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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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bist perfekt.»
    Sie presste sich gegen ihn. Sie hatte gerade erst geduscht und ihre Haare gewaschen, alles an ihr war sauber und roch nach Shampoo und Seife; ihr Körper war ganz weich.
    «Ich will dich haben», sagte sie. «Und du willst mich auch, das weiß ich.»
    Ihr Gesicht war jetzt direkt vor seinem, ihr Mund nur noch wenige Zentimeter von der Skimaske entfernt, und ihre Hand versuchte, danach zu greifen.
    «Nimm das ab», sagte sie, aber er hielt ihr Handgelenk fest und schüttelte den Kopf.
    «Warum denn nicht? Ich will dich küssen. Ich will dich sehen!»
    Sie streckte die andere Hand nach seiner Skimaske aus, und DeWitt hätte beinahe gesprochen. Mit einem Grunzlaut, der so ähnlich wie
Nein!
klang, stieß er sie zurück.
    Sie stolperte rückwärts und stieß hart gegen den Couchtisch, beinahe wäre sie darübergefallen. Er lief zu ihr hin und wollte ihr helfen, aber sie schubste ihn weg.
    «Lass mich in Ruhe! Fass mich nicht an!»
    Plötzlich beugte sie sich zum Tisch runter, packte den Kuhschädel an einem der Hörner und schleuderte ihn gegen die Wand. Sie stöhnte laut, kroch in eine Ecke des Sofas, kauerte sich zusammen und fing an zu weinen.
    «Die bringen mich um. Das ist doch klar. Sie kommen zurück und bringen mich um. Die bringen mich um.»
    DeWitt setzte sich neben sie. Er wollte sie in die Arme nehmen und ihr sagen, dass alles gut wird, aber stattdessen sah er sie nur an.
    Sie richtete sich ein wenig auf und schniefte, dann putzte sie sich die Nase.
    «Lass mich gehen. Bitte. Ich erzähle auch bestimmt keinem etwas von dir.»
    Er schüttelte den Kopf.
    «Warum denn nicht? Bitte. Bitte. Lass mich gehen, bitte.»
    Er nahm wieder den Spiralblock und schrieb.
    geet nich. die bring mich um.
     
    Sie fuhren in die Berge. Der Suburban folgte dem Landrover. Hinter ihnen ging die Sonne unter und tauchte die Wacholderbäume in goldenes Licht.
    «Schicke Gegend», sagte Mac Lingo. Nickte mit dem Kopf und grinste, als ob das alles ihm gehören würde.
    Ronnie saß am Steuer und kümmerte sich nicht um die Landschaft.
    «Hast du Zigaretten, Dad?»
    «Sicher.»
    Er gab Ronnie eine Marlboro und steckte sich selbst auch eine an.
    Den ganzen Tag schon holten ihn Erinnerungen an die Vergangenheit ein, irgendwie merkwürdig. Zum Beispiel hatte er richtigen Heißhunger auf Muskateller-Gelee, wie seine Mutter es gekocht hatte, aus Trauben, die sie selbst gesammelt hatten. Am besten schmeckte es auf Pfannkuchen, die noch heiß waren und vor Butter trieften. Nichts auf der Welt war so lecker wie heiße Pfannkuchen. Und dann fiel ihm ein, wie er mit seinem Vater auf Entenjagd gewesen war. Mit Racer, ihrem alten Retriever. Wie Racer mit einer toten Ente im Maul durch das eiskalte Wasser schwamm. Plötzlich musste er an Joe Keiths Farm denken. Als Teenager hatte er dort gearbeitet. Mein Gott, wie heiß es gewesen war, wenn sie im Juli das Heu einbrachten und unter dem Dach der Scheune vor den roten Wespen fliehen mussten.
    Sein Handy klingelte. Er sah, wie sich ter Horst im vorderen Wagen nach ihm umdrehte, das Telefon am Ohr.
    «Hey, Frank.»
    «Wir sind bald da», sagte ter Horst. «Alles klar bei euch?»
    Lingo sah zu Ronnie hinüber. «Frank will wissen, ob bei uns alles klar ist.»
    «Yep», sagte Ronnie.
    «Ronnie sagt yep», sagte Lingo.
     
    Die Schatten der Berge breiteten sich über die Wüste aus, bis alles im Dunkeln lag. Gray schaltete die Scheinwerfer ein. Das Verdeck hatte er schon vor einer Weile geschlossen, als es kühl wurde. Eine Zeitlang hatte keiner ein Wort gesagt. Er sah zu Gina hinüber, weil er dachte, sie wäre vielleicht eingeschlafen. Aber sie war wach und lächelte ihm zu.
    «Es ist dahinten so verdammt still geworden», sagte er.
    Sie drehte sich zu den Rücksitzen um.
    «Die sind alle beide eingepennt», sagte sie.
    Luke saß aufrecht, aber sein Kopf war nach vorn gefallen. Sein Arm lag auf dem Rücken des Hundes, der wiederum seinen schweren Kopf in Lukes Schoß gelegt hatte.
    «Er liebt den Hund heiß und innig», sagte sie.
    «Hat er noch nie einen gehabt?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Joey konnte Hunde nicht leiden. Eigentlich mochte er überhaupt keine Tiere. Luke durfte nicht mal einen Goldfisch haben oder eine Schildkröte.»
    «Wie bist du überhaupt an den geraten?»
    «Ich war achtzehn. Ich hab in einem Fischrestaurant gearbeitet, in Freeport. Unten am Wasser. Joey ist da häufig mit seinen Freunden hingekommen. Er sah gut aus und war witzig, außerdem gab er viel Trinkgeld.

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