Hyänen
Krankenhausfraß.»
«Gut», sagte Lingo, «zu Denny’s gehen meine Jungs am liebsten.»
Die Lingos fuhren einen Chevy Suburban. Mit Nummernschildern aus Missouri. Ronnie stieg zu ter Horst in dessen Landrover und setzte sich ans Steuer. Ter Horst steckte sich glücklich einen Zigarillo an. In den letzten Tagen hätte er sein linkes Ei für einen Zigarillo gegeben.
Er schaltete auf seinem Laptop den MobileTracker ein. Gina fuhr noch immer in Richtung Süden, die 101 hinunter. Anscheinend wollte sie zurück nach L.A., was ter Horst sehr gelegen kam. Er fragte sich, was für Gründe sie wohl hatte. Sie tat ihm fast ein wenig leid. Die Fliege flüchtet ins Netz der Spinne.
«Wie funktioniert das überhaupt?», fragte Ronnie.
«Irgendwie mit Satelliten und so. Ich versteh nichts von Technik.»
«Tolle Sache, oder? Was es nicht alles gibt.»
«Stimmt.»
«Demnächst fliegen sie noch zum verfickten Mond.»
«Das sind sie doch schon.»
Ronnie lachte.
«Doch, im Ernst.»
«Echt?»
«Echt.»
«Wann denn?»
«Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger.»
«Oh.» Er zuckte mit den Schultern. «Vor meiner Zeit.»
Am Straßenrand saßen drei Krähen und zerrten an einer herumliegenden Fastfoodtüte. Ronnie fuhr einen Schlenker. Ter Horst spürte ein Rumpeln und drehte sich um. Auf der Straße zuckte und zappelte eine überfahrene Krähe.
Sie wechselten von der 101 zur 405 und nahmen die Ausfahrt Jefferson Park. Beide waren so erleichtert, dass sie am liebsten gelacht hätten. Als hätte ihr Leben eine unerwartete Wendung zum Besseren genommen.
«Gray wird ganz schön staunen, wenn er uns sieht, oder?», sagte Luke.
«Vielleicht ist er ja auch sauer. Weil wir einfach so abgehauen sind.»
«Der ist nicht sauer. Er freut sich bestimmt.»
Über die Alejo Avenue fuhren sie nach King Beach hinein, vorbei am Pilates-Studio, am Café und dem Lebensmittelladen, vor dem sie Gray zum ersten Mal begegnet waren. Ein Flugzeug startete hinter den Hügeln, und sie bogen zum Parkplatz des Sea Breeze Motels ab.
Pete, der fette bärtige Angestellte, las im
People Magazine
; auf dem Cover prangte die Überschrift NICOLES NEUES BABY ! Als sie hereinkamen, sah er auf; anscheinend freute er sich, sie zu sehen.
«Da seid ihr ja wieder. Herzlich willkommen!»
«Danke», sagte Gina. «Können wir unser altes Zimmer kriegen?»
«Ich denke, das lässt sich einrichten.»
Sie brachten ihre Sachen in Zimmer 21 . Es fühlte sich beinahe so an, als kämen sie nach Hause zurück.
«Gehen wir zu Gray?», fragte Luke.
«Okay.»
Sie gingen hinüber zu Zimmer 18 , und Gina klopfte an die Tür. Keine Antwort. Dann versuchte es Luke. Wieder nichts.
«Wahrscheinlich ist er mit dem Hund unterwegs», sagte Luke.
«¿Señora?»
Quetzalli stand ein paar Zimmer weiter neben ihrem Putzwagen.
«Ihr Freund? Er weg.»
«Meinen Sie, er ist abgereist?», fragte Gina.
«
Sí.
Abgereist. Heute Morgen. Er und Hund. Weg.»
«Okay, danke.»
Luke starrte Gina vorwurfsvoll an.
«Er ist
weg
, Mom.»
«Ist doch nicht meine Schuld.»
«Ist es doch. Warum hast du ihn nicht angerufen, bevor wir losgefahren sind. Dann hätte er gewusst, dass wir kommen.»
«Warum hast du den tollen Vorschlag nicht schon heute Morgen gemacht? Dann hätte er vielleicht noch was genützt.»
Niedergeschlagen gingen sie zurück in ihr Zimmer. Setzten sich auf ihre Betten und sahen sich an. Ihr Gesichtsausdruck zeigte nur eine große Frage: Was nun?
«Wir werden ihn nie wieder sehen», sagte Luke.
Gina schwieg eine Weile und sagte dann: «Er hat ein Handy!»
«Dann ruf ihn an, Mom!»
«Ich habe seine Nummer nicht, aber Norman hat sie.»
«Dann ruf Norman an!»
«Seine Nummer habe ich auch nicht, aber wir wissen ja, wo er wohnt. Los, wir fahren zu ihm.»
Ter Horst und seine Truppe waren in L.A. angekommen. Sie fuhren den ziemlich verstopften Santa Monica Freeway in westlicher Richtung. Vorweg der marineblaue Landrover, dann der silberne Suburban.
Nach einem kurzen Aufenthalt in King Beach war der kleine blaue Wagen schon wieder unterwegs. Die Alejo entlang und dann nördlich auf dem Lincoln Highway. Er ruckelte in Richtung Marina del Rey.
Ter Horst griff nach seinem Handy und gab eine Nummer ein.
«Yellow», sagte Lingo.
«In fünfzehn oder zwanzig Minuten ha’m wir sie. Tut nichts ohne meine Anweisung.»
«Okay, Boss.»
Ter Horst legte das Handy wieder weg. Wühlte in seinem Medikamentenbeutel. Der Ziegenficker hatte ihm Unmengen Zeugs mitgegeben,
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