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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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gesellschaftlicher Verhältnisse. MacAllister war stolz darauf, sich einen Sinn für angemessene Demut bewahrt zu haben. Auf Jagdausflügen trug er seine Waffen selbst. Er achtete stets darauf, sich seinen Mitarbeitern gegenüber so zu verhalten, als wären sie gleichgestellt. Unfehlbar gab er sich höflich gegenüber den Wogen gewöhnlicher Menschen, mit denen er in Kontakt kam, den Kellnern, den Ärzten und Schiffskommandanten dieser Welt. Dann und wann erlaubte er sich eine scherzhafte Bemerkung über Kleinbürger, doch jeder seiner Zuhörer erkannte, dass es nur ein Scherz war.
    Er stellte eine bedeutende politische Kraft dar und war der Entdeckter von einem Dutzend der brillantesten Köpfe in der Literaturszene. Von Amts wegen war er Direktor der Chicago Society, einer politischen und literarischen Denkfabrik. Außerdem gehörte er dem Verwaltungsrat des Baltimore Lexicography Institute an und war ehemaliger Redakteur von Premier. Auch galt er als einflussreiches Mitglied diverser philanthropischer Gesellschaften, obwohl er sich zugleich die Freiheit nahm, arme Leute öffentlich als inkompetent und faul zu bezeichnen. In der Vergangenheit hatte er eine führende Rolle bei der Verpflichtung der Anwälte gespielt, die die Schulbehörde von Brantley im Genesis-Verfahren vor den Kadi gezerrt hatten. Sich selbst sah er gern als den einzigen praktizierenden Vernichter von Scharlatanen, Schwindlern, Collegeprofessoren und Bischöfen.
    Nur zögernd hatte er sich erweichen lassen, die Reise auf der Evening Star anzutreten. Nicht, dass er die Vorstellung, der Kollision zweier ganzer Welten beizuwohnen, nicht aufregend gefunden hätte, aber die ganze Geschichte kam ihm irgendwie eine Spur zu proletarisch vor. Dies war etwas für Leute, denen es an einer ganzen Reihe wahrer Werte mangelte. Ganz ähnlich wie der Besuch eines öffentlichen Badestrands. Oder eines Fußballspiels.
    Aber schließlich hatte er zugestimmt, hatte sich seiner eigenen Neugier ergeben und die Gelegenheit wahrgenommen, später einmal sagen zu können, dass er dabei gewesen war, als dieses besondere Stück Geschichte sich ereignet hatte. Zudem gestattete ihm diese Reise, seine Solidarität mit gewöhnlichen Menschen zu demonstrieren, obgleich diese Art gewöhnlicher Menschen dazu neigte, über größere Flächen an Grundeigentum an der Küste und landeinwärts am Hudson zu gebieten.
    Zumindest versprach das planetare Vernichtungsspektakel ein wenig Spaß. Möglicherweise würde es ihm sogar Material für den einen oder anderen literarischen Streifzug bezüglich der Vergänglichkeit des Lebens und der Ungewissheit materieller Überlegenheit liefern. Nicht, dass er etwas gegen materielle Überlegenheit einzuwenden hätte. Die einzigen ihm bekannten Personen, die einen Ausgleich materieller Werte forderten, waren diejenigen, die keine hatten.
    Auch die Passagierliste, auf der sich jede Menge aktueller politischer und wirtschaftlicher Führungspersönlichkeiten drängte, hatte Einfluss auf seine Entscheidung gehabt.
    Und wenn er es auch nie zugegeben hätte, war MacAllister doch beeindruckt von den Annehmlichkeiten auf diesem gigantischen Schiff. Seine Einzelkabine war beengter, als er es sich gewünscht hätte, aber damit hatte er rechnen müssen. Nichtsdestotrotz war sie komfortabel, und das Dekor kündete von einem guten, maßvollen Geschmack, anders als der oberflächliche Luxus, den man üblicherweise an Bord großer interstellarer Schiffe fand.
    Er genoss es, durch das Labyrinth an Speisesälen, Bars und Lounges zu spazieren. Etliche Bereiche waren zu virtuellen Veranden umfunktioniert worden, auf denen die Passagiere, wenn es so weit war, das Ereignis verfolgen konnten.
    Obwohl sich MacAllister vorgenommen hatte, möglichst viel Zeit mit Arbeit zu füllen, hielt er stattdessen Hof im Bistro Navigator auf der Steuerbordseite im Oberdeck des Schiffs. Das Bistro füllte sich Abend für Abend mit bedeutenden Persönlichkeiten und deren Bewunderern, zumeist zweitrangige Politiker und deren Berater, Journalisten, einige Verwaltungsräte und ein paar Autoren. Sie alle waren begierig darauf, seine Bekanntschaft zu machen und sich als seine Freunde zu gebärden. An seinem ersten Abend hatte man ihn eingeladen, am Tisch des Captains zu speisen, doch er, noch nicht ganz eingerichtet, hatte das Angebot ausgeschlagen.
    Zwar mochte auch MacAllister Feinde haben, die nichts dagegen hätten, würde er im Maleiva-System bleiben, vorzugsweise auf dem dem Untergang

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