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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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stattfinden?«
    Verständnislos starrte sie ihn an. »Ich bin nicht sicher«, sagte sie.
    »Da beide geborgen und bis zu einem gewissen Grad rekonstruiert werden konnten, würde gewiss kein anderer Ort so angemessen sein wie eine der vorderen Luxuskabinen.«
    »Oh«, machte sie. Und noch einmal: »Oh! Sie meinen, wir sollten auf die Oberfläche gehen.«
    Hatte er das gemeint? Aber ja, warum nicht. Hier sollte bald gewissermaßen Geschichte gemacht werden. Seinem Ruf würde es nicht schaden, sollte sein Name in diesem Zusammenhang fallen. Möglicherweise wäre er sogar imstande, den Ereignissen die ihnen gebührende Interpretation zukommen zu lassen. Weltverbesserer, Gefühlsmenschen und Moralisten dürften in den kommenden Tagen zu Hochform auflaufen, wenn es galt, dem Tod einer empfindungsfähigen Spezies irgendwelche Erkenntnisse abzuringen (der Grad an Empfindungsfähigkeit würde natürlich nicht erörtert werden). Wie gewöhnlich würde man auch in diesem Zusammenhang die üblichen Unkenrufe vernehmen, die das Ereignis zu einer Warnung des Allmächtigen aufbauschten. Plötzlich ging ihm auf, dass, sollte tatsächlich eine jener unglückseligen Kreaturen gefunden werden, irgendein herzerweichender Aufschrei eine verzweifelte Rettungsaktion fordern würde, vermutlich auf einem der Decks der Evening Star.
    Also, warum nicht?
    »Ja«, sagte er. »Wenn wir über Deepsix sprechen wollen, dann ist Deepsix auch der Ort, an dem wir uns unterhalten sollten.«
    Sie zögerte. »Ich weiß nicht, ob sich das arrangieren lässt«, sagte sie. »Sind Ausflüge auf den Planeten geplant?«
    Er lachte. »Nein, aber ich bin überzeugt, das wird sich regeln lassen. Noch bleiben uns ein paar Tage Zeit. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
     
    Als er wieder in seiner Kabine angelangt war, verriegelte MacAllister die Tür und sank in einen Sessel.
    Die Journalistin hatte ihn an Sara erinnert.
    Nicht optisch. Saras Züge waren weicher, ihr Haar um einige Schattierungen dunkler, ihre Haltung nicht ganz so herrschaftlich. Sie waren beide etwa gleich groß und gleich schwer, aber darüber hinaus fiel es schwer, physische Übereinstimmungen zu finden.
    Und doch war da etwas.
    Vielleicht die Augen. Aber Saras Augen waren grün, Caseys blau. Nichtsdestotrotz war ihm der sichere, ruhige Blick vertraut, die Art, wie sich ein Lächeln in die Mundwinkel nistete oder wie ihre Stimme weicher wurde, wenn sie glaubte, ihren Willen nur auf diese Weise durchsetzen zu können.
    Aber vielleicht spielte auch nur seine Vorstellungsgabe verrückt, weil er sich auf einer Reise befand, die einen denkwürdigen Charakter erhalten sollte und die er nur zu gern gemeinsam mit Sara angetreten hätte.
    Nach zwanzig Jahren, während derer er die Ehe als eine Institution angeprangert hatte, die lediglich den mentalen Defiziten beider Geschlechter diente, als evolutionäre Falle, war er ihr eines Abends während einer Präsentation vor einer Gruppe junger Journalisten begegnet. Sie hatte ihn zum Abendessen eingeladen, weil sie an einem Auftrag arbeitete, der ein Interview mit ihm erforderte. Zu jener Zeit war er vermutlich Amerikas bekanntester Frauenfeind gewesen. Die großen Leidenschaften nutzen sich immer ab, so hatte er gepredigt, und eine maximale Dauer von einem Jahr, drei Monaten und elf Tagen festgesetzt.
    Ihm war keine Gelegenheit vergönnt gewesen, seine Berechnung mit Sara zu erproben. Acht Monate nach ihrem Kennenlernen, drei Wochen nach der Hochzeit, war sie bei einem albernen Bootsunfall ums Leben gekommen. Er war nicht bei ihr gewesen, sondern hatte in seinem Büro an Premier gearbeitet, als es passiert war.
    Das war schon sehr lange her, und doch verging kein Tag, an dem er nicht an sie dachte.
    Sara hatte viele Stimmungen ausgelebt, düster oder verzückt, nachdenklich oder impulsiv und voller Lachen. Ihr Mädchenname war Dingle gewesen, und sie hatte sich einen Spaß daraus gemacht, zu erzählen, sie hätte ihn nur geheiratet, um endlich diesen, wie sie sagte, peinlichen Namen loszuwerden.
    Er hätte nicht erklären können, wie das möglich war, aber es war eben jene Sara, deren Geist in diesem Moment seine Kabine in Besitz nahm.
    Lächerlich. Er wurde langsam alt.
    Er nahm sich einen Erdbeertee aus der Autobar und rief den Bibliothekskatalog auf den Monitor. Da war ein Roman von Ramsey Taggart, auf den er bereits gewartet hatte. Taggart war eine seiner Entdeckungen, aber er war ins Trudeln geraten. MacAllister hatte mit ihm gesprochen und ihm seine

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