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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Sekunden«, meldete Matt.
    Antonio schloss die Augen. Er schien ganz woanders zu sein. »Los, Baby«, murmelte er.
    Auch Hutch schloss die Augen, fühlte den kurzen Ruck in ihrer Leibesmitte, sah, wie das Licht jenseits ihrer Lider verschwand und zurückkehrte.
    »Das war’s«, bemerkte Matt und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Alle lachten. »Wir sind da.«
    Hutch schüttelte den Kopf. Es fühlte sich einfach nicht richtig an. Ein Sprung, der gerade einen Sekundenbruchteil an Zeit erforderte.
    Antonio musterte die Anzeigetafel. »Sind wir so weit? Kann ich das Ding wieder abnehmen.« Er fühlte sich in dem Gurtsystem nicht wohl.
    »Einen Moment«, schaltete Phyl sich ein. »Messung läuft.«
    Was immer heute geschah, die Zukunft des Reisens hatte bereits begonnen. Annähernd verzögerungsfreie Reisen würden schon in der nächsten Generation zur Norm werden – oder zumindest in den dann folgenden Generationen: Sie hier an Bord der Preston hatten den ersten Schritt auf dieser Straße gewagt, ein Fortschreiten war nicht mehr aufzuhalten. Plötzlich fiel Hutch auf, dass eine solche Metapher für Zeitabläufe bald jeglichen Sinn verlieren könnte. Vielleicht würden die Menschen schon im nächsten Jahrhundert mit dem Konzept einer Straße nichts mehr anfangen können. Oder es würde als Referenz für spirituelles Reisen überdauern. Das war ein trauriger Gedanke. Sie fragte sich, ob die Befürchtungen der Wissenschaft nicht doch einen wahren Kern hatten: An einem bestimmten Punkt der wissenschaftlichen Forschung lauere, so hieß es immer, eine Singularität, und zwar immer dann, wenn die erzielten Fortschritte ein gewisses Übermaß erreicht hätten. Hutch glaubte nicht an einen Aufstand der Maschinen oder ähnlich wilde Vorstellungen, die schon zu den Klassikern zählten. Sie sorgte sich schlicht darüber, dass man vielleicht irgendwann einen Punkt erreichen würde, an dem die Nachteile jeglichen technologischen Fortschritts die Vorteile überwiegen müssten. Ein Punkt, an dem der Preis einfach zu hoch wäre. An dem sich die Menschen in Avatare verlieben würden statt in andere Menschen. Aber der Fortschritt ließ sich nun einmal gerade deshalb nicht aufhalten, weil er sich zu einer Art Religion entwickelt hatte. Es war gleichgültig, welchen Schaden er auch anrichten mochte.
    Phyl meldete sich wieder zu Wort: »Entfernung zu Seabright: 285 Millionen Kilometer.«
    »Die Entfernung ist größer als vorher«, stellte Antonio fest. »Wie konnte das passieren?«
    Hutch löste ihren Gurt. »Matt?«
    Matt verließ die Brücke und kam zu ihnen, und er sah verärgert aus. »Ich glaube, wir sind auf der anderen Seite gelandet«, meinte er. »Wir haben einen Sprung über eine halbe Million Klicks gemacht. Vielleicht waren wir ein bisschen zu vorsichtig.«
    Antonio machte sich Notizen. »Das beste System der Welt taugt nichts, wenn man nicht weiß, wohin es einen führt.«
    Jon erschien hinter Matt in der Tür. »Schätze, wir haben das Ziel verfehlt«, sagte er. »Das dürfte ein schlichtes Justierungsproblem sein. Vorerst müssen wir uns den Weg ertasten. Man kann eben nicht alles über Nacht haben.«
     
    Antonio grollte, weil er keinen Bericht absetzen konnte. Der Locarno, so erklärte er Jon, könne nicht als echter Erfolg gewertet werden, solange er nicht von einer entsprechend fortschrittlichen Kommunikationseinrichtung begleitet werde.
    »Ich hatte noch keine Zeit, mich darum zu kümmern«, sagte Jon. »Tut mir leid. Andererseits wirkt unsere Arbeit dadurch umso geheimnisvoller. Das dürfte von Vorteil sein. Die Leute werden sich fragen, was hier draußen wohl vorgeht.«
    Antonio kehrte zurück zu seinem Notebook. »Dieser Aspekt war mir entfallen. Ich werde alles umschreiben müssen«, klagte er.
    »Warum?«, fragte Matt.
    »›Während wir hier stehen‹«, las er vor, »›und diese prachtvolle Sonne betrachten …‹«
    »Ist das nicht ein bisschen übertrieben?«, fragte Matt.
    Antonios Miene verfinsterte sich. »Das ist beabsichtigt. Die Leute lieben Übertreibungen.«
    »Schwachköpfe«, kommentierte Matt.
    Antonio schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Aber sie haben es gern ein bisschen bunter. So ist sie, die Realität! Die Briten haben zwar eine Vorliebe für Understatement, aber damit sind sie so ziemlich allein auf der Welt.«
    »Trotzdem Schwachköpfe.«
    »Sie hören sich an wie jemand, den ich kenne«, bemerkte Hutch.
    »Der wäre?«
    »Gregory MacAllister.«
    Matt nickte. »Einer meiner erklärten

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