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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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Dann hatte er geübt, Stunde um Stunde. Flitzen wie ein Leguan.
    Die Schützen standen hinter ein paar großen Felsbrocken, zwanzig bis fünfundzwanzig Meter entfernt. Er hatte vor, sie von der Seite anzugreifen und zu töten, bevor sie überhaupt merkten, was los war.
     
    Lingo schob ein Dutzend rote Patronen in die Magazintrommel seiner Protecta.
    «Was’n los, warum schießen die nich’?», fragte Ronnie. Er spähte über die Felsen zum Auto hinüber.
    «Weiß ich nicht», sagte Lingo.
    «Vielleicht sind’se schon erledigt. Vielleicht ha’m wir sie längst alle gemacht.»
    «Vielleicht. Oder sie stellen sich tot.»
    «Meinst du, dass das Frank war, der so geschrien hat?»
    «Hat sich ganz so angehört, oder?»
    Dann stand Lingo auf und fing an, über den Felsbrocken hinweg zu schießen. Die leeren Patronenhülsen fielen zu Boden. Ronnie schoss mit dem Revolver.
    Schrot prasselte gegen das Auto. Der Hund krümmte sich und strampelte in Lukes Arm, dann riss er sich los und rannte weg.
    «Nein», schrie Luke, «komm zurück!»
    Der Hund jaulte, als ihn eine Kugel an der Hüfte erwischte. Er schwankte, lief aber weiter. Luke sprintete hinter ihm her, bevor Gina ihn festhalten konnte.
    «Was machst du denn?», schrie sie. «Bist du wahnsinnig?»
    Ronnie sah Luke. Im flackernden Licht waren seine Umrisse zu erkennen.
    «Da läuft das Kind!», rief er und fing an, auf ihn zu schießen.
    «Mach ihn platt, Ronnie!», rief Lingo. «Lass ihn Dreck fressen!»
    Aber die Kugeln verfehlten ihn, und Luke verschwand im Gebüsch zwischen den Felsen, wohin auch der Hund gelaufen war.
     
    Unter ihm brannte der Landrover, und eine Wolke schwarzer Rauch stieg nach oben. Sie zog an ihm vorbei, und er musste sich zusammenreißen, um nicht zu husten. Er hatte das Ende beinahe erreicht. Bulgakov stieg an einer anderen Stelle nach oben. Sie wollten Gray von zwei Seiten in die Zange nehmen. Er sah sich nach Bulgakov um, konnte ihn aber nicht entdecken. War wohl schon aus der Schlucht heraus und wartete auf ihn. Jetzt kam es hart auf hart. Er war verletzt und blutete, war ganz benommen im Kopf und bekam kaum Luft, bei all dem Rauch. Aber es war nicht das erste Mal, dass ein Auftrag ihm das Letzte abverlangte. Bisher hatte er es noch immer geschafft, und er würde es auch jetzt schaffen.
    Dann hörte er es direkt über sich. «Hierher, Bursche. Komm her. Wo bist du?»
    Das war Luke! Er rief leise nach dem Hund. Was für ein tapferer Junge. Als er die vielen Schüsse hörte, hatte Groh sich große Sorgen gemacht. Was für ein Glück, dass er ihn hier traf. In diesem finsteren Chaos. In dieser Nacht voller Rauch und Feuer.
    Luke pfiff leise. «Komm schon raus, Junge. Alles ist gut.»
    Luke hörte ein Geräusch und drehte sich um. Er sah, wie ein Mann aus der Schlucht herauskletterte. Sein Gesicht war blutverschmiert, und Rauch waberte um ihn herum, als ob er direkt aus der Hölle käme.
    «Luke», sagte er, «hab keine Angst.»
    Er kam auf ihn zu. In der einen Hand hielt er eine Pistole, aber sie war nicht auf Luke gerichtet. Die andere Hand streckte er nach ihm aus.
    «Ich heiße Markus.»
    Das Blut auf seinem Gesicht wirkte schwarz in der Dunkelheit. Mitten in diesem Schwarz sah Luke das Leuchten weißer Zähne, als der Mann lächelte.
    «Ich will dir helfen.»
    Luke zog Normans Revolver unter dem Hemd hervor und schoss dem Mann in die Brust. Der Mann blieb einfach stehen. Luke schoss noch einmal, und nach der dritten Kugel taumelte er rückwärts und fiel in die Schlucht.
    Erst kugelte Groh den Abhang hinunter, dann stürzte er im freien Fall ins Leere. Er war nicht tot und noch bei Bewusstsein. Er begriff, was geschah. Wenn er am Boden aufschlug, würde er sterben, doch verblüffenderweise schlug er nicht auf. Er hatte oft geträumt, dass er aus großer Höhe viele Kilometer tief hinabstürzte. Dabei war er sich immer bewusst gewesen, dass er sterben würde, aber natürlich war er im Traum nie gestorben, und jetzt war es genauso.
    Er war wie ein Funken im Feuer. Er fiel und verglühte langsam. Fiel und verglühte. Und dann war er einfach verschwunden.
     
    Gina fand ihn dort, an der Kante zur Schlucht. Sie hatte die drei Schüsse gehört und sah die Waffe in seiner Hand.
    «Luke», sagte sie und zog ihn an sich. «Was ist passiert?»
    Er sah sie einfach nur an. Mit einer seltsamen Leere in seinen Augen.
    Sie nahm die Waffe.
    «Wir müssen uns verstecken, Liebling. Komm, wir verstecken uns!»
     
    Die letzte Gewehrsalve der Lingos hatte

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