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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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gebraucht hätte, denn alle schienen ihn zu lieben. Sie lachten ihn an und umringten ihn, zogen ihn am Ärmel und gaben ihm etwas zu essen und zu trinken. Als ob sein Auftauchen zwischen ihnen ein gutes Omen wäre, für Überfluss und ruhige Zeiten. Dafür, dass ihre Lehmhütten bald nicht mehr durch Schlammlawinen bedroht wurden, dass ihre Kinder nicht mehr an Durchfall starben und nachts keine Männer mit Macheten zu ihnen kommen würden.
    Alles war möglich, und so ging er durch die heißen Schwaden der Dunkelheit, die nur hier und da von Lampen oder Feuer beleuchtet wurde. Es hätte eine Welt von vor tausend Jahren sein können. Eines Nachts hörte er in der Nähe des Strands einen Schrei, danach Stimmen und Gelächter. Er ging den Geräuschen nach und bog um eine Ecke. Hinter einem Lagerschuppen vergewaltigten drei haitianische Soldaten im orangen Licht einer Petroleumlampe ein junges Mädchen. Sie war vielleicht zwölf oder dreizehn. Sie war nackt. Ihr schmutziges grünes Kleid lag neben ihr. Die Soldaten tranken Presidente-Bier aus Literflaschen. Ihre Waffen hatten sie gegen den Lagerschuppen gelehnt.
    Er zog seine M 9  Beretta. Sie bemerkten ihn erst, als er in den Schein der Lampe trat.
    «Lasst sie gehen», sagte er.
    Vielleicht waren es seine Augen. Vielleicht erkannten sie darin etwas, das ihnen sagte, es würde nicht genügen, sie einfach gehen zu lassen. Deshalb versuchten sie, an ihre Waffen zu kommen.
    Er schoss jedem von ihnen zwei Salven Munition in ihren Rumpf.
    Das Mädchen stand auf. Blut lief ihr die Beine hinunter. Sie nahm ihr Kleid, sah zu den Soldaten und dann zu ihm. Er versuchte, beruhigend zu lächeln. Streckte die Hände nach ihr aus.
    «Alles ist gut.»
    Aber sie rannte an ihm vorbei. Presste das Kleid gegen ihre Brust.
    Er rief «Warte!», aber sie verschwand im Dunkeln. Ihre dunklen, schlanken Umrisse schienen mit der Nacht zu verschmelzen.
    Er ging zu den Soldaten.
    Zwei von ihnen lagen mit dem Gesicht nach unten und schienen tot zu sein. Der dritte sah ihn direkt an, er saß aufrecht gegen die Wand des Schuppens gelehnt, murmelte ein paar Worte auf Kreolisch. Dann hustete er, sein Kinn sackte auf die Brust, und er starb.
    Alles war so schnell gegangen. Aus einer Flasche Presidente, die umgefallen war, sprudelte noch immer Bier auf den Boden.
    Es tat ihm nicht leid, sie getötet zu haben. Er wünschte, sie würden wieder zum Leben erwachen, damit er sie noch einmal töten konnte.
    Er ging zurück ins Lager. Erzählte niemandem, was geschehen war.
    Nach fünf Monaten verließ seine Einheit Haiti und kehrte zurück in die Staaten. Er war schon seit drei Jahren bei der Truppe und hatte vor zu verlängern, aber eines Nachts geriet er mit einem anderen Soldaten aneinander. Er schlug ihn so heftig zusammen, dass man ihm mit einer Klage drohte, wenn er nicht freiwillig aus der Armee ausschied.
    Er ließ sich treiben. Trank. Rauchte Gras. Geriet in Schlägereien. Landete in Seattle, wo er auf dem Bau arbeitete. Aber dann entdeckte er eine Kleinanzeige in einer Zeitschrift.
Wir bieten Ihnen Arbeit in feindlicher Umgebung.
So gelangte er nach Miami ins Hauptquartier der Argus Defense Group.
    Es handelte sich um eine private Sicherheitsfirma, die für westliche Firmen in «Entwicklungsländern» arbeitete. Diese Firmen verdienten hauptsächlich damit ihr Geld, Bodenschätze abzubauen. Öl, Kupfer, Gold und Diamanten. Argus kümmerte sich um den Schutz vor Banditen, Guerillakämpfern, Terroristen, Radikalen und anderen Verbrechern. Sie bildeten auch vor Ort Sicherheitskräfte aus. Ein weiterer Service von Argus waren die PSKs, Private Sicherheitskommandos. Das waren Personenschutzeinheiten für Reiche und Mächtige.
    Argus wurde von einem pensionierten Major des britischen Special Air Service geleitet. Ein wortkarger, drahtiger Kerl und ein geborener Anführer. Auf herbe Art attraktiv, obwohl ihm die Hälfte des rechten Ohrs fehlte. Keiner wusste, was damit passiert war, und niemand traute sich zu fragen.
    «Wir sind keine Bande von Söldnern, die mit irrem Blick rumrennen und Menschen abknallen», sagte der Major bei Grays Vorstellungsgespräch. «Wir sind professionell und diszipliniert. Wir sind die ADG . Weltweit die Besten in unserem Geschäft. Irgendwelche Fragen?»
    «Ja, Sir. Was ist mit Ihrem Ohr passiert?»
    Major Hobbes starrte ihn mit seinen eisblauen Augen endlos lange an.
    «Geht Sie verdammt noch mal nichts an», sagte er schließlich. «In Ordnung. Dann also los.»
    «Bin ich

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