Hutch 05 - Odyssee
bei Maureen Begeisterung zu wecken.
»Auf jeden Fall«, meinte Hutch. Sie hatte sich Koballahs Einverständnis geholt, und so gingen sie nun gemeinsam durch die Röhre, die von innen durchsichtig war. Maureen schaute hinaus und betrachtete das Schiff.
»Das ist hübsch, Mami«, verkündete sie.
In einem angrenzenden Dock wurden gerade die Maschinen des Akademieschiffs Edward Barringer überholt. Der hintere Teil des Schiffs war offen, und drei oder vier Techniker, alle in E-Suits, kletterten über den Rumpf. Die Barringer gehörte zur Lakschmi-Klasse. Diese Schiffe waren neueren Datums als die der Colby-Klasse, aber sie waren ganz sicher nicht neu.
Hutch benutzte ihren Link, um sich bei Bobby Watson, dem Leiter des Wartungstrupps, zu erkundigen, was los sei.
»Das Ding sollte man verschrotten«, war seine Antwort. »Nehmen Sie’s mir nicht übel, Ma’am.« Watson war schon dabei gewesen, bevor Hutchs Karriere angefangen hatte. Nun, dem Ruhestand nahe, war der grauhaarige, bärtige Mann nicht dazu aufgelegt, sich mit Unsinnigkeiten abzufinden. »Hier geht es nicht um ein einzelnes Problem, Hutch. Soweit wir es beurteilen können, ist sie in Ordnung. Sie wird ihren Bestimmungsort vermutlich erreichen. Es ist nur …« Er zuckte mit den Schultern. »Diese Dinger bestehen aus einem Haufen von Einzelteilen. Irgendwann erreichen die einen Punkt, von dem an man ihnen nicht mehr trauen kann.«
»So schlimm?«
Er blickte zu ihr herüber und betrachtete die Mädchen. »Die beiden würden sie auf dem Pott bestimmt nicht losschicken wollen.«
»Bobby«, sagte sie, »schicken Sie mir bitte eine Kopie Ihres Berichts, okay?«
Amy trat als Erste durch die Luke an Bord. Der Maschinenraum war bereits von einer Wartungseinheit abgeriegelt worden, aber Hutch konnte den Mädchen immer noch die Wohnquartiere zeigen, die VR-Kabine, den Fitnessbereich, den Gemeinschaftsraum und schließlich auch die Brücke.
Amy strahlte, als sie sich auf den Pilotensitz setzte, ihren Finger über die Instrumente gleiten ließ und träumte, wie es wohl sein würde, die Energie eines überlichtschnellen Schiffs zu beherrschen. »Wir können jetzt nicht einfach irgendwohin fliegen, oder?«, fragte sie.
Hutch lächelte. »Ich glaube nicht, dass die Techniker einverstanden wären.« Sie aktivierte die Statusanzeige. Sie blinkte auf, leuchtete rot und zeigte ›NEG‹ an. »Sie muss betankt und aufgeladen werden.«
»Denken Sie, ich könnte mit so einem Schiff fliegen, Hutch? Vielleicht nicht heute, aber wenn Sie irgendwann Zeit dafür haben?«
»Ich schaue mal, was sich machen lässt.«
Ihre Hoffnung wuchs. »Das ist das Schiff, das Sie geflogen haben, nicht wahr?«
»Ja, das ist eines davon.«
»Warum haben Sie damit aufgehört?«, fragte sie. »Jetzt arbeiten Sie doch in einem Büro.«
»Ja, das tue ich. Das ist kompliziert, Amy.« Sie sah sich auf der Brücke um. »Bill, bist du da?«
Die Schiffs-KI antwortete sogleich. »Hallo, Hutch. Willkommen auf der Peifer. Sind das Ihre Töchter?« Amy strahlte. Tochter einer Starpilotin. Das gefiel ihr. Hutch stellte sie vor. Bill sagte den Mädchen hallo und behauptete, Maureen sähe aus wie ihre Mutter. »Hutch«, fügte er hinzu, »ich habe Sie vermisst.«
»Ich habe dich auch vermisst, Bill.« Die Mädchen schauten zu den Sichtluken hinaus. Natürlich konnten sie dort weiter nichts sehen als Scheinwerfer, Kabel, Docks und Schotts. »Ich wünschte, ich könnte euch rausfliegen«, verriet Hutch den beiden. »Ein Flug mit Bill würde euch gefallen.« Sie hätte einen virtuellen Flug arrangieren können, aber die beiden hätten gewusst, dass es nicht echt war. Jedenfalls hätte Amy es gewusst. Und deshalb wäre es nicht das Gleiche gewesen.
Hutch sah Maureen an und fragte sich, was sie in ihrem Leben wohl alles zu sehen bekäme. Wenn es nach ihrem Vater ginge, würde sie vielleicht eines Tages zusehen, wie die Regierung sämtliche interstellaren Programme einstellte. Er hatte natürlich Recht, sich um seinen Heimatplaneten zu sorgen. Aber das lief nicht zwangsläufig darauf hinaus, dass den Menschen nur die Entscheidung offenstünde, den Treibhauseffekt aufzuhalten oder die Weltraumexpansion fortzusetzen.
Von Überlichtgeschwindigkeit konnte niemand satt werden. Vielleicht sollte sich die Akademie ein neues Motto zulegen.
»Pipi, Mami«, meldete sich Maureen.
Später besuchten sie den Wartungsbereich der Station und betrachteten die Maschinen, aber daran war Amy nicht so sehr interessiert,
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