Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
Vom Netzwerk:
und den Korb mit den Mozzarellabällchen und kamen herüber. Sie rückte zur Seite, und Norman setzte sich zu ihr; Luke und Gray rutschten auf die Bank gegenüber.
    «Na, Gina», sagte Norman, «sieht ganz so aus, als hätte uns das Schicksal wieder zusammengeführt.»
    «Sieht so aus. Danke für den Drink.»
    «War meine Idee. Gray hat sich nur angeschlossen.»
    Sie blickte Gray an. «Stimmt das?»
    «Leider ja. Norman ist der Kopf des Manövers.»
    «Luke», sagte Norman, «probier mal die Mozzarellabällchen.»
    «Okay.»
    «Dann bleiben Sie also hier», fragte Gray, «in King Beach?»
    «Zumindest für heute Nacht.»
    «Wo wohnen Sie denn?», fragte Norman.
    «Im Sea Breeze Motel.»
    Sein Gesicht verdunkelte sich. «Verstehe.»
    «Stimmt damit irgendwas nicht?»
    «Na ja, wenn Sie mich schon fragen. Hier weiß jeder, dass da einige zwielichtige Gestalten wohnen.»
    Sie wirkte besorgt. «Wirklich?»
    «Keine Sorge», sagte Gray. «Das ist Normans Art, Ihnen zu sagen, dass ich dort auch wohne.»
    January kam zu ihrem Tisch. «Alles in Ordnung?»
    «Für mich noch ein Bier», sagte Gray.
    «Und ich glaube, der junge Mann hier hätte gern noch mehr Mozzarella», sagte Norman.
    Luke nickte heftig.
    «Kommt sofort», sagte January und wandte sich um.
    «January?», sagte Norman. «Es gibt keinen Grund, auf Gina eifersüchtig zu sein. Unsere Beziehung ist rein platonisch. Noch.»
    «Gut zu wissen.»
    «Bleiben Sie länger in Kalifornien?», fragte Gray.
    «Ich weiß noch nicht genau.»
    «Ferien?», fragte Norman.
    «Genau.»
    «Musst du denn nicht zur Schule, Luke?», fragte Norman. «Du verpasst doch den Unterricht.»
    Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. Er blickte fragend zu seiner Mutter.
    «Ich unterrichte ihn zu Hause.»
    Luke nickte. «Stimmt.»
    «Nur vorübergehend. Bis wir die richtige Schule gefunden haben.»
    Gray und Norman sahen sich kurz an. Eine glatte Lüge.
    «Und Sie leben in King Beach, Norman?», fragte sie.
    «Nicht direkt. Ich habe eine Eigentumswohnung in Marina del Rey, der nächsten Stadt Richtung Norden. War ganz nett da, aber jetzt wird alles durch wildgewordene Stadtentwicklungsmaßnahmen versaut, wie überall. Deshalb bin ich lieber hier. King Beach eignet sich nicht so für Stadtentwicklung, wegen der Flugzeuge.»
    «Heute Abend habe ich gar keine Flugzeuge gehört.»
    «Der Nebel. Der Flughafen wurde geschlossen. Früher habe ich mal hier gelebt. Mit meiner ersten Ehefrau. Wir hatten einen kleinen gelben Bungalow in Mar Vista. Mein Gott, was waren wir glücklich. Wir haben das selbst gar nicht begriffen. So ist das ja meistens», und an Luke gewandt: «Wusstest du, dass es hier spukt?»
    «Wirklich?»
    «Die Geister von ein paar Dutzend kleinen Mädchen gehen hier um.»
    «Warum kleine Mädchen?», fragte Gina.
    «Es hat hier ein Waisenhaus für Mädchen gegeben. 1923 ist es abgebrannt. Viele Mädchen starben in den Flammen. Manche der Anwohner sagen, dass sie sie manchmal hören, wenn sie lachend und schnatternd die Straße hinuntergehen, wie kleine Mädchen das so machen. Sie sind harmlos. Wollen einfach nur spielen. Drüben im Park haben Leute schon gesehen, dass Schaukeln vor- und zurückgeschwungen sind, obwohl niemand draufsaß.»
    «War vielleicht der Wind», sagte Luke.
    «Vielleicht. Aber ein Freund hat mir erzählt, dass er eines Tags bei Sonnenuntergang durch den Park gegangen ist. Außer ihm war niemand dort, aber die Wippe ging rauf und runter, rauf und runter. Fünf Minuten lang hat er zugesehen. Das war nicht der Wind.»
    «Ich glaube eigentlich nicht an Gespenster», sagte Luke.
    «Ich eigentlich auch nicht. Außer vielleicht manchmal ein bisschen.»
    Gina sah Gray über den Tisch hinweg an. «Und Sie?»
    «Ich versuche, für alles offen zu sein.»
    Er war wohl eher der stille Typ. Zurückhaltend. Das gefiel Gina, laute Menschen hatte sie in ihrem Leben mehr als genug kennengelernt.
    «Und was machen Sie so?»
    «Ich bin Seemann.»
    «Seemann?»
    Er nickte.
    «Einer, der auf ’ner Yacht oder so um die Welt reist?»
    Er schüttelte den Kopf.
    «Ich war bei der Marine. Bin erst seit kurzem wieder an Land.»
    «Sie sind auf einem Schiff gefahren?», fragte Luke.
    «Genau.»
    «Wie heißt das Schiff?»
    «Die
Thomaston

    «Ist das ein Kriegsschiff?»
    «Nein, ein Transportschiff.»
    «Und was macht so ein Transportschiff?»
    «Man braucht es, um Landungsboote abzusetzen.»
    «Dann
waren
Sie also Seemann», sagte Gina. «Jetzt sind Sie keiner mehr.»
    «Doch. Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher