Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
probieren.«
»Vielleicht gibt es eine bessere Lösung«, sagte Hutch.
Kellie kniff die Augen zusammen. »Um was zu tun?«, fragte sie. »Ein besseres Versuchskaninchen aufzutreiben?«
»Die Landefähre der Star ist nicht allzu tief eingebrochen. Möglicherweise können wir hinunterklettern und die Rationen heraufholen. Damit könnten wir die Zeit bis zum Eintreffen der Boardman überbrücken.«
»Lohnt sich nicht«, meinte Kellie. »Wir wären besser beraten, es mit landesüblichen Speisen zu versuchen.«
»Das bezweifle ich«, kommentierte MacAllister.
»Hutch«, sagte Marcel, »es ist nicht Ihre Schuld. Sie müssen zusammenhalten.« Sie unterhielten sich über den persönlichen Kanal.
»Wissen Sie, Marcel, es ist nur, dass …« Ihre Stimme zitterte, und sie musste sich unterbrechen, um sich zu sammeln. »Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass so etwas passieren könnte.« Er konnte sie atmen hören. »Ich habe nicht um diesen Auftrag gebeten. Ich bin Pilotin, und die verlangen von mir, Entscheidungen zu treffen, von denen Leben und Tod anderer Menschen abhängen kann.«
»Hutch«, sagte er wieder, darauf bedacht, so sanft wie nur möglich zu sprechen. »Sie haben versucht zu tun, was man von Ihnen verlangt hat. Die Leute um Sie herum sind alle erwachsen, und sie wussten das Gleiche, was auch Sie wussten. Es war nicht allein Ihre Entscheidung.«
»Ich hätte die Mission nach dem ersten Beben abbrechen können. Ich hätte alle in die Fähre setzen und zur Wildside zurückfliegen können. Das hätte ich tun sollen.«
»Und wenn wir alle immer im Voraus wüssten, was passieren wird, wären wir alle Millionäre.«
Sie schwieg.
»Hören Sie, Hutch. Die anderen werden Sie brauchen, bis wir diese Sache hinter uns haben. Sie müssen aufhören, sich selbst zu bemitleiden.«
»Mich selbst bemitleiden? Glauben Sie tatsächlich, dass ich das tue?«
»Ja. Genau das tun Sie. Es ist jetzt Ihr Job dafür zu sorgen, dass Ihre Leute in Sicherheit sind, bis wir sie zurückholen können. Für Toni können Sie nichts mehr tun, aber Sie können dafür sorgen, dass den anderen nichts zustößt.«
Sie unterbrach die Verbindung, und er atmete tief durch. Ihm war klar, dass sie eine schreckliche Erfahrung zu verarbeiten hatte, aber irgendwie hatte er mehr von ihr erwartet. Wäre das Gespräch weitergegangen, hätte er ihr sicherlich vorgeschlagen zurückzutreten und Kellie die Verantwortung zu übertragen. Nun fragte er sich, ob er sie nicht noch einmal kontaktieren sollte, um ihr genau dazu zu raten.
Aber nein. Noch nicht. Wenn von nun an alles glatt ging, müssten sie lediglich abwarten, bis Hilfe käme. Er verließ die Brücke und schlenderte zur Projektkontrolle, wo einige der Techniker damit beschäftigt waren, das Impossibilium zu analysieren.
Bills Abbild zeigte sich auf einem der Monitore. »Marcel? Sie haben eine Textbotschaft erhalten.«
Die Wendy verweilte noch immer in der Nähe des merkwürdigen Objekts, obwohl Marcel es vorgezogen hätte, in den Orbit zurückzukehren, um so nahe wie möglich an dem gestrandeten Team zu sein. Andererseits konnte er so oder so nichts anderes tun als zusehen, also erhörte er die Bitten der Forscher und erfüllte ihnen den Wunsch, in der Nähe des gigantischen Artefakts zu bleiben. Sie hielten nur wenige Meter Abstand, während sämtliche Instrumente des Schiffs die Schäfte abtasteten, scannten und sondierten.
Dem Schiff mangelte es an Laboreinrichtungen, die eine ausführliche Untersuchung der Proben an Bord gestattet hätten, aber sie versuchten, zumindest Schmelz- und Siedepunkt, Wärmekapazität, Wärmeleitfähigkeit, Dichte, Scher-, Kompressions- und Elastizitätsmodul zu bestimmen. Sie interessierten sich für die Stabilität, die elektrische Leitfähigkeit und die magnetischen Eigenschaften bei unterschiedlichen Temperaturen, Stromstärken und Frequenzen. Beekman und seine Leute hatten angefangen, eine Belastungskurve zu ermitteln. Marcel konnte nicht viel damit anfangen, aber den Forschern blieb abwechselnd der Mund offen stehen.
»Auf den Schirm.«
AN: NCA WENDY JAY
VON: NCA ATHENA BOARDMAN
BETRIFFT: STATUSBERICHT
FÜR CAPT. CLAIRVEAU. WIR STEHEN PLANGEMÄSS MINUTEN VOR DEM SPRUNG. BORDEIGENE LANDEFÄHRE WIRD VORBEREITET UND EINSATZBEREIT SEIN. MARCEL, SIE SCHULDEN MIR WAS.
»Soll ich antworten?«
»Sag ihm, ich lade ihn zum Essen ein.«
Kapitel XII
»Nichts verdirbt einem Menschen nachhaltiger den Appetit als ein
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