Hutch 06 - Hexenkessel
fegte durch die Bäume, und um sie herum erklang das zufriedene Brummen der Insekten. Hutch hatte Wälder auf ungefähr einem Dutzend verschiedener Planeten erlebt, und sie hörten sich alle gleich an.
Direkt vor ihnen führte die Straße über eine Anhöhe und verschwand außer Sicht. Hinter ihnen führte sie um eine Kurve, hinter der sie dann ebenfalls verschwand.
Hutch ging zu einem der Masten und blickte hinauf. Der Mast selbst war in einem früheren Leben einmal ein Baum gewesen. Die Leitungen hingen weit oben. Phyllis hatte angenommen, es gäbe Trittanker, aber Hutch konnte keine erkennen.
»Wie wollen Sie da jetzt raufkommen?«, fragte Antonio.
»Ich bin noch nicht sicher.« Ein Wagen näherte sich. Von hinten. Als die Lichter um die Kurve kamen, verkrochen Hutch und Antonio sich außer Sichtweite.
Es war ein kleines, tränenförmiges Vehikel. Drei Räder. Es war leise. Vermutlich elektrisch angetrieben.
Dann war es vorübergefahren, über den Hügel hinweg, und verschwunden. Hutch hatte den Fahrer nicht gut erkennen können. Das Einzige, dessen sie sicher war, war, dass er kleiner war als sie.
Wieder musterte sie den Mast. »Wie zum Teufel kommen die auf die Dinger rauf?«
»Vermutlich benutzen sie irgendwelche Maschinen.«
Querbalken trugen zwei Kabelstränge. Sie waren an der Mastspitze befestigt, einer über dem anderen. Phyl hatte ihr gesagt, dass der höhere Balken vermutlich die Elektrokabel trüge.
»Warten Sie hier!«, sagte sie. »Und halten Sie sich bloß außer Sichtweite!« Sie kehrte zur Landefähre zurück, kletterte hinein und holte ein Seil aus dem Geräteschrank. Dann startete sie den Motor und hob ab.
»Was haben Sie vor?«, fragte Antonio.
Hutch hätte es vorgezogen, direkt von der Fähre aus zu arbeiten, aber sie wusste nicht, wie sie nahe genug heranfliegen sollte, ohne dabei mit den Elektrokabeln zu kollidieren. Außerdem hätte sie sich ziemlich weit herauslehnen müssen, um den Anschluss zu legen, und ziemlich tief hinunter ging’s in jedem Fall.
Sonderbar, wie sich die Perspektive veränderte, wenn Gravitation zum Thema wurde!
Hutch stieg mit der Fähre bis über die Baumkronen auf und steuerte sie dann hinüber, bis sie direkt über den Masten war. Dann öffnete Hutch die Luke. Antonio blickte zu ihr hinauf. Er winkte. »Seien Sie vorsichtig!«, ermahnte er sie.
Sie lehnte sich hinaus und warf ein Ende des Seils zu ihm hinunter. Dann schlang sie es um den Mast, sodass es über dem Querbalken hing, und ließ auch das andere Ende fallen. Beide Enden lagen nun auf dem Boden.
»Na, das sieht mir ja nach einer langen, anstrengenden Kletterpartie aus!«, meinte Antonio. »Ich denke, das sollte ich übernehmen.«
»Sie sind zu schwer«, entgegnete sie. »Ich könnte Sie nicht hochziehen.«
»Hutch, die Sache gefällt mir nicht.«
»Mir auch nicht, Antonio. Ich bin für jeden Vorschlag offen.«
»Da kommt ein Wagen.«
Sie sah die Lichter. Verdammt. Die Landefähre hing mitten in der Luft, hob sich silhouettenartig vor dem Mond ab. Sie umfasste den Steuerknüppel und flog mit offener Luke in einem Bogen davon.
»Hutch, der Wagen hält an!«
Sie konnte sich nicht verstecken. Sie ging so weit runter, wie sie konnte, und flog einfach immer weiter.
»Das Wesen im Wagen sieht Sie! Und steigt aus dem Wagen aus!«
»Bleiben Sie bloß schön in Deckung, Antonio!«
»Es versucht, sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Ich glaube, Sie sind inzwischen außer Sichtweite. Die Bäume sind im Weg.«
»Hoffen wir’s.« Sie suchte nach einem Platz zum Landen, fand aber keine Lichtung.
»Oh-oh!«
»Was, oh-oh?«
»Es hat das Seil entdeckt.«
»Okay. Rühren Sie sich einfach nicht! Wir haben noch mehr Seile, falls wir eines brauchen sollten.«
»Gut.«
»Was tut es?«
»Steht einfach nur da und sieht sich um. Hübscher Wagen übrigens.«
Endlich sah Hutch eine offene Stelle in all den Laubkronen und setzte die Fähre auf. Sanft. Geräuschlos. »Was macht es jetzt?«
»Starrt das Seil an. Sind ziemlich hässliche Kreaturen. Warten Sie, da ist noch eine in dem Wagen. Sie unterhalten sich. Okay … jetzt steigt das Wesen wieder ein. Da kommt noch ein Wagen. Aus der anderen Richtung. Nein, das ist eher ein Laster. Ein Pritschenwagen.«
»Geben Sie mir Bescheid, wenn die wieder weg sind, ja?«
»Okay.«
Hutch lauschte dem Wind und den Insekten. Dann meldete sich Antonio wieder: »Der Pritschenwagen ist weg. Sie sind beide weg. Alle wieder von der Bildfläche
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