Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
schon angesichts der Tatsache, dass MacAllister noch lebte, höchst erfreut gewesen war, hob die Faust zu einer unpassenden Geste jubilierender Dankbarkeit angesichts dieser neuerlichen guten Nachricht. Schließlich setzte Marcel Beekman über die Neuigkeiten in Kenntnis, damit dieser sie an seine Leute weitergeben konnte. Als das alles geschehen war, informierte er auch die beiden verbliebenen Passagiere an Bord der Wildside. Er sprach mit einer Frau, die erklärte, sie wäre froh, dass Hilfe unterwegs sei, dass sie sich wirklich glücklich schätzen sollten und dass sie von Anfang an gegen die Mission eingetreten sei. Außerdem ließ sie durchblicken, dass Marcel zumindest teilweise mitverantwortlich für eine Situation war, die offensichtlich außer Kontrolle geraten war.
Captain Nicholson sehnte sich nach einem Beruhigungsmittel und sah zu, wie sich das Sichtpaneel in das Hologramm einer Waldlandschaft verwandelte. Gott sei Dank schien es bei den bisherigen Toten zu bleiben. Maleiva war weit von den Reiserouten entfernt, und es hätte leicht passieren können, dass niemand nahe genug gewesen wäre, ihnen zu Hilfe zu kommen.
Natürlich war der bereits angerichtete Schaden schlimm genug, ihn zu ruinieren. Ein toter Passagier, ein totes Besatzungsmitglied. Eine zerstörte Landefähre. Auf einem Flug, der einen glatten Regelverstoß darstellte. Wie sollte er das jemals erklären?
Dies war der dunkelste Moment in einem Leben, das bis dahin relativ unberührt von Kummer und Sorgen geblieben war. Und er wusste, dass er, wie auch immer sich die Dinge weiter entwickelten, diese Geschichte nicht überstehen würde. Man würde ihn vor einen Untersuchungsausschuss zerren, wo man ihm und der ganzen Welt in deutlichen Worten erklären würde, was für ein Schurke er war. Er würde erst einen Verweis kassieren und dann seine Kündigung erhalten. Alles im Scheinwerferlicht weltweit verfügbarer Medien.
Anschließend durfte er mit einem Gerichtsverfahren rechnen, das damit enden würde, dass er für alle Schäden, die den Familien der beiden Opfer entstehen mochten, ebenso aufkommen musste wie für den Verlust der Landefähre. Womöglich würde man ihn sogar strafrechtlich belangen. Nicht, dass TransGalactic für ihren Gerechtigkeitssinn bekannt gewesen wäre, aber man konnte mit Fug und Recht von ihnen erwarten, dass sie jede Gelegenheit wahrnähmen, sich in einer von rechtlichen Aspekten getragenen Situation von ihm zu distanzieren.
Wie hatte er nur so dumm sein können?
Kaum drei Minuten waren seit seinem Gespräch mit Clairveau vergangen, als sich der Dienst habende Offizier meldete, um ihm zu sagen, dass der überlebende Passagier, Mr. MacAllister, ihn zu sprechen wünsche.
Die Audio-Verbindung wurde hergestellt. »Sie wissen, was hier passiert ist?«, kam die Stimme des großen Mannes.
Die Stimme jener Person, die für die missliche Lage des Captains verantwortlich zeichnete. Sie werden imstande sein, einen kleinen Schrein für eine verlorene Welt zu errichten, hatte er gesagt. Die Leute werden es lieben. Das Management wird ihre weise Voraussicht würdigen. Ihre Kühnheit. »Ja, ich habe davon gehört.« Er gab sich alle Mühe, in ruhigem Ton zu sprechen. »Sind Sie in Ordnung, Mr. MacAllister?«
»Ja, vollkommen. Danke.« Er wirkte ein wenig gedämpft. Von der arroganten Schmeichelei, die sonst so kennzeichnend für seinen Charakter war, war nichts mehr zu spüren. »Ich nehme an, Sie sind infolge dieses … Vorfalls in Schwierigkeiten.«
»Ich glaube nicht, dass ich meinen Vorgesetzten irgendeine zufrieden stellende Erklärung liefern kann.«
»Nein, das dachte ich schon. Ich wollte mich entschuldigen, Captain.«
»Ja. Sicher. Danke.«
»Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass etwas Derartiges geschehen könnte.«
»Mir auch nicht. Captain Clairveau hat mich darüber informiert, dass Sie vorübergehend gestrandet sind.«
»Ja, ich fürchte, so ist es. Bis das Rettungsschiff eintrifft.«
»Es ist unterwegs. Es fällt mir nicht leicht zu fragen, aber es gibt etwas, das Sie für mich tun könnten.«
»Schon verstanden, Captain. Es gibt keinen Anlass für irgendjemanden von uns, die Einzelheiten dieser unglückseligen Mission öffentlich zu diskutieren.«
»Ganz meine Meinung.« Nicholson zögerte. Immerhin bestand stets die Möglichkeit, dass irgendjemand irgendwo ihr Gespräch belauschte und womöglich sogar mitschnitt. Ein sicherer Kanal stand ihm für das Gespräch mit MacAllister nicht zur
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