Hyänen
eigentlich nur dann Sinn, wenn sie davon ausging, dass er und/oder Frank ihren Aufenthaltsort an Cicala verraten hatten. Und wenn Frank mit den Mördern gemeinsame Sache machte und er mit Frank, dann hieß das, er machte gemeinsame Sache mit den Mördern.
Er hatte sein Glas ausgetrunken und stand auf, um sich ein neues einzuschenken.
Es klingelte an der Tür.
«Liebling», sagte Alison, die gerade den Salat wusch, «gehst du bitte?»
«Na klar.»
Er öffnete die Haustür. Davor standen drei Männer, ein älterer, flankiert von zwei jüngeren. Der ältere Mann trug einen langen, zweireihigen Mantel. McGrath sah Mac Lingo direkt in die Augen. Erkannte darin etwas tief Bösartiges. Er machte einen Schritt zurück und warf die Tür zu. Im selben Moment zog Lingo ein Gewehr unter dem Mantel hervor. Es sah wie eine Maschinenpistole aus, mit kurzem Lauf und Magazintrommel. Mehrere Ladungen Schrot zerschlugen das Türfenster und rissen Löcher ins Holz, die Tür sprang auf, und McGrath wurde wieder und wieder in Brust und Magen getroffen; er taumelte zurück und fiel zu Boden.
Am anderen Ende des Flurs erschien Alison. Lingo schoss, das Schrot durchlöcherte eine Wand; aber Alison war verschwunden.
«Schnappt sie, Jungs!», schrie Lingo.
Die Lingo-Brüder Steve und Ronnie zogen ihre Pistolen heraus und stampften über die Holzbohlen. Sie durchquerten den Flur, und Ronnie schaute ins Badezimmer, während Steve in die Küche ging. Ein Messer glänzte auf der Arbeitsfläche neben dem Salat. Die Hintertür stand weit offen. Steve schrie: «Ronnie, mach schon! Sie ist hinten raus!»
Ronnie betrat die Küche vom Flur aus, als Steve auf der anderen Seite hinauslief. Der Garten war eingezäunt; voller Bäume und Büsche und Blumenbeete, denn Alison liebte die Gartenarbeit. Ronnie stand in der Tür und sah zu, wie Steve im dunklen Garten herumrannte, mit der Pistole herumfuchtelte und schrie: «Wo steckst du, du blöde Fotze!»
Ronnie drehte sich um, untersuchte die Küche. Die Proportionen seines Körpers stimmten nicht, er hatte einen großen Kopf und Rumpf, aber kurze Arme und Beine, deshalb wirkte er wie ein riesiger Zwerg. Er sah eine Tür neben dem Kühlschrank, ging über den frisch gekachelten Fußboden darauf zu, griff den Türknauf und stieß sie auf.
Es war die Speisekammer. Alison kauerte zusammengekrümmt am Boden und hielt die Dienstpistole ihres Mannes auf ihn gerichtet. Als sie sein erstauntes Gesicht sah, drückte sie ab.
Nichts geschah. Sie atmete einmal tief ein, dann nahm er ihr die Waffe weg.
Er musterte sie, grinste. Im Unterkiefer sah man einen schiefen Zahn.
«Bei dieser Pistole immer erst den Hahn spannen. Das geht
so
.»
Er richtete die Pistole auf ihr Gesicht und schoss.
Die Dinge kamen allmählich in Ordnung. Auch der MobileTracker funktionierte wieder, gerade rechtzeitig, denn sie waren offenbar weitergefahren. Den ganzen Nachmittag hatte er zugesehen, wie der kleine blaue Wagen den Highway One hochruckelte, der die kalifornische Küste entlangführte. Gegen sieben hatten sie in Monterey angehalten, um dort zu übernachten. Außerdem hatte Professor Forza ihn zurückgerufen. Aus Ho-Chi-Minh-Stadt. Er war ganz begeistert von der Idee, Luke an südamerikanische Schwule zu verkaufen. Ter Horst sollte ihm Drogen geben, damit er friedlich ist, und ihn dann nach Mexiko bringen. Die Grenze sollte er bei Tecate überqueren und die Stadt Santiago Papasquiaro in den Bergen der Sierra Madre ansteuern. Dort gab es eine Landebahn, und er würde Luke an andere übergeben, die ihn zu seiner nächsten Station in Richtung Verderben, Folter und Tod begleiteten. Die beste Nachricht war jedoch, dass das Problem mit McGrath gelöst war und die Lingos nach Barstow kamen. Es ging ihm besser, aber trotzdem brauchte er Hilfe. Er hatte den Lingos zehntausend für McGrath und zehntausend für Gina versprochen. Das waren Peanuts verglichen mit dem, was er bereits von Cicala bekommen hatte und mit Luke noch verdienen würde. Nicht zu vergessen die Diamanten. Aber die Lingos waren dumm wie Stroh und würden das nicht schnallen.
Sie fuhren die ganze Nacht und würden morgen gegen Mittag ankommen.
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Die zweite Woche
Dienstag
S ie hatten beide nicht geschlafen und beinahe aus demselben Grund. Er fragte sich,
wohin
sie verschwunden war, und sie fragte sich,
warum
sie verschwunden war.
Noch vor Sonnenaufgang stand er auf, weckte den Hund und gab ihm zu fressen. Dann zog er sich an, und sie
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