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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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allein.»
    «Stimmt, davon weiß ich nichts. Und?»
    «Sie hatte in einer Zeitschrift diesen Emanzenscheiß gelesen, als sie beim Friseur war und sich die Haare machen ließ. Sie kommt nach Hause und sagt, sie müsse ihr wahres Ich entdecken. Sie meint, das würde sie am besten in Europa finden. Also packt sie ihre Koffer, ruft ein Taxi und ist weg. Genau so kommt mir das jetzt vor. Als hätte sie die Koffer gepackt und wäre fort. Sie ist fort und trotzdem noch da. Lächelt mich die ganze verdammte Zeit an.»
    «Tut mir leid, Pop. Vielleicht geht’s ihr bald wieder besser, und sie ist kein Kohlkopf mehr.»
    Er ging wieder raus auf den Hof. Jamie wartete auf ihn. Er war so dumm wie Brot, aber er tat genau das, was man ihm sagte. Little Willie war auch da. Er riss die Augen weit auf, als würde er bei Joeys Anblick pures Entsetzen empfinden.
     
    Ein großer weißer Vogel mit langen Beinen und gebogenem Hals spazierte ganz langsam am Rand der Lagune entlang. Spähte aufmerksam ins Wasser. Dann bewegte er sich noch langsamer.
    «Er hat etwas entdeckt», sagte Luke.
    Plötzlich streckte er den Hals, und sein Kopf schoss ins Wasser. Etwas Silbernes blitzte in seinem orangen Schnabel, dann wanderte ein kleiner Fisch den langen Weg durch seinen Hals hinab.
    Sie gingen weiter. Gina dachte, das wäre gar kein schlechtes Leben. Einsam in einer wunderschönen grünen Lagune stehen und fischen.
    Die Lagune war Teil eines Parks. Außerdem gab es dort noch einen Picknickplatz, ein Baseballfeld, einen Spielplatz und eine große Rasenfläche; auf dieser Rasenfläche stand einsam ein einzelner Baum. Jemand schritt in einer eleganten, fast tänzerischen Art um diesen Baum herum. Als sie näher kamen, erkannten sie, dass es Gray war.
    «Was macht er da?», fragte Luke.
    «Hat was mit Kampfsport zu tun, nehme ich an.»
    Sie gingen bis auf hundertfünfzig Meter heran und sahen zu. Falls er sie erkannt hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Er glitt im Uhrzeigersinn um den Baum herum, dann machte er kehrt und umkreiste ihn in der anderen Richtung. Seine Arme machten dabei eine fließende Bewegung. Er hatte ein ernstes Gesicht und war ganz in sich versunken.
    Zwei junge Männer und ein Hund kamen vorbei. Das Tier war der zerschundene Schlittenhund, dem Gray an seinem ersten Abend in King Beach begegnet war. Seine Leine hielt der Kerl mit dem Hakenkreuz auf der Stirn. Sein Freund hatte sich CRAZY WHITE BOY um den Hals tätowieren lassen und trug ein Camouflage-T-Shirt. Ihre Glatzen funkelten in der Sonne. In ihren Kreisen waren sie als Quex und Stitch bekannt.
    Sie sahen Gray ziemlich amüsiert zu und fingen an, ihn nachzuäffen, drehten mit ausdruckslosem Gesicht Runden um den Baum. Schließlich schrie Quex: «Was für ein schwuler Kung-Fu-Scheiß ist das denn?»
    Gray umkreiste schweigend den Baum.
    «Hey!», rief Stitch, «du Arschfotze! Wir reden mit dir!»
    Gray reagierte noch immer nicht. Der Hund wandte den Kopf von Gray zu den beiden Kerlen und wieder zu Gray. Dann ließ Quex die Leine fallen und formte mit den Händen einen Trichter vor dem Mund.
«Wodurch wächst das grüne Gras?»
Dann rief er gemeinsam mit Stitch:
«Blut Blut Blut Blut!»
    «Komm», sagte Gina.
    Sie nahm Lukes Hand, und sie gingen fort. Wieder rief Quex:
«Wodurch wächst das grüne Gras?»
Dann stampften Stitch und er mit ihren Stiefeln auf dem Rasen und schrien:
«Blut Blut Blut Blut!»
    Luke schaute über seine Schulter zurück.
    «Sollten wir ihm nicht helfen, Mom?»
    «Er braucht keine Hilfe. Außerdem geht uns das nichts an.»
    Quex und Stitch stampften schneller und schneller.
    «Wodurch wächst das grüne Gras?»
    «Blut Blut Blut Blut!»
    «Wodurch wächst das grüne Gras?»
    «Blut Blut Blut Blut!»
    «Wodurch wächst das grüne Gras?»
    Der Hund wurde ganz aufgeregt. Er fing an, ohne Grund zu bellen. Aber was die Skinheads und der Hund auch taten, Gray schien blind, taub und stumm zu sein. Unbeirrt zog er Kreis und Gegenkreis um den Baum. Gina und Luke waren erleichtert, als hinter ihnen das Schreien und Stampfen aufhörte und Quex die Leine seines verängstigten Hundes wieder in die Hand nahm. Stitch und er schlugen die Fäuste gegeneinander und lachten. Sie gingen fort. Gray umkreiste weiter den Baum.
     
    Eine Möwe flatterte in die Luft, der grüne Honda, der gerade den Motelparkplatz verließ, hatte sie von ihrem Stück Aas aufgescheucht.
    «Glaubst du, Gray hatte Angst?», fragte Luke.
    Sie zuckte mit den Schultern. «Sah nicht so

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