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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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stattfinden.
    Diese Leute, die ihn anriefen und auf den fahrenden Zug aufspringen wollten, gehörten zu jenen hohen Tieren, die von der Foundation während der letzten fünfzehn Jahre keinerlei Notiz genommen hatten. Für sie war Rudy bedeutungslos gewesen, nur ein Kerl, der darum kämpfte, die Vergangenheit festzuhalten. Ein Mann ohne Vorstellungsvermögen, ohne einen Sinn dafür, wo die wahren Prioritäten lägen. Jemand, den man nicht ernst nehmen müsse.
    Rudy war es ein seltenes Vergnügen gewesen, die ganze Welt in Atem zu halten. Ich rufe an, wenn ich Verwendung für Sie habe.
    Er war sich bewusst, dass sein Verhalten kleinlich war. Sogar nachtragend. Aber das war in Ordnung. Kleinlich zu sein konnte durchaus etwas Gutes haben. Besser, er verbuchte sein Verhalten als Ausdruck ausgleichender Gerechtigkeit.
     
    Rudy hatte nie viel Erfolg bei Frauen gehabt. Aus irgendeinem rätselhaften Grund konnte er ihre Leidenschaft nicht entfachen. Sogar seine Ehefrauen schienen in ihm nie mehr als einen ulkigen Typen gesehen zu haben. Er war die Art Mann, der eine Frau ihr Vertrauen zu schenken vermochte, die Art Mann, mit der man Geschichten austauschen konnte. Rudys Leistungen schienen sie zu beeindrucken, er selbst jedoch tat es nicht. Es fiel ihm nicht schwer, sich mit Frauen zu verabreden, aber keine schien ihm je emotional nahekommen zu wollen. Selbst seine letzte Ehefrau war ihm irgendwie fremd geblieben. Sie hatten sich auf gütlichem Wege getrennt. Alte Freunde.
    Er war ein guter Freund. Ein netter Kerl.
    Es wäre dennoch nicht richtig zu behaupten, dass er ein einsames Leben führe. Aber seit er erwachsen war, hatte er nie eine intensive Beziehung zu irgendeinem anderen menschlichen Wesen aufgebaut. Sein Leben war gekennzeichnet von dem inneren Drang, sich von anderen Menschen zu distanzieren. Als Kind hatte er immer davon geträumt, eines Tages auf einer Insel zu leben. Oder auf einem Berg. Irgendwo, wo er unerreichbar wäre.
    Es war eine Ironie, dass ein Mann mit seinem Empfindungsvermögen, seiner Hingabe nie weit über die unmittelbare Nachbarschaft hinaus gereist war. Er ließ zu, dass die Leute glaubten, er wäre weit gereist. Er log nicht direkt, stritt derartige Unterstellungen aber auch nicht ab. In gewisser Weise war er viel gereist, aber der größte Teil seiner Reisen war virtueller Natur gewesen. Oder literarischer.
    Eigentlich hatte es mehr als genug Gelegenheiten gegeben, um auf Reisen zu gehen. Rudys Spezialgebiet war die stellare Evolution, und er war sowohl von Jesperson als auch von Hightower eingeladen worden, als diese beiden sich vor Jahren auf den Weg gemacht hatten. Aber damals war Rudy noch jung gewesen und hatte nicht den Wunsch verspürt, sechs oder sieben Monate auf einem Schiff zu verbringen, umringt von den klügsten Köpfen auf ihren jeweiligen Fachgebieten. Er hätte sich nicht absondern können, hatte immer gewusst, dass er nicht über ausreichende Kenntnisse verfügte, und wollte nicht bloßgestellt werden. Sein Mentor hatte ihm damals gesagt, er müsse nur an sich glauben. Aber Rudy gelang das nicht, er war nicht bereit, sich gemeinsam mit MacPherson und Banikawa und all den anderen einpferchen zu lassen und über Schattenmaterie, negative Energie und neutrale Spins zu diskutieren. Rudy hatte damals geglaubt, er habe später noch mehr als genug Zeit, hinaus zu den Sternen zu ziehen. Und dann, plötzlich, war die Zeit der großen Forschungsreisen vorbei gewesen.
    Als Rudy Direktor der Foundation geworden war, hatte er darüber nachgedacht, an einer der Missionen teilzunehmen. Etwas zu tun, um seine Glaubwürdigkeit zu untermauern (damals hatten sie immerhin noch drei Schiffe besessen). Aber das hätte nicht gut ausgesehen. Die Leute hätten gedacht, er hätte die Vorzüge seiner Position ausgenutzt. Also war er auf der Erde geblieben, während die Wissenschaftler um ihn herum hinaus ins All aufgebrochen waren.
    Nicht, dass Rudy noch nie zuvor auf einem Schiff gewesen wäre. Er hatte ein paar nahe Sterne besucht. War zum Iapetus gereist, um sich den Saturn aus der Nähe anzusehen. Und um die Monumente zu betrachten. Aber das war nicht das Gleiche wie ein Flug in die Tiefen des Raums oder die Landung auf einer Welt, die ein außerirdisches Biosystem beheimatete. Wie eine Reise, die einen so weit von der Erde wegführte, dass man, wenn man die Sonne, die Erdensonne, durch ein Teleskop betrachtete, wusste, dass man sie so sah, wie sie vor der eigenen Geburt ausgesehen hatte. So und

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