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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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hatte versagt.
    Was war nur mit ihm los? Als er nach King Beach kam, hatte er keine anderen Pläne, als die Sonne zu genießen und in einem blauen und pinken Motel am Meer ein Buch zu lesen. Schon wenige Tage später hatte er im Park einen Menschen zusammengeschlagen. Hatte die schöne Stadt mit Blut beschmiert. Und das war nur der Anfang gewesen. Warum war sein Leben so voller Gewalt? Zog sie
ihn
an oder er
sie
?
    Und dann auch noch Norman.
    Armer Norman
waren zwei der wenigen Worte, die sie gesprochen hatten. Gina hatte sie kurz nach Mitternacht gemurmelt. Er hoffte, dass er nicht lange leiden musste, bevor sie ihn getötet hatten. Es war unnötig, dass er in all das hineingezogen wurde. Er hatte ihnen großzügig seinen Wagen angeboten und sein Haus in der Wüste, aber angesichts der Macht und der Bösartigkeit der Kräfte, die sie verfolgten, hätte Gray sein Angebot ablehnen sollen. Hätte sich eine andere Möglichkeit ausdenken müssen, um zu entkommen. Auch Normans Tod war seine Schuld.
    Irgendwo in Arizona fing Gray an, ab und zu einzunicken. Gina berührte seinen Ellbogen und sagte, entweder solle er sie fahren lassen, oder sie sollten ein Motel suchen. Keiner wollte anhalten, also fuhr Gray auf den Seitenstreifen. Als sie ausstiegen, donnerte ein Truck vorbei, sein Fahrtwind peitschte ihnen entgegen. Dann tauschten sie die Plätze und fuhren weiter.
    Gray schlief bald ein. Er träumte von dem Hund. Er war jetzt nicht mehr mager, vernarbt und fleckig, mit nur einem Auge, sondern stark und schön. Mit leuchtend braunen Augen. Er bedankte sich bei Gray, weil er ihn im Park gerettet hatte, und sagte ihm, er solle sich wegen des Namens keine Gedanken machen. Sie hätten schließlich schon viele Leben zusammen gelebt, und er hätte ihm schon viele verschiedene Namen gegeben. Dann wachte Gray auf.
    Er sah zu Gina hinüber. Sie hatte die Hände genau bei zehn und zwei Uhr auf das Lenkrad gelegt, wie eine beflissene Fahrschülerin.
    Er sah sich nach Luke um. Der schlief jetzt ruhig auf dem Rücksitz, atmete lang und tief.
    Eins wurde ihm immer wieder bewusst: Gina und Luke waren noch am Leben, befanden sich noch immer auf demselben Planeten wie er.
    Er trank einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche und betrachtete durch die Windschutzscheibe den Mond.
     
    Auch sie hatte Flügel. Seine waren schuppig wie bei einem Reptil, aber ihre waren weiß und aus Federn. Seite an Seite flogen sie hoch über der Erde dahin. Unter sich sah sie Wälder, Berge und Seen. Erst jetzt begriff sie, wie unglaublich schön die Welt war. Von Zeit zu Zeit sah sie ihn an, und von Zeit zu Zeit sah er sich nach ihr um. Mit diesen blauen Augen unter seiner schwarzen Maske. Sie liebte ihn, aber die Maske machte ihr Angst. Wenn er sie doch nur abnehmen würde. Aber dann, ganz plötzlich, wurde ihr klar, dass auch sie eine schwarze Maske trug. Sie war glücklich, denn nun brauchte sie keine Angst mehr zu haben.
    Sie wachte auf. Sah, wie das Sonnenlicht an den Seiten des Vorhangs hereinschien.
    Beim Aufwachen kam ihr wie immer alles so unwirklich vor. Dass sie wirklich entführt worden war. Dann kam wie immer die Wut, dass sie gefesselt war. Außerdem musste sie dringend pinkeln.
    «Hey!», rief sie. «Du da! Komm rein!»
    Die Schlafzimmertür öffnete sich so schnell, als hätte er bereits davorgestanden und nur auf sie gewartet. Er kam zu ihr, schlug die Bettdecke zurück und band sie los.
    «Gut geschlafen?», fragte sie. «Ich nämlich nicht. Ich hab beschissen geschlafen.»
    Er trat zurück. Sie schwang die Beine aus dem Bett. Saß da und rieb sich ziemlich groggy das Gesicht und gähnte.
    «Tut mir leid. Ich bin morgens meistens scheiße drauf. Bis ich meinen Kaffee kriege.»
    Sie schaute zu ihm hoch. Er starrte sie an.
    «Stimmt was nicht?»
    Er stand nur da und starrte.
    «Du machst mir Angst.»
    Es lag etwas sehr Beunruhigendes in seinen Augen.
    «Was ist los? Nun sag schon!»
    Er gab ihr den Block. Er hatte schon vorher eine Nachricht daraufgeschrieben.
    mach dich fettich. du kanns jezz geen.
     
    Sie waren so froh, als die Sonne aufging. Die Nacht war sehr, sehr lang gewesen.
    Sie hielten an einer Raststätte in Santa Rosa, New Mexico, und frühstückten. Ihre Kellnerin hieß Fernanda. Sie war dick, fröhlich und schnell. Gina und Luke bestellten Omeletts und Gray Pancakes.
    Er schmierte Unmengen von Butter auf seine Pancakes und ertränkte sie in Sirup. Gina sah ihm zu.
    «Lecker», sagte sie.
    «Mein Lieblingsessen.»
    «Ich hab

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