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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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angefangen. Er liebt es, Ärger zu machen.»
    Norman lächelte, nickte und kaute.
    «Was machst du eigentlich beruflich, Norman?», fragte Gina.
    «Ich bin Rentner, sieht man das nicht?»
    «Und was hast du vorher gemacht?»
    «Ich war in der Luftfahrtbranche, Manager bei Hughes Aircraft und dann bei Lockheed. In den Siebzigern war ich in einen großen Skandal verwickelt. Der hat fast die gesamte Firma ruiniert.»
    «Was ist passiert?», fragte Gray.
    «Uns wurde vorgeworfen, 22  Millionen Dollar Bestechungsgelder an ausländische Regierungsbeamte gezahlt zu haben, damit sie unsere Militärflugzeuge kaufen.»
    «Zu Recht oder zu Unrecht?», fragte Gray.
    «Machst du Witze? Natürlich waren wir schuldig. Und dadurch habe ich eine kleine Spur in der amerikanischen Geschichte hinterlassen. Wisst ihr, wie?»
    Gray schüttelte den Kopf.
    «Streng genommen war das, was wir getan haben – ausländische Beamte zu bestechen –, kein Verbrechen. Deshalb hat sich der Kongress der Sache angenommen und das Gesetz gegen Korruption im internationalen Warenverkehr beschlossen. Das wäre ohne mich und meine Kollegen nie passiert. Coole Sache, oder, Luke?»
    Luke nickte etwas unsicher.
    «Nun ja. Wir mussten alle den Hut nehmen, ‹unehrenhafte Entlassung› haben sie das genannt. Ich habe mein ganzes unehrenhaft verdientes Geld in Immobilien investiert und gut daran verdient. Man kann sagen, ich bin ein wohlhabender Mann. Mir ging es bestens, bis meine Frau vor ein paar Jahren gestorben ist und ich mir kurz darauf den verdammten Halswirbel gebrochen habe. Also, Luke, was macht der Heimunterricht? Was hat dir deine Mom heute beigebracht?»
    Luke sah hinüber zu Gina.
    «Nichts», sagte sie. «Heute ist Samstag.»
    «Stimmt», sagte er, «heute ist Samstag.»
    Norman zwinkerte Gray zu. «Für Kinder ist der Samstag eine tolle Sache.»
    «Ja», sagte Luke. Er wandte sich an Gray: «Was war das, was Sie da gestern im Park gemacht haben?»
    «Das nennt sich Qigong. Eine Mischung aus Sport und Meditation.»
    «Und ist das so was wie Kung-Fu? Wie diese Typen gesagt haben?»
    «In gewisser Hinsicht schon. Qi bedeutet Energie, und Gong ist eine Fähigkeit, die man durch harte Arbeit erworben hat. Man kann es zum Kämpfen anwenden, zum Heilen anderer Menschen oder zum Baseballspielen, was auch immer.»
    «Und warum machst
du
es?», fragte Norman. «Um ein besserer Baseballspieler zu werden?»
    «Die tiefere Bedeutung von Qigong liegt darin, sich selbst vollständig zu erkennen, nach der eigenen Wahrheit zu suchen. Und danach, wo man hingehört. Darum geht es mir wahrscheinlich.»
    «Siehst du?», sagte Gina. «Ich wusste doch, dass du ein Hippie bist.»
    «Das hast du falsch verstanden», sagte Norman. «Guck dir seine Augen an, sieht er nicht aus wie ein Gesetzloser? Wahrscheinlich macht er Qigong, um ein besserer Bankräuber zu werden.»
    Gray lachte. Vincenzo kam an ihren Tisch und schenkte nach. Gray sah zu Gina hinüber. Sie drehte gerade den Kopf zur Seite, und ihr volles, schwarzes Haar glänzte in der Sonne. Der Rotwein in ihrem Glas funkelte.
    «Was für ein kalifornischer Tag!», sagte Vincenzo. «Ist das nicht wunder-, wunderschön?»
     
    Dicke Regentropfen fielen auf die Windschutzscheibe, und Bobby Lamonica schaltete die Scheibenwischer ein. Kurz darauf standen sie mitten in einem Regenschauer.
    «Du liebe Güte», sagte Cicala, «da würde man ja nicht mal einen Hund vor die Tür jagen.»
    «Ich habe den Spruch noch nie begriffen, einen Hund vor die Tür jagen. Was soll er denn da?»
    «Darum geht es doch gar nicht. Das sagt man nur so.»
    Sie fuhren auf der 18 . Straße in der Nähe des Hudson River. Der Regen trommelte so laut auf das Autodach, dass man das Radio nicht mehr hören konnte. Cicala drehte den Ton lauter. Ein Golden-Oldies-Sender spielte «Teenager in Love» von Dion & The Belmonts.
Each night I ask the stars up above …
Was wussten Teenager denn schon von der Liebe? Davon, wie schöne Mädchen sich in alte Frauen verwandeln, die Windeln tragen und nicht mehr aufhören zu lächeln?
    Sie fuhren zu den Chelsea Piers und parkten. Bobby schaltete den Motor aus, die Golden Oldies verstummten, und Regen strömte über die Windschutzscheibe.
    «Ich hoffe, du hast daran gedacht, einen Regenschirm mitzunehmen», sagte Cicala.
    Bobby grinste zufrieden. «Daran muss ich nicht denken. Es liegt immer einer im Kofferraum.»
    Sie stiegen aus dem schwarzen Lincoln, und Bobby öffnete den Kofferraum. Es lag nur ein

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