas bemüht habe, und schwärmte ein wenig, wie schön es sein würde, seine Leute nach all diesen Jahren wieder zu sehen. Und dann stellte er eine Frage, die Hutch innerlich zusammenzucken ließ: »Randy, haben Sie schon einmal daran gedacht, Ihre Memoiren zu schreiben?«
    Er bewegte sich in einem Minenfeld. Scolari wusste zweifellos, dass Nightingale in gewisser Weise eine Berühmtheit war, aber vermutlich waren ihm die Details nicht bekannt.
    »Nein«, sagte Nightingale steif. »Ich glaube nicht, dass es viele Leute gäbe, die mein Leben besonders aufregend finden würden.«
    Hutch wusste aus Erfahrung, dass sich zwischen ihr und ihren Passagieren eine enge freundschaftliche Beziehung entwickeln würde. Vielleicht würden sie auch eine intensive Abneigung gegeneinander entwickeln. Kleine Gruppen pflegten während eines langen Fluges entweder das eine oder das andere Verhaltensmuster zu entwickeln. Vor einigen Jahren war ein Soziologe an Bord gekommen, um dieses Phänomen zu studieren. Seither war es nach ihm benannt: der Cable-Effekt. Hutch nahm an, dass diese Reisegesellschaft sich in zwei Lager spalten würde – für und gegen Nightingale.
    Bisher hatte sich während dieser Reise wenig Unterhaltsames abgespielt. Auf die üblichen Spiele und die Ausflüge in die virtuelle Realität, mit der sich die Passagiere üblicherweise die Zeit zu vertreiben pflegten, hatten sie weitgehend verzichtet und stattdessen viel geredet.
    Schon jetzt waren persönliche Dinge zum Vorschein gekommen, was stets ein Hinweis darauf war, dass die Passagiere einander näher kamen, normalerweise aber mehrere Wochen an Zeit erforderte. So hatte Embry gestanden, dass sie ernsthaft in Erwägung ziehe, die Medizin aufzugeben, weil sie die ständigen Klagen irgendwelcher Leute über deren Gesundheitszustand nicht ertragen könne. »Die Welt ist voller Hypochonder«, hatte sie gesagt. »Arzt zu sein ist vollkommen anders, als die meisten Leute glauben.«
    »Meine Mutter war hypochondrisch«, sagte Toni.
    »Meine auch. Insofern hätte ich wissen sollen, was mich erwartet, bevor ich Medizin studierte.«
    »Warum haben Sie Medizin studiert?«, fragte Hutch.
    »Mein Vater war Arzt. Und meine Großmutter. Gewissermaßen wurde von mir das Gleiche erwartet.«
    »Und was wollen Sie machen, wenn Sie die Medizin aufgegeben haben?«
    »Da bliebe immer noch die Forschung«, meinte Scolari.
    »Nein. Die Wahrheit ist, ich habe einfach kein Interesse daran. Es langweilt mich.«
    Ganz gegen Hutchs ersten Eindruck erwies sich Toni Hamner als Romantikerin. »Ich bin nach Pinnacle gegangen, weil es so anders war, und weil ich reisen wollte.«
    »Das haben Sie ja auch getan«, sagte Embry.
    »Und ich habe es geliebt. Stätten aufzusuchen, die von etwas erbaut worden sind, das nicht menschlich ist. Erbaut vor hunderttausenden von Jahren. Das nenne ich Archäologie.«
    »Und warum gehen Sie nach Hause?«, fragte Scolari.
    »Meine Dienstzeit ist zu Ende.«
    »Sie hätten verlängern können«, wandte Hutch ein. »Es gibt sogar einen Bonus für Leute, die länger bleiben.«
    »Ich weiß. Ich hatte bereits um ein Jahr verlängert. Jetzt bin ich bereit, etwas anderes zu machen.«
    »Oh-oh«, machte Embry. »Das klingt nach Familie.«
    Toni lachte. »Zumindest könnte ich ja mal die Aussichten erkunden.«
    Scolari nickte. »Die waren auf Pinnacle wohl nicht so gut.«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Es ist ja nicht so, dass es dort nicht einige interessante Männer gegeben hätte. Tatsächlich gibt es da so einige. Aber die sind meistens mit ihrem Job verheiratet. Frauen werden dort mehr oder weniger als schlichter Unterhaltungsfaktor wahrgenommen.«
    Ihren Ex erwähnte sie mit keinem Wort.
    Allein Nightingale hatte noch nichts Persönliches preisgegeben, und nun saßen sie

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