Hutch 06 - Hexenkessel
damit wir dann ein wissenschaftliches Team hinschicken konnten.«
Hutch genoss den Augenblick. Ihre Augen leuchteten. »Und wurden Sie je informiert?«, fragte Antonio.
»Wir haben nie jemanden gefunden. Nicht, während ich dabei war.«
»Abgesehen von ein paar Wilden«, fügte Rudy hinzu.
Die reine Freude, die von Antonio Besitz ergriffen hatte, erstarb bei der Vorstellung, dass sie sich lediglich ein paar Notizen machen und weiterziehen würden. Dass sie es jemand anderem würden überlassen müssen, Kontakt herzustellen. »Also, was tun wir?«, fragte er.
Rudy war vor Ehrfurcht wie erstarrt. Antonio konnte ihn atmen hören, konnte sehen, wie er den Kopf schüttelte, ganz so, als sei er mit einem Mal im Paradies gelandet. »Weiß nicht«, murmelte er. Die Preston und die McAdams flogen der Sonne davon, ließen sie hinter sich. Vor ihnen glitzerten weitere Städte in der heraufziehenden Morgendämmerung.
Als alle sich wieder etwas beruhigt hatten, begriff Hutch, dass sie sich tief in ihrem Herzen beinahe gewünscht hatte, es wäre niemand zu Hause gewesen. Vielleicht, weil sie es nicht anders gekannt hatte. Vielleicht war sie inzwischen zu vorsichtig für diese Art der Arbeit geworden. Vielleicht war sie auch nur alt geworden. »Als wir das letzte Mal irgendwo vorbeigeschaut und guten Tag gesagt haben«, sagte sie, »haben wir mehrere Leute verloren.«
Rudy nickte und sagte etwas, aber Antonio hörte nicht zu. Sein Geist weilte dort unten in den Straßen der Stadt.
»Phyl«, wandte Hutch sich an die KI, »kannst du inzwischen irgendwelche Funksignale verstehen? Was sagen die da unten?«
»Negativ, Hutch. Das wird eine Weile dauern. Zudem scheint es eine ganze Reihe verschiedener Sprachen zu geben.«
»Wie lange?«
»Wie lange es dauern wird? Ich brauche ein paar Tage.«
»So lange können wir nicht warten!«, meinte Rudy. Schon sah er sich zum Heck um, stierte durch den Korridor, der an ihren Quartieren vorbei zu der Null-g-Röhre und dem Zugang zum Hangar führte.
»Warum nicht, Rudy? Wozu die Eile?«
Mein Gott, war das nicht offensichtlich? »Kommen Sie, Hutch, wir werden doch nicht das Vorsicht-ist-besser-als-Nachsicht-Spiel spielen, oder?«
»Schön, dass Sie Verständnis für meine Sichtweise zeigen, Rudy«, sagte sie in einem Ton, der keinen Zweifel daran ließ, wer hier die Verantwortung trug. »Wir werden uns nicht in ein unkalkulierbares Abenteuer stürzen. Außerdem, würden Sie heute Nachmittag da runtergehen und jemandem die Hand schütteln, fiele es Ihnen ziemlich schwer, hallo zu sagen.«
»Ich weiß. Aber gottverdammt noch mal …«
»Warten wir in Ruhe ab, einverstanden?« Dann an Phyl gewandt: »Gib uns Bescheid, wenn wir imstande sind, uns mit ihnen zu verständigen!«
»Okay.«
»Außerdem brauchen wir jemanden, mit dem wir reden können. Versuch, jemanden wie …«, sie lächelte, »… Rudy zu finden. Oder Antonio. Einen Physiker oder einen Journalisten. Wenn du einen gefunden hast, dann such nach einer Möglichkeit, Kontakt herzustellen.«
Die KIs brauchten beinahe vier Tage, um die Sprachbarriere zu überwinden. »Überwiegend handelt es sich bei den Transmissionen um Unterhaltungsprogramme«, erklärte Phyl. »Dramen, Abenteuergeschichten. Komödien. Ganz ähnlich wie das, was wir auf diesem Sektor haben. Außerdem dürfte es noch eine Menge Signalverkehr von Station zu Station geben, den wir nicht auffangen. Die Sendeanstalten selbst haben vermutlich ein stärkeres Signal.«
»Dramen, Abenteuergeschichten und Komödien. Kannst du uns etwas davon zeigen?«
»Ich werde etwas verfügbar machen. Haben Sie irgendwelche Präferenzen?«
»Was immer du zu bieten hast«, antwortete Rudy. »Vielleicht etwas von der gehobenen Sorte.«
»Ich habe keine Möglichkeit, die Qualität der Darbietungen zu beurteilen.«
Rudy bemühte sich, nicht allzu verlegen auszusehen. Natürlich. Nur ein Scherz. »Such einfach nach dem Zufallsprinzip etwas aus! Kannst du mir eine Schriftversion anbieten? Das ginge vielleicht schneller.«
»Natürlich.«
»Mir auch«, sagte Antonio.
»Und Sie, Hutch?«
»Ich möchte so nahe wie möglich an der ursprünglichen Version der Sendungen bleiben. Gute Show, Phyl. Eines noch: Sollte es uns gelingen, eine Konversation mit irgendjemandem zu initiieren, kannst du dann synchron übersetzen?«
»Derzeit nicht. Ich bin nicht bewandert in diesen Sprachen. Und es wird zwangsweise Beschränkungen geben.«
»Okay. Das ist dann deine nächste Aufgabe.
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