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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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gingen nach draußen.
    Zusammen überquerten sie den ruhigen Parkplatz des schlafenden Motels. Gingen über die Dünen zum Strand. Als sie den Fahrradweg erreichten, begannen sie zu laufen.
    Über dem Meer waren noch Sterne zu sehen, aber im Osten über den Bergen von San Gabriel wurde es schon hell. Im übervölkerten Los Angeles tat es gut, den Strand ganz für sich allein zu haben. Es war so kalt, dass ihr Atem in weißen Wolken aufstieg.
    Der Hund rannte schrecklich gern. Er trottete neben ihm, wenn Gray joggte, und wenn er einen Sprint einlegte, wechselte der Hund in einen begeisterten Galopp. Er schien niemals müde zu werden. Für ein Wesen, das so heruntergekommen aussah, hatte er eine überraschende Ausdauer.
    Gray wusste, dass nur ein Leben ohne Wünsche ihn vor Verlust und Leid bewahren konnte. Man musste das Begehren auslöschen wie eine Kerze und das Leben mit allem Drum und Dran jederzeit so akzeptieren, wie es nun einmal war. Trotzdem gelang es ihm nicht, Ginas Abwesenheit zu akzeptieren. Er hätte sich am liebsten in den Hintern getreten, weil er sie nicht geküsst hatte, als sie zu ihm hochsah und geküsst werden wollte, damals, als sie auf den Dünen saßen und die Sonne im Meer versank. Wenn er sie geküsst hätte, wäre alles vielleicht ganz anders gekommen. Dann wäre sie vielleicht noch hier, und er hätte nicht solche Sehnsucht, wie ein bohrender Schmerz in der Brust, und würde sich nicht solche Sorgen machen, was um alles in der Welt sie und ihren Sohn so sehr bedrohte. Er würde nicht nach Alaska gehen und sich nicht ständig fragen, wohin sie wohl verschwunden war.
    Gray und der Hund liefen nach Norden, hin zu ihr, dort in ihrem dunklen Motelzimmer in Monterey.
     
    Heute wollten sie einen Ausflug machen und Wale beobachten. Bevor sie weiter nach San Francisco fuhren, um … ja, wozu? Um durch Chinatown zu streifen wie zwei verlorene Seelen? Wie Geister, die das Leben der anderen beobachten, aber selbst nicht daran teilnehmen durften? King Beach war abgesehen von den Flugzeugen ganz hübsch gewesen, und an den Lärm hatte sie sich beinahe schon gewöhnt. Was hatten sie also im Cannery Row Inn zu suchen, hundertfünfzig Kilometer entfernt?
    Es lag an Gray, er hatte ihr Angst gemacht. Sie wusste nicht, was sie von dieser Sanftheit und Brutalität halten sollte, von diesem vernarbten Körper, dem Schlafwandeln und den Lügen oder Täuschungen über seine Vergangenheit. Sie war nicht mehr verliebt gewesen, seit sie mit achtzehn Joey getroffen hatte, und das hatte in einer Katastrophe geendet. Seit sie spürte, dass sie drauf und dran war, sich in Gray zu verlieben, hatte sie Angst, wie das wohl enden würde. Warum konnte sie sich nicht in solide, hart arbeitende Kerle verlieben anstatt in Mafiosi und geheimnisvolle Herumtreiber?
    Aber sie musste auch an Luke denken. Er himmelte Gray an. Dabei konnte er sonst eigentlich niemanden leiden. Luke und sie hatten so viel gestritten, dass sie seine Meinungen schon fast automatisch ablehnte, aber er war im Grunde ein kluger und anständiger Junge und hatte vielleicht das richtige Gespür für Gray. Was bedeuten würde, dass ihre Flucht vor Gray in einem Leben voller Fehlentscheidungen mit Abstand die größte wäre.
    Luke hatte einen quälenden Traum von einem Skateboardrennen. Die Strecke führte einen steilen Hügel hinauf, und vor Hunderten von johlenden Zuschauern verlor er immer wieder die Rollen, aber dann spürte er Ginas Hand auf seiner Schulter.
    «Steh auf, Luke. Wir fahren.»
    Er sah sie benommen an.
    «Wohin?»
    «Zurück.»
     
    Sie schlurften ins Foyer und schauten sich um. Und die Menschen im Foyer starrten sie an. Sie wirkten wie drei Kojoten, die direkt aus der Wüste kamen, so hungrig, dass sie todesmutig direkt in ein Krankenhaus liefen.
    Ter Horst stand auf und ging auf sie zu.
    «Hey, Mac.»
    «Tachchen, Frank.»
    Sie gaben sich die Hand.
    «Für einen Sterbenden siehst du gar nicht schlecht aus», sagte Lingo.
    «Danke.» Er schüttelte auch den Brüdern die Hand. «Tut gut, euch zu sehen, Jungs.»
    Nicken und Grunzen.
    «Ihr müsst ziemlich müde sein», sagte ter Horst, «nach der langen Fahrt.»
    «Lingos werden nicht müde.»
    «Aber hungrig», sagte Steve. «Ich sterbe vor Hunger.»
    «Ich auch», sagte Ronnie. «Ich habe einen Denny’s gesehen, als wir hier angekommen sind.»
    «Haben wir Zeit?», fragte Lingo.
    «Klar», sagte ter Horst. «Ich freue mich auch schon auf richtiges Essen, nach diesem

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