Hutch 05 - Odyssee
langsam um seine kurze Achse kreiselte. Der lange blaue Bogen der Erde schob sich ins Bild.
»Wie groß?«, fragte Hutch.
»Vier Kilometer. Mehr als vier. Man hat uns gesagt, der hätte allen das Licht ausgeknipst, wäre er auf die Erde geprallt.« Das Objekt wurde kleiner, die Erde verschwand allmählich aus dem Bildausschnitt. »Das stammt von einem der Aufzeichnungsgeräte hier auf der Station.«
»Ich kann nicht glauben, dass niemand ihn hat kommen sehen«, sagte Amy und sah Hutch an, in der Hoffnung, sie würde ihr eine Erklärung liefern können.
Hätte er getroffen, dann hätte er, wie Hutch sehr wohl wusste, große Mengen Staub in die Atmosphäre geschleudert. Es wäre Winter auf der Erde geworden, kalt, verzweifelt und dauerhaft. Wäre an diesem Tag ein Kind geboren worden und erst nach Ablauf der normalen Lebensspanne gestorben, so hätte es dennoch nicht lange genug gelebt, um das Ende des Frosts zu erleben.
Sie öffnete einen Kanal, um mit dem Kontrollzentrum der Station zu sprechen. »Hier spricht Priscilla Hutchins. Kann ich bitte mit Francois sprechen?« Francois Deshales, der Direktor.
»Bitte warten Sie, Ms. Hutchins.«
Sie wandte sich wieder Peter zu. »Informieren Sie den Commissioner!«
»In Ordnung.«
Plötzlich hörte sie Francois’ Stimme. »Hutch. Ich nehme an, Sie wollen mich wegen des Felsbrockens sprechen.«
»Ja. Sind da noch mehr? Manchmal reisen die Dinger im Rudel.«
» Wir haben uns umgesehen, konnten aber keine weiteren entdecken.«
»Gut. Francois, wie weit im Vorfeld haben wir Bescheid gewusst?«
»Wir haben ihn bis zur letzten Minute nicht gesehen. « Er hörte sich unbehaglich an. »Wir wussten nicht, ob er trifft oder nicht, bis er vorbeigeflogen war. C’est embarrassant.«
»Hätte schlimmer sein können.«
»Priscilla, ich muss los. Wir bekommen Verkehr.«
Peter flüsterte in seinen Link, sah zu ihr herüber und sagte ja. Schließlich winkte er ihr zu. »Er will mit Ihnen sprechen.«
Sie schaltete um. »Hallo, Michael.«
»Die Presse veranstaltet eine Menge Theater.«
»Das überrascht mich nicht.«
»Wie kommt es, dass wir nicht im Voraus Bescheid wussten?«
Sie hätte ihm zu gern vorgeschlagen, er möge seinen Kumpel Senator Taylor fragen. »Das alte Skywatch-Programm wurde schon vor Jahren eingestellt.«
»Skywatch? Was zum Teufel ist das?«
»Es bestand aus einem paar Dutzend unabhängigen Astronomen, die Erdbahnkreuzer beobachtet haben. Aber der Kongress hat ihnen die Mittel gestrichen, und jetzt sind nur noch eine Hand voll Freiwilliger übrig.«
»Zum Teufel damit, das kümmert mich nicht! Was ist mit unseren Leuten da oben?«
»Das liegt nicht in der Verantwortung der Akademie, Michael. Das gehört nicht zu unseren Aufgaben. Eigentlich ist die Station für so etwas zuständig.«
»Das hört sich nicht nach einer besonders guten Antwort an, wenn die Frage erst aufkommt. Worauf ich derzeit gerade warte.«
»Michael, wir haben nicht einmal die passenden Abtastungsgeräte. Wir können lediglich auf die Ausrüstung von Union zugreifen. Und jetzt, da ich darüber nachdenke, deren Aufgabe ist das auch nicht. Sie kontrollieren die Flugbewegungen. An- und Abflug. Das ist alles, was sie tun.«
»Tja«, sagte er, »jemand wird teuer dafür bezahlen. Asquith, Ende und out.«
Seine letzten Worte entlockten ihr ein Lächeln. Out also? Als wäre er je etwas anderes gewesen.
Wie vorgesehen erwartete Taylor sie in Begleitung zweier Sicherheitsleute am Reagan im Ankunftsbereich. Er umarmte seine Tochter und erkundigte sich, ob sie sich amüsiert habe.
»Ja, Dad«, sagte sie. »Wir waren auf der Peifer.«
»Gut.« Er sah Hutch mit einer Miene an, die ein Gefühl der Ermattung zum Ausdruck brachte. »Ihr habt da oben einen aufregenden Tag gehabt.«
»Meinen Sie den Asteroiden?«
»Ja.«
»Das war knapp«, sagte Hutch.
»Das ist lächerlich, Hutch. Da geben wir all dieses Geld aus, und was passiert?«
»Wir sollten es ein bisschen intelligenter verteilen, Senator. Unterstützen Sie das Erdbahnkreuzer-Programm! Das sind nur Kleckerbeträge, die Sie dafür locker machen müssten.«
»Wir haben überall auf der Welt Teleskope. Und Satelliten. Was immer Sie wollen. Und niemand hat das Ding kommen sehen?«
»Für derartige Aufgaben braucht man eine Spezialausrüstung. Jede Menge …«
Er hob eine Hand. »Schon in Ordnung. Ich habe Sie verstanden.« Dann erzählte er Maureen, wie hübsch sie sei und schaute sie auch weiterhin an, als er wieder mit
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