Hyänen
haben.»
«Wozu? Ich hab alles im Griff. Damit komme ich schon klar.»
«Es wäre nicht richtig, es ihnen nicht zu sagen, Frank.»
«Wäre es etwa besser, wenn wir beide deswegen gefeuert werden? Wir sollten auf sie aufpassen und haben es nicht getan.»
Schweigen am anderen Ende. Dann: «Wo bist du?»
«Auf der 44 , Richtung Westen. Ich bin schon ziemlich nah an ihr dran. Ich weiß, wie sie denkt. Vielleicht weiß ich sogar, wohin sie will.»
«Keine Ahnung, wie lange ich das noch vertuschen kann.»
«Verschaff mir einfach ein paar Tage Zeit. Ich finde sie, und wir bringen sie und den Jungen irgendwo anders unter. In null Komma nix ist alles wieder in Butter.»
«Was meinst du, wie sie sie gefunden haben?»
«Keine Ahnung. Vielleicht hat Luke seinen Großvater angerufen, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren.»
Von McGrath kam erneut ein langes Schweigen. Ter Horst sah, wie der kleine blaue Wagen einen Sprung nach vorn machte. Bald würden sie durch Tucumcari fahren.
Tucumcari.
Das kam in einem Lied vor. Bei den Eagles?
Schließlich fragte McGrath: «Und was ist mit den ganzen Leichen in Brady?»
«Sollen die Toten ihre Toten begraben.»
Langsam trieb er aus einem tiefen Abgrund zurück an die Oberfläche. Seine Augen erblickten einen lichtdurchfluteten pastellfarbenen Raum. Einen Moment lang wusste er nicht, wo er sich befand, dann fiel es ihm wieder ein: im Sea Breeze Motel.
Er stand auf, rasierte sich, duschte und trocknete sich ab. Das Badezimmer bebte ein wenig, als ein Flugzeug startete. Er ging zurück ins Zimmer und kam, nackt, wie er war, an das Fenster; er meditierte. Er stellte sich vor, in seinem Unterleib wäre ein goldener Ball, den er mit jedem Atemzug aufblies. Er suchte nach einem Platz in seinem Innern, an dem kein Gray war, aber Gray war überall. Gray stand hinter jeder Ecke und war immer da, wenn er sich umsah. Noch ein Flugzeug startete, und Gray tanzte auf seinen Flügeln, dann gab er auf, zog sich an und ging hinaus.
Der Putzwagen des Zimmermädchens stand vor der offenen Tür des Nachbarzimmers. Eine kleine nussbraune Frau kam heraus. Sie lächelte ihn an. Ein dummes Gesicht, aber ein reizendes Lächeln. Obwohl ein oder zwei Zähne fehlten.
«Guten Morgen», sagte er.
«Guten Morgen.»
«¿Es un lindo día, no es cierto?»
«Sí, muy lindo. ¿Quiere que le limpie el cuarto?»
«No se preocupe. Todavía esta limpio.»
«Okay.»
«¿Es Guatemalteco?»
«¿Sí, como lo supo?»
«Reconocí su acento.»
Das Motel lag am westlichen Stadtrand, kurz vor den Dünen. Es war in Hellblau und hellem Pink gestrichen und wirkte auf sympathische Weise heruntergekommen. Die Dünen versperrten den Blick aufs Meer. Zu dieser Jahreszeit waren nur wenige Zimmer belegt. Eine schwarze Krähe und eine weiße Möwe stritten sich um Kartoffelchips in einer Plastiktüte. Auf der Suche nach einem Frühstück ging er der aufgehenden Sonne entgegen.
Sie fuhren durch die Piney Mountains bei Flagstaff, aber keiner von beiden genoss den Anblick. Sie dachte über Vergangenheit und Zukunft nach, er war in ein Videospiel auf seiner Playstation vertieft. Aber dann sagte er: «Das ist richtig gemein.»
«Was ist gemein?»
«Immer sind wir unterwegs. Ich habe überhaupt keine Freunde.»
«Weiß ich doch, das ist echt blöd. Meinst du, mir gefällt das?»
«Bei dir ist das aber anders. Du bestimmst, was wir machen, und ich muss dann einfach mitkommen.»
«So macht man das mit Kindern. Gewöhn dich dran.»
«Schließlich ist das alles nicht meine Schuld.»
«Willst du
mir
jetzt etwa die Schuld geben?»
«Wenn du ihn nicht geheiratet hättest, wäre das alles nicht passiert.»
«Na gut, aber du bist auch nur deshalb passiert, weil ich ihn geheiratet habe.»
«Was habe ich denn davon? Das ist doch alles scheiße.»
«Na ja, aber doch nicht jeden Tag. Heute vielleicht. Morgen kann schon wieder alles gut laufen.»
Darauf fiel ihm nichts mehr ein, und er konzentrierte sich wieder auf sein Videospiel.
Ter Horst hatte Flagstaff in guter Erinnerung. Eine Nummer mit der Barfrau in seinem Motel. Mexikanerin, den Namen wusste er nicht mehr. Dünn, aber dicke Titten und ein buschiger Busch. So hatte er es am liebsten. Über zwanzig Jahre war das jetzt her. Sie war bestimmt längst eine dicke mexikanische Mama geworden. Deprimierend, was das Leben den Menschen antut.
Sein Handy klingelte. Es war Pat the Cat aus Staten Island.
«Wo ist sie?»
«Etwas westlich von Flagstaff.»
«Und du
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