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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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stellten einen Wachposten auf, entzündeten ein Feuer und schliefen unter freiem Himmel.
    Dem allen haftete eine geisterhafte Atmosphäre an. Normalerweise waren Flickingerfelder unsichtbar, aber sie vermochten Licht in einem Bereich von 6100 – 6400 Angström zu reflektieren. Orange und Rot. Infolgedessen umgab sie alle ein sanftes Glühen, dessen Intensität der Lichtstärke der Flammen folgte. Wenn das Feuer hin und wieder aufflackerte, entwickelte sich eine goldene Aura, die sie halb engelhaft wirken ließ. Oder dämonisch, ganz, wie man es sehen wollte. Auf jeden Fall hoffte Hutch, dass dies mehr als genug sein sollte, um sämtliche Kreaturen, die als Jäger durch die Umgebung schleichen mochten, zu veranlassen, einen respektvollen Abstand zu ihnen zu halten.
    Sie selbst übernahm die erste Wache. Sie hatten sich ausreichend von dem Turm entfernt, um dem mit einem Nachtsichtgerät ausgerüsteten Wächter einen freien Blick in alle Richtungen zu gewähren. In dem ausgedehnten Ödland rührte sich nichts, und nach zwei Stunden ließ sie sich ermattet von Nightingale ablösen und rollte sich an einer Schneewehe zusammen.
    Aber sie konnte nicht schlafen, und so sah sie eine Weile zu, wie Nightingale nervös im Lager auf und ab ging. Leichter Schneefall hatte eingesetzt, und der Himmel war bewölkt.
    Es war ein Fehler gewesen, ihn mitzunehmen. Selbst die Neuigkeit, dass Hilfe unterwegs sei, hatte ihn nicht spürbar aufheitern können. Während die anderen kollektiv tief durchgeatmet hatten und Hutchins dankbar ihre Sorgenlast abschütteln konnte, sich des Umstands nur allzu gut bewusst, dass es auch anders hätte laufen können, zeigte Nightingale kaum eine Reaktion. »Gut«, hatte er gesagt. »Gott sei Dank.« Aber sein Ton war matt gewesen, als würde das in seinen Augen nichts ändern.
    Nightingale war nicht mehr der Jüngste, und die nächsten paar Tage, in denen sie nichts zu essen haben würden, würden sicher nicht einfach werden. Hutch fragte sich, wie er das überstehen würde. Fragte sich, wie irgendeiner von ihnen das überstehen würde. Soweit sie es beurteilen konnte, war unter ihnen niemand mit dem notwendigen Hintergrundwissen, um eine solche Situation einigermaßen erträglich zu gestalten. Ihnen waren nur ein paar Krapfen und einige andere Snacks geblieben. Aber zum Teufel, wie hungrig konnte man in vier Tagen schon werden? Falls notwendig, konnten sie immer noch versuchen, Laub zu essen, um irgendetwas in ihre leeren Mägen zu bekommen.
    Nightingale stand im Schein des Feuers und beobachtete die Umgebung. Er machte einen entmutigten Eindruck, was zumindest teilweise auf die Opfer zurückzuführen sein musste, die sie zu verzeichnen hatten, und Hutch fragte sich, ob ihr Tod ihm einen Schock versetzt hatte, oder ob er Parallelen zu seiner früheren Erfahrung in dieser Welt zog. Von all dem abgesehen wusste sie auch, dass er keinerlei Vertrauen zu ihr hatte. Er hatte nichts dergleichen offen ausgesprochen, aber sie konnte seine Gefühle in seinen Augen lesen, ganz besonders, seit ihre Situation so schwierig geworden war. Wer bist du schon, schien seine ganze Haltung zu fragen, dass du dir anmaßt, Entscheidungen treffen zu wollen? Wie steht es um deine Ausbildung? Um deine Erfahrung in derartigen Dingen? Du bist nicht einmal eine Archäologin.
    Ein leichtes Beben ließ den Boden vibrieren. Es war kaum spürbar, dennoch überlegte sie, ob es nicht besser wäre, am Morgen von hier fortzugehen. Sie könnten sich von Marcel die neuesten Messergebnisse übermitteln lassen und sich nach einem sichereren Ort umsehen.
    Nightingale kniete neben Chiang und wischte den Schnee von seinem Flickingergeschirr. Natürlich drohte ihm keine Gefahr, sollte das Gerät vom Schnee begraben werden, und falls der Luftstrom innerhalb des Feldes unterbrochen wurde, würde ein Alarmsignal ertönen.
    Hutchs Wärmetauscher gab ein kaum hörbares Summen von sich, während er die Lufthülle erwärmte, die innerhalb ihres E-Suits zirkulierte. Als der Ton sich veränderte, warf sie einen Blick auf die Kontrollanzeige. Die Außentemperatur lag derzeit bei fünfzehn Grad unter null. Ein steter Wind wehte aus Nordwesten herbei, und der Schneefall nahm zu.
     
    Noch viereinviertel Tage bis Hilfe käme. Das war keine wirklich ernste Notsituation. Die E-Suits würden sie vor der Kälte schützen, wenn es auch dann und wann notwendig sein würde, sie abzuschalten, um etwas zu essen oder anderen körperlichen Bedürfnissen nachzugeben.

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