Hutch 06 - Hexenkessel
tun?«
Wieder trat eine lange Pause ein. »Ja, das lässt sich arrangieren.«
»Werden Sie es tun?«
»Ja, ich tue es. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe!«
Hutch gab Phyl noch eine knappe Anweisung. »Eines noch«, sagte die KI. »Nach dieser Demonstration dürfen Sie niemandem davon erzählen. Haben Sie das verstanden?«
»Welche Demonstration?«
»Sehen Sie sich einfach den Mond an, Mr Smith!«
»Also wollen Sie morgen das Schiff vor den Mond setzen«, sagte Antonio in der Fähre zu Hutch.
Hutch lehnte sich zurück und genoss den Augenblick. »Sie sagen es.«
»Er wird ein ziemlich gutes Teleskop brauchen, um uns zu sehen.«
»Antonio, wir werden nicht in der Nähe des Mondes sein.«
»Nicht?«
»Nein. Schauen Sie, wir wissen, dass er den Mond jetzt sehen kann. Das schränkt das Gebiet, in dem er wohnen könnte, ein. Wir werden uns knapp außerhalb der Atmosphäre in einer Linie zum Mond positionieren und dort kreuzen. Wir werden einen größeren Bereich abdecken müssen, um sicherzustellen, dass er uns von jedem Punkt des betreffenden Gebiets aus sehen kann, und wir können das Schiff nicht in die Bildmitte rücken, was ich vorgezogen hätte, aber es sollte uns möglich sein, uns in seinem Blickfeld zu zeigen.«
»Und wenn er uns tatsächlich sieht …«
»Ja?«
»Denken Sie, dass er das dann wirklich für sich behält?«
»Mir wäre lieber, er täte es. Aber selbst, wenn er es nicht tut, wer würde ihm schon glauben? ›Sag mal, hast du gestern Abend den Moonrider gesehen?‹«
»Aber jeder, der uns sonst noch sieht, wird ihm glauben.«
»Da könnten Sie Recht haben, Antonio.«
»Warum interessiert uns das überhaupt so sehr?«
»Weil wir uns, falls es uns überhaupt gelingt, diese Sache in Gang zu bringen, nicht mit einer wütenden Meute oder dem hiesigen Militär auseinandersetzen wollen. Darum.«
»Er wird es vergessen«, unkte Jon. »Morgen Abend denkt er überhaupt nicht mehr daran.«
Als die Landefähre wieder in den Orbit aufstieg, fand eine lebhafte Diskussion statt. Rudy war froh, dass sie es geschafft hatten, den ersten Schritt zu tun, aber er war der Ansicht, dem großen Ereignis mangele es an der angemessenen Würde. Es fühle sich einfach nicht richtig an.
Matt sagte, man werde sich noch in ferner Zukunft an die Bilder von Hutch erinnern, wie sie den Mast hinaufgezogen worden sei. »Ich schätze, Sie sind gerade unsterblich geworden!«, verkündete er.
»Wir sollten ihn morgen noch einmal anrufen«, meldete sich Jon zu Wort. »Ihn daran erinnern hinzusehen, sonst wird das alles ein höchst unspektakuläres Ende nehmen.«
»Unspektakulär ist es doch jetzt schon!«, murrte Rudy. »Nach so vielen Jahren stoßen wir endlich auf Außerirdische, die mehr oder weniger auf unserem Niveau sind – und was machen wir? Wir kontaktieren sie über die VR! Das ist unangemessen, inakzeptabel!«
»Das ist keine VR«, korrigierte Phyl ihn. »So etwas hat man Telefon genannt.«
»Was mich wirklich vom Hocker gerissen hat«, meinte Antonio, als sie sich der Preston näherten, »war, wie menschlich er sich angehört hat. Und mir ist dabei sehr wohl klar, dass wir nur Phyl gehört haben, die alles in die Umgangssprache übersetzt und vielleicht sogar ein paar Dinge dazugedichtet hat! Aber im Großen und Ganzen hätte ich exakt so reagiert wie er: ›Geh mir aus der Leitung, du Idiot.‹«
»Antonio«, meinte Jon, »er war wesentlich geduldiger, als Sie es gewesen wären.«
ANTONIOS NOTIZEN
Wir haben soeben die erste Konversation zwischen Menschen und einem Repräsentanten einer technisierten Zivilisation erlebt, und es war keineswegs so, wie ich es erwartet hatte. Und Rudy hat seine Enttäuschung klar genug zum Ausdruck gebracht. Als es vorbei war, hat er den Kopf geschüttelt, seinen Kaffee getrunken und in den Raum gefragt: »Wo war der majestätische Augenblick?«
Freitag, 21. Dezember
Kapitel 25
Die Welt drehte sich einmal in einundzwanzig Stunden, siebzehn Minuten und irgendetwas um die eigene Achse. Morgen würden die Preston und die McAdams eine Show inszenieren, und dann würden Hutch und die anderen mit ein bisschen Glück auf die Oberfläche zurückkehren und Mr Smith guten Tag sagen.
Guter, alter Smitty.
An Bord der Raumschiffe war erneut die Rede davon, zu feiern, aber so weit kam es nicht. Zu früh, meinte Jon. Matt war der Ansicht, sie sollten ihr Glück nicht herausfordern. Erst mal sehen, wie es läuft. Nur nichts beschreien.
Hutch und ihre Passagiere
Weitere Kostenlose Bücher