Hyänen
den Kopf und tauchte einen Zucchinistreifen in das Ranch-Dressing.
«
A.
Natürlich steht sie auf dich. Gestern Abend hat sie dich die ganze Zeit mit einem Funkeln in ihren umwerfenden Augen angeschaut.
B.
Selbst wenn sie nicht auf dich stünde, wäre es deine verdammte Pflicht und Schuldigkeit als gutbestückter amerikanischer Typ, sie rumzukriegen. Das solltest du eigentlich selber wissen.»
«Ich bin nicht so scharf darauf, mich auf andere Menschen einzulassen. Ich bin gern allein.»
«Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Nimm mich zum Beispiel. Das Einzige, was noch armseliger ist als ein einsamer alter Mann mit Katze, ist ein einsamer alter Mann ohne Katze. Auf Mr. Jones.»
Sie hoben die Gläser.
«Auf Mr. Jones.»
Norman kratzte sich am Kinn. «Was wohl mit ihr nicht stimmt. Mit dieser Gina.»
«Sie läuft vor irgendwas davon.»
«Ja, aber wovor?»
«Verrückter Freund oder Ehemann?»
«Vielleicht. Oder vor dem Gesetz.»
«Moment mal. Ich dachte, ich bin derjenige, der vor dem Gesetz davonläuft.»
«Warum nicht ihr beide? Ich halte das durchaus für möglich.»
«Und was hat sie angestellt?»
«Vielleicht hat sie in einer Bank gearbeitet und Geld gestohlen. Wie Janet Leigh in
Psycho
.»
«Hm. Und dann landet sie in diesem billigen Motel.»
«Bei George, du hast recht! Dadurch stellt sich die Frage: Wer ist in ihrem Fall Norman Bates?»
«Keine Ahnung,
Norman
. Was meinst du?»
Norman lachte.
«Ich habe eine Idee. Ich spiele Amor und lade dich, Gina und Luke morgen Abend zu einem guten Essen ein. In Santa Monica gibt es ein Lokal, das wird dir gefallen.»
Gray sagte nichts.
«Was denkst du?»
«Ich weiß nicht, ob es richtig ist, mich so stark auf sie einzulassen. Wenn sie so viele Probleme hat.»
«Ach komm, Gray. Junge Männer begehen nun mal die größten Dummheiten wegen Miezen. Dazu sind sie da.»
Sie saß auf einer Düne gleich hinter dem Motel. Der Wind zerzauste ein Grasbüschel neben ihr. Sie trank Wein aus einem Wasserglas und sah zu, wie die rote Sonne am Horizont verschwand. Ungefähr ein Fünftel war noch zu sehen.
«Trinken am Strand ist verboten, Ma’am. Verstöße werden streng bestraft.»
Sie drehte sich um, hinter ihr stand Gray.
«Sie wollen mich doch nicht etwa verhaften?»
«Mir bleibt nichts anderes übrig, es ist meine Pflicht.»
«Ich habe eine bessere Idee.»
«Und zwar?»
«Leisten Sie mir Gesellschaft.»
«Okay.»
Er setzte sich neben sie in den festen Sand. Sie nahm die Rotweinflasche aus der Papiertüte, zog den Korken heraus und goss das Wasserglas voll.
«Wir müssen aus demselben Glas trinken.»
«Nichts dagegen.»
Er nahm das Glas, trank und gab es zurück.
«Wo ist Luke?»
Sie schaute über ihre Schulter zum Motel hinunter. «In unserem Zimmer. Er sieht fern. Wir brauchten wohl beide ein bisschen Abstand.»
«Wirklich?»
«Ja, Sie wissen doch, wie das ist, wenn man zusammen verreist. Im Lauf der Zeit geht man sich gegenseitig auf die Nerven. Welches Kind ist schon gern vierundzwanzig Stunden am Tag mit seiner Mutter zusammen?»
«Er ist ein guter Junge.»
«Manchmal denke ich, er ist zu gut. Hat nicht genug Mumm.»
«Ich glaube, er hat ’ne Menge Mumm.»
«Ehrlich?»
«Oh ja.»
Sie nahm einen Schluck Wein und dachte an Luke.
«Eins weiß ich bestimmt. Er verdient ein sehr viel besseres Leben, als ich es ihm bisher geboten habe.»
«Wo ist sein Vater?»
«Der spielt dabei keine Rolle.»
«Sind Sie geschieden?»
Sie nickte.
«Kein netter Mensch? Lukes Vater?»
«Das kann man so sagen.»
«War er gemein zu Luke?»
«Ja.»
«Haben Sie ihn deshalb verlassen?»
Sie sah ihn an und lächelte schwach. Er war der Wahrheit ganz schön schnell ganz schön nahe gekommen.
«Entschuldigung», sagte er, «ich wollte nicht neugierig sein.»
«Ich habe Sie heute im Park gesehen.»
Er nickte.
«Diese Kerle waren ziemlich bescheuert, oder?»
Er zuckte mit den Achseln. «Ich versuche, andere nicht zu verurteilen.»
«Jetzt mal halblang. Sind Sie so ’ne Art Hippie, der die ganze Welt liebt?»
Er nahm ihr das Glas aus der Hand und trank einen Schluck. «Leben und leben lassen. Daran versuche ich mich zu halten.»
«Luke hat mich gefragt, ob Sie keine Angst hatten.»
«Was haben Sie geantwortet?»
«Dass Sie nicht den Eindruck gemacht haben.»
«Es gab nichts, wovor man hätte Angst haben müssen. Für mich waren diese Typen nur ein Teil des Parks. Einfach nur Töne und Farben.»
«Das hört sich an, als ob die
Weitere Kostenlose Bücher