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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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wahres Paradies verwandelt. Vorher war es ein alter Country Club. Mit Clubhaus, Pool, Tennisplatz und einem Golfplatz mit achtzehn Löchern. Es liegt in der Nähe einer kleinen Stadt mitten in der Einöde, Tejada Springs. Damals in den Vierzigern beschlossen ein paar reiche Typen aus L.A., dort einen irren Urlaubsort zu bauen. Es sollte das neue Palm Springs werden. Sie bauten ein riesiges Luxushotel, eine Zeitlang sind Hollywood-Größen wie Clark Gable, Marilyn Monroe und Orson Welles dort abgestiegen. In den Fünfzigern ist das Hotel dann abgebrannt, und alles ist buchstäblich im Sande verlaufen. Die neuen Einwohner zogen fort, und der Country Club wurde geschlossen. Kojoten und Hasen zogen ein. Wir haben es für einen Apfel und ein Ei gekauft. Das Clubhaus haben wir zu unserer Wohnung umgebaut. Wir haben beide gern Golf gespielt und hatten dort unseren eigenen Golfplatz. Jetzt kann ich wegen meines Halses nicht mehr spielen. Ich komme kaum noch dahin. Wahrscheinlich sind die Kojoten und Hasen längst wieder da. Über kurz oder lang werden die hier ohnehin das Sagen haben.»
    «Wie meinen Sie das?», fragte Luke.
    «Nun, junger Mann, ich meine, unsere Spezies ist dem Tode geweiht.
Homo sapiens
, wie wir uns selbst nennen, wie komisch! ‹Weise› Menschen. Ist doch zum Totlachen. Wir sollten uns lieber ‹brutale› Menschen nennen. ‹Dumme› Menschen. ‹Gierige› Menschen. Wir haben bewiesen, dass wir vollkommen ungeeignet sind, um auf diesem Planeten zu überleben. Darwins Hammer wird uns zerschmettern.»
    «Das sehe ich vollkommen anders», sagte Gina. «Ich bin fest davon überzeugt, dass Luke in einer guten Welt aufwachsen wird.»
    «Ich wette, Gray sieht das genau wie ich.»
    «Ich verstehe, was du meinst, Norman. Trotzdem bin ich wohl eher auf Ginas Seite. Hast du wirklich kein Fünkchen Hoffnung?»
    «Glaubt doch, was ihr wollt. Ich bin auf alles vorbereitet. Ich habe Vorräte an Wasser und Konserven und in jedem Zimmer eine Waffe. Selbst in den Badezimmern und den Wandschränken.»
    «Im Ernst?»
    «Da kannst du Gift drauf nehmen. Als meine Frau und ich noch in Bel Air gewohnt haben, sind wir von einer ganzen Bande überfallen und ausgeraubt worden. Sie haben uns nichts getan, aber wir hatten höllische Angst. Die haben uns in einen Schrank gesperrt. Wenn das noch mal einer versucht, wird er eine schöne Überraschung erleben.»
    «Würde es dir nichts ausmachen, jemanden umzubringen?», fragte Gina.
    «In so einer Situation? Um mich gegen irgendwelche brutalen, heruntergekommenen Schlägertypen zu verteidigen, und um Menschen zu schützen, die ich liebe? Nicht das Geringste. Das würde mir sogar Spaß machen.» Er drehte den Oberkörper herum und sah Gray an. «Und du?»
    «Was ist mit mir?»
    «Glaubst du, du könntest einen Menschen töten?»
    Gray antwortete nicht. Seine Finger spielten mit dem kalten Metall einer Dose Carta Blanca.
    «Wo ist die Waffe?», fragte Gray. «Wo hast du sie in diesem Raum versteckt?»
    «Genau genommen sind es zwei Pistolen, weil der Raum so groß ist. Eine 38 er Police Special und ein 357 er Trooper Colt. Sie sind gut versteckt, aber leicht zu erreichen. Wir können ja ein kleines Spiel spielen, wie Ostereier suchen. Wer die meisten Waffen findet, hat gewonnen. Sagen wir innerhalb einer Viertelstunde.»
    Luke wurde plötzlich lebendig. «Das klingt toll.»
    «Ich will nicht, dass Luke auf den Gedanken kommt, Waffen wären toll», sagte Gina. «Als wären sie Spielzeug.»
    «Das hat gesessen. Den Rüffel habe ich wohl verdient.»
    Es war spät am Nachmittag. Vom Meer aus trieben Wolkenberge heran. Gray ging mit seinem Bier auf den Balkon und stützte die Ellbogen auf die Balustrade. Er schaute nach Norden, am Santa Monica Pier und den Pacific Palisades vorbei. Vor ihm türmten sich purpurfarbene Wolken zu Bergen auf. Und purpurne Berge, die wie Wolken aussahen. Das rief Erinnerungen in ihm wach. Erinnerungen an andere Wolken und andere Berge. Aber wo und wann?
    Die Glastür hinter ihm glitt zur Seite. Er sah sich um, es war Gina. Sie kam mit ihrem Weinglas zur Balustrade und sah ebenfalls hinaus.
    «Echt verdammt schön», sagte sie.
    «H-hm. Das ist Malibu.»
    «Wo?»
    «Dort drüben, der ganze Küstenstreifen. Dreiundvierzig Kilometer lang, wahrscheinlich die längste und schmalste Stadt in Amerika.»
    «Kennst du dich aus in L.A.?»
    «Nicht wirklich. Bin nur ein paarmal durchgefahren.»
    «Ich glaube, du kennst ’ne Menge Städte vom Durchfahren.»
    «Kann schon

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