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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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setzte ein strahlendes Lächeln auf, dazu angetan, seinen Widerstand hinfortzuwischen. »Was glauben Sie, wie waren sie? Wie lange haben sie dort gelebt? Deutet diese Art der Krise darauf hin, dass ihre ganze Geschichte, alles, was sie je geschaffen haben, vollkommen folgenlos ist?«
    »Junge Dame«, begann er.
    »Casey.«
    »Junge Dame, wie um alles in der Welt sollte ich das wissen? Und warum sollte es Sie interessieren?«
    »Mr. MacAllister, ich habe Betrachtungen eines barfüßigen Journalisten gelesen.«
    Das versetzte ihn in Erstaunen. Barfüßig war eine Sammlung von Essays aus seinen Anfangszeiten und nahm alle Arten sozialen Unsinns von Busenfetischismus bis hin zu ängstlichen Ehemännern aufs Korn. Aber es enthielt auch ein langes Essay, das sich für die bizarre Vorstellung einsetzte, dass von jenen viel zu lernen sei, die von dem dekadenten Einfluss der Zivilisation unberührt geblieben waren, ein Gedanke, der ursprünglich von Rousseau verbreitet worden war. Natürlich war es entstanden, bevor er die Wahrheit erkannt hatte, die da lautete, dass Dekadenz ein durchaus reizvoller Daseinszustand war. »Das ist in keiner Weise anwendbar«, sagte er. »Die Tatsache, dass auf Deepsix Wesen existiert haben, die einen Stein auf den anderen zu setzen vermochten, dürfte kaum von Bedeutung sein. Insbesondere, da diese Wesen und ihre Steine, so sie noch dort sind, sich auf dem Weg in eine bessere Welt befinden.«
    Sie sah ihn an, und er erkannte die Entschlossenheit in ihren Augen. »Mr. MacAllister, Sie werden sich fragen, warum ich Sie angesprochen habe.«
    »Im Grunde nicht.«
    »Ich würde sehr gern …«
    »Ein Interview mit mir führen.«
    »Ja. Das würde ich in der Tat gern tun. Falls Sie die Zeit erübrigen können.«
    Er war selbst einmal ein junger Journalist gewesen, vor langer, langer Zeit. Und es war schwer, dieser Frau zu widerstehen. Aber warum? Sollte sich womöglich ein Schaltfehler in seine Verdrahtung eingeschlichen haben? »Worüber?«, fragte er.
    »Ich möchte nur ein allgemeines Gespräch mit Ihnen führen. Sie können sprechen, worüber Sie wollen, obwohl das Ereignis sicher zur Sprache kommen wird, da wir beide hier sind, um es mit anzusehen.«
    Kurz überlegte er, ob er sie auffordern sollte, ihm ihre Fragen vorab einzureichen, aber er wollte nicht, dass sich womöglich herumsprach, dass der spontanste Denker auf Erden alles im Voraus haben wollte. »Sagen Sie mir … äh …« Er zögerte. In seinem Kopf herrschte Leere. »Wie sagten Sie, ist Ihr Name?«
    »Casey Hayes.«
    »Sagen Sie mir, Casey, was hat Sie auf dieses Schiff geführt? Wussten Sie, dass wir uns begegnen würden?«
    Sie legte den Kopf schief und sah ihn unverwandt an. Ihm ging auf, dass sie ihm gefiel. Für einen Angehörigen der Presse, noch dazu weiblichen Geschlechts, schien sie recht intelligent zu sein.
    »Nein«, sagte sie. »Eigentlich sollte ich überhaupt nicht arbeiten. Das Ticket war ein Geburtstagsgeschenk von meinen Eltern.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte er. »Sie können sich glücklich schätzen, solche Eltern zu haben.«
    »Danke. Ich gestehe, die Vorstellung, zuzusehen, wie zwei Welten zusammenprallen, bietet ein beachtliches Potential für eine gute Story. Falls ich die richtigen Aspekte finde.«
    »Sehen wir doch einmal, ob Ihnen das gelungen ist, Casey. Wie gedenken Sie, sich diesem Thema zu nähern?«
    »Indem ich mit einem der brillantesten Köpfe der Welt spreche und dem Publikum seine Reaktionen präsentiere.«
    Die Frau kannte keine falsche Scham.
    Ruhig blickte sie ihn an. Kurz glaubte er, ein Versprechen in ihren Augen zu erkennen, die Aussicht auf eine Belohnung am Ende der Straße, aber er nahm an, dass dieser Eindruck lediglich auf einen Fehler in der männlichen Software zurückzuführen war, die ihn hier an Ort und Stelle festhielt und ihm den Rückzug in sein Quartier verweigerte. »Vielleicht könnten wir morgen beim Mittagessen darüber sprechen, falls Sie frei sind«, sagte sie. »Auf dem Oberdeck ist es recht nett.«
    Das Oberdeck bot die feudalste Gastronomie auf dem ganzen Schiff. Leder und Silber. Kerzen. Bach auf dem Piano. Sehr barock. »Kommt mir nicht sehr passend vor«, sagte er.
    »Gut«, zeigte sie sich in höchstem Maße kompromissbereit. »Was schlagen Sie vor?«
    »Soweit ich sehe, sind sie eine aufgeweckte Journalistin. Wenn Sie jemanden in Bezug auf die Titanic oder die Ranconcas befragen wollten, wo, denken Sie, sollte dieses Gespräch

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