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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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wäre.
    Sie fragte sich, ob Nightingale nur ein weiteres Beispiel dafür war, dass die Akademie dazu tendierte, sich Sündenböcke zu suchen.
    Es war Zeit, es hinter sich zu bringen. Sie beendete das Gespräch mit Marcel, machte einen Abstecher in den Aufenthaltsraum, um sich ein Sandwich zu holen, schlenderte dann zu Nightingales Quartier und pochte an die Tür.
    Als er öffnete, machte er einen überraschten Eindruck. »Hallo Hutch«, sagte er. »Kommen Sie herein.« Er hatte an seinem Computer gearbeitet. Ein Bild von Deepsix glitt über den Wandschirm. Sie betrachtete es, ihr Blick streifte die blauen Ozeane, die Wolkenberge, die ausgedehnten, schneebedeckten Kontinente. »Eine wunderschöne Welt«, sagte sie.
    Er nickte. »Eine kalte Welt. Aus dem Orbit sehen sie alle gut aus.«
    »Randy, die Verzögerung tut mir wirklich Leid.«
    »Hutch.« Er fixierte sie. »Sie sind nicht hierher gekommen, um über außerplanmäßige Verzögerungen mit mir zu sprechen. Warum sind Sie hier?«
    Sie reichte ihm eine Kopie der Transmission. Er las sie, starrte erst sie und dann wieder das Papier an, ehe er wieder aufblickte. »Das ist Gomez’ Wunsch«, sagte er. »Was wollen Sie?«
    Sie hatte erwartet, dass er rundheraus ablehnen würde. »Ich wäre erfreut über Ihre Begleitung. Ich könnte etwas Hilfe brauchen.«
    »Wer ist sonst noch dabei?«
    »Der Erste Offizier von der Wendy.«
    »Das ist alles?«
    »Und Toni.«
    »Sie müssen verstehen, dass ich keine Spezialkenntnisse habe, auch wenn Gomez das glaubt. Ich weiß, dass der Planet gefährlich ist, aber das trifft auf jede lebende Welt zu. Um das zu wissen, brauchen Sie mich nicht. Und Archäologe bin ich auch nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Wenn mich irgendjemand um Rat bitten würde, würde ich sagen, vergesst es. Bleibt diesem Planeten fern.«
    »Diese Option haben wir nicht.«
    »Ich weiß. Wollen Sie mich immer noch?«
    »Ja. Wenn Sie mitkommen wollen, werde ich sehr froh sein, Sie dabeizuhaben.«
     
    Überrascht stellte Marcel fest, wie wenig Interesse an einem Besuch auf der Oberfläche unter seinen Passagieren herrschte. Alle schienen sich darin einig zu sein, dass, falls es irgendeine Art von Bewohnern auf Deepsix gäbe, diesem Umstand nur schwerlich irgendeine Bedeutung zugemessen werden durfte. Niemanden scherte es. Die Kultur war offensichtlich primitiv, und daher würde sie kaum neue Erkenntnisse bringen.
    Er wusste, dass die Exologie, jener Wissenschaftszweig, der sich mit den sozialen Strukturen extraterrestrischer Gesellschaften befasste, nicht zu ihrem Spezialgebiet gehörte, dennoch hatte er erwartet, dass sie in der Hoffnung auf einen wichtigen Fund auf die Oberfläche hätten reisen wollen. Ein paar behaupteten, sie wünschten, sie könnten hinunter, aber dann, als er sich erbot, Hutch zu fragen, machten sie einen Rückzieher. Zu viel zu tun. Experimente müssen vorbereitet werden. Anderenfalls würde ich sofort gehen. Sie verstehen doch.
    Nur Chiang Harmon meldete sich freiwillig, und Marcel hegte den Verdacht, dass er nur hinunter wollte, weil Kellie dabei war.
    Theoretisch waren keine Probleme bei der Bodenmission zu erwarten. Nur landen, Bilddokumente und Proben sammeln und zurückkehren; sollten sich Einheimische zeigen, auch diese im Bild festhalten. Hutch hatte die diffizile Frage nach einem eventuellen Rettungsversuch irgendwelcher Bewohner nicht angeschnitten, also ließ auch er das Thema ruhen; insgeheim hatte er den Beschluss gefasst, er würde – falls sich tatsächlich Einheimische zeigten und dem Wunsch nach Hilfe Ausdruck verliehen – sich bemühen, angemessen zu helfen. Anderenfalls würde er den Dingen schlicht ihren Lauf lassen. Diese Entscheidung hatte ihn die ganze Nacht nicht schlafen lassen, doch schien sie die einzig sinnvolle Lösung des Problems darzustellen.
    Aber es gab noch einen weiteren Aspekt, der ihn im Zusammenhang mit dieser Mission mit Besorgnis erfüllte. Er wusste, wie der wissenschaftliche Verstand arbeitete. Hutchs Team würde da unten landen, würde sich mit neuen Wundern konfrontiert sehen und ohne Zweifel Dinge entdecken, die schwer zu erklären wären. Dann würden sie danach gieren, auch des letzten erreichbaren Artefakts habhaft zu werden, die letzte denkbare Antwort, und er konnte sich ganz genau vorstellen, wie sich der Planet der kritischen Phase näherte, während er Hutch anflehte, endlich abzufliegen, und sie ihm fortwährend versicherte, dass sie das bald tun würde. Sie bräuchte nur noch eine einzige

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